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Priedegten 2022  
16. Mai 2022

„Von der Not und dem Segen des Gebetes“ (Karl Rahner)

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (16. Mee 2022)

Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 1,12-14)

Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war, kehrten die Apostel von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.

Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philíppus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelót, sowie Judas, der Sohn des Jakobus.

Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

Mutter Teresa wurde einmal gefragt, was das Geheimnis ihres Lebens sei: Das Gebet. Ein anderes Beispiel: Als über das Tischgebet in der Katechese gesprochen, ob zuhause in der Familie gebetet werde, antwortete das Kind: „Nein, das brauchen wir nicht. Meine Mutter kann gut kochen.“ Dieses Kind hat treffend zum Ausdruck gebracht, worin die Not und die Unmöglichkeit des Gebets besteht. Das Gebet verschwindet, wo wir die Welt nur noch unter dem Aspekt sehen, was mir machen. Aktion, Power, Machen – unser Leben ist oft einseitig darauf konzentriert. Der Glaube an einen persönlichen Gott und die konkrete Zwiesprache mit ihm im Gebet scheint zu Zeiten des naturwissenschaftlich-technisch geprägten Weltbildes vielen belanglos und absurd. Dann bleibt das Gebet auf der Strecke, Gebet als eine Randerscheinung. Wenn Machen und Handeln im Vordergrund steht, dann rückt das Handeln Gottes in den Hintergrund. Sicher, wir können die Hände nicht in die Tasche stecken. Es ist wichtig, eine Hand mit anzupacken. Gefahr allerdings ist, wenn wir unser Leben ausschließlich auf das Machen konzentrieren, dann besteht Gefahr, dass wir unseren Lebenshorizont einengen.

Die Kirche bietet einen „alternativen Lebensstil“. Es geht nicht einfach um das Machen, das Funktionieren. Den alternativen Lebensstil hat uns der Patron von Europa, den heiligen Benedikt mit auf den Weg gegeben. Und dieser alternative Lebensstil, den der heilige Benedikt vor 1500 Jahren uns mit auf den Weg gegeben hat und nichts an Aktualität verloren hat, besteht in etwas sehr Einfachem und eigentlich Selbstverständlichem, das sich aber gerade heute nicht mehr von selber versteht: in einem elementaren Leben in und aus der Gegenwart Gottes leben. Gott in allem begegnen. Wirklich in allem, nicht nur im Außergewöhnlichen und Sensationellen, sondern auch und gerade im Alltäglichsten des alltäglichen Lebens. Unser ganzes Leben spielt sich vor den Augen des gegenwärtigen Gottes ab. Gottes Gegenwart prägt das ganze Leben. Das Leben in und aus der Gegenwart Gottes ist ein alternativer Lebensstil, den unsere Welt und wohl auch unser müdes Christentum bei uns so dringend nötig haben, die mit der Wirklichkeit Gottes immer weniger rechnen und deshalb die Lebensrichtung immer häufiger ohne den Wirt – ohne Gott – machen.

Vergessen wir nicht, wenn wir Gott suchen, hat Gott uns schon längst gesucht und gefunden. Das Wort Gottes, Jesus Christus sucht uns. „Am Anfang war das Wort“. Das Christentum beruft sich auf die Offenbarung des Wortes.

Es ist nicht einfach zu beten. Gerade im Leiden fällt das Beten manchmal schwer, weil uns die Worte fehlen oder wir keine Hoffnung haben, dass das Beten etwas bringt. „Herr lehre uns beten“ (Lk 11,1). Die Jünger möchten beten lernen, weil sie erspüren. dass das Gebet die Lebenshaltung Jesu schlechthin ist. Sein Leben ist Gebet, das heißt ein fortwährendes Gespräch mit Gott und immer ein neues Hören auf den Vater. Jesus zieht sich immer wieder an einen einsamen Ort zurück, um in der Stille zu beten. Er schöpft aus dem Gebet die Kraft für jeden nächsten Schritt – bis hin nach Golgotha. Wir Christen können Jesus am besten verstehen und ihm ähnlich werden, wenn wir beten. Im Gebet erkennen wir, wer Jesus ist. Und im Gebet kommen wir mit dem Geist Gottes in Berührung. Ein anderer Aspekt des Gebets ist die Gemeinschaft: sich gemeinsam zum Gebet treffen und sich im gemeinsamen Gebet als Gemeinschaft Jesu Christi, als Kirche erfahren. Die Kirche erfährt ihre Identität im Gebet. Das Gebet befähigt die Gemeinde, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Gebet gibt uns Mut, anders in der Welt aufzutreten, mit Vertrauen und innerer Freiheit.

Eine Ordensschwester sagte: „In unserem Kloster machen wir viele Gebete, aber wir beten nicht“. Es ist so wie mit dem Sprechen. Ich kann viel sprechen, ohne etwas zu sagen. Es geht ja letztendlich um die innerliche Haltung, in die sich unser Gebet vollzieht. Wir machen die Erfahrung im Gebet, dass wir in unserer Zerbrechlichkeit nicht allein sind. Ich nehme das Beispiel von Ijob im Alten Testament. Er ist ein exemplarischer Beter. Er stellt oft Fragen – meist nach dem Grund seines Leidens. Er bittet um Zuwendung, Beendigung oder Erleichterung seines Leidens. Ijob ist ein Mensch, der Gott ernst nimmt. Als ihn Unglück trifft, kann er dennoch Gott loben: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, gelobt sei der Name des Herrn“ (Ijob 1,21). Ijob verliert Gott nie aus dem Blick. Trotz aller Schrecken ist Gott sein letzter Rettungsanker.

In jeder Messe werden wir aufgerufen: „Erhebt die Herzen“ Und wir antworten: „Wir haben sie beim Herrn“ – in allen menschlichen Situationen, in allen Höhen und Tiefen des Lebens werden wir in der Eucharistie und darüber hinaus unser Herz auf Gott ausrichten. Christus ist der endgültige Sonnenaufgang in der menschlichen Geschichte, Nicht einfach mit dem äußeren Auge auf Jesus Christus blicken. Was zählt ist die innere Ausrichtung des Gebets auf Jesus Christus und sein Paschageheimnis, wie sie vor allem in Maria leuchtet. Denn Maria ist die wahre Vorbeterin des Glaubens in der ganzen Kirche: Es war nach der Himmelfahrt Jesu Christi, als sich die Apostel zusammen mit den Frauen, die Jesus nachgefolgt waren, und Maria, der Mutter Jesu, im Abendmahlsaal versammelten und dort einmütig im Gebet verharrten. Maria erweist sich hier als Mutter der betenden Kirche. Unser ganzes Leben soll geprägt sein vom Gebet. Im 1. Thessalonicherbrief 1,17 heißt es: „Betet ohne Unterlass.“ Das heißt nicht viele Worte machen, sondern unsere Sehnsucht auf Gott ausrichten. In den Bekenntnissen des heiligen Augustinus heißt es: „Wer Gott sucht, wird ihn finden, und wer ihn findet, wird ihn preisen.“ Ja, der Glaube ist schön.

 
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