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29. Februar 2024

Alfred Sobel: „Konvertiten: katholisch geworden“

Religiöses Buch des Monats März

Auf den ersten Blick scheint ein Buch über „Konvertiten“ heute ziemlich aus der Zeit gefallen. Wo es in beiden Kirchen nurmehr um eine Begrenzung der Kirchenaustritte zu gehen scheint, sind Übertritte zwischen den Konfessionen wohl kaum noch ein relevantes Thema, scheinen sogar eher den Bemühungen um mehr Ökumene zu widersprechen. Tatsächlich geht es aber in diesem Buch von Alfred Sobel um etwas viel Grundlegenderes als um einen Konfessionswechsel, weshalb auch der Untertitel „Katholisch geworden“ eigentlich in die Irre führt und deshalb etwas unglücklich gewählt ist. Viel besser träfe es der Untertitel „Zum Glauben gefunden“, denn darum geht es in diesen dreizehn Porträts: um Menschen, die an einer bestimmten Stelle ihres Lebens zum christlichen Glauben gefunden und dann aus diesem Glauben heraus ihr ganzes Leben gestaltet haben. Dass eine Abkehr von einer vorherigen Konfession dabei keine große Rolle spielt, weil diese in der Regel nur pro forma bestand, zeigt allein die Tatsache, dass zwei der Porträtierten gar keinen Konfessionswechsel vollzogen haben, sondern bereits nach der Geburt katholisch getauft wurden, aber ihren Glauben erst im Erwachsenenalter wirklich entdeckt (Antoni Gaudí) bzw. noch einmal entscheidend intensiviert haben (Katharina Kasper).

Faszinierend sind derartige, oft sehr radikale Kehrtwenden in der durch den Glauben geprägten gesamten Lebensentscheidung in jedem Fall, wie etwa bei der feministischen Schriftstellerin Karin Struck, für die ein Schwangerschaftsabbruch Mitte der 70er Jahre zum einschneidenden Erlebnis wurde, das sie schließlich zum katholischen Glauben führte. Oder das ganz und gar unkonventionell lebende Künstlerpaar Emmy Hennings und Hugo Ball, Begründer der Kunstrichtung des Dadaismus, die inmitten ihres äußerst turbulenten Lebens und trotz aller Skepsis gegenüber der Amtskirche zum katholischen Glauben gefunden bzw. zurückgefunden haben – Hugo Ball war katholisch gewesen, aber aus der Kirche ausgetreten – und deren Leben und künstlerisches Arbeiten fortan vom Glauben geprägt wurde.

Individuell sehr verschieden vollziehen sich die geschilderten Bekehrungen, manchmal durch eine Lebenskrise ausgelöst wie bei Karin Struck, manchmal aber auch mit einem sehr langen Anlauf wie beim Schriftsteller Ernst Jünger, der erst kurz vor seinem Tod im Alter von 100 Jahren katholisch wurde. Ebenso möglich und nachvollziehbar ist aber auch ein unspektakuläres Hineinwachsen in den Glauben wie bei der schwedischen Astronomie-Professorin Karin Öberg oder auch ein Weg über mehrere Stationen wie beim österreichisch-italienisch-deutschen Ingenieur Leonhard Adler, der 1888 als Kind einer jüdischen Familie geboren wurde, sich 1906 evangelisch taufen ließ, 1917 zum katholischen Glauben konvertierte, 1953 trotz bestehender Ehe mit Zustimmung seiner Frau und Dispens vom Papst in den Franziskanerorden eintrat und 1956 zum Priester geweiht wurde. Auffällig ist in jedem Fall eine Parallele, die sich bei allen Dargestellten findet – die vernunftmäßige Auseinandersetzung mit Glaubensfragen muss zwar zu überzeugenden Antworten kommen, letztlich ausschlaggebend für die Glaubensentscheidung sind aber meist persönlich erlebte Lebenszeugnisse anderer Christen.

Biografien werden im Bereich der Sachbücher besonders gerne gelesen, und so ist dieses Buch von doppeltem Nutzen: Zum einen veranschaulicht der biografische Zugang in eindrucksvoller Weise die zentrale Aussage, dass für alle, die zum Glauben finden, gelebte Vorbilder im Glauben, authentische Persönlichkeiten letztlich unerlässlich sind – und das Leben jedes Menschen deshalb für andere zum Glaubenszeugnis werden kann. Und andererseits vermag diese Biografien-Sammlung auch Leserinnen und Leser anzusprechen, die sonst nicht zu einem thematisch religiösen Buch greifen würden. (Sankt Michaelsbund)

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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