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5. Januar 2019

Gold, Weihrauch und Myrrhe oder Erkenntnis, Erfahrung und Zielsetzung

Der Kommentar zum Sonntag – Epiphanie (06.01.2019) von Pater Jean-Jacques Flammang SCJ

Gedanken zum Matthäus-Evangelium am Fest der Erscheinung des Herrn – Epiphanie (Mt 2, 1-12)

Weise aus dem Morgenlande haben sich auf den Weg gemacht. Viel reden sie nicht, aber ihre Entschiedenheit, auch vor König Herodes, beweist, dass sie keine Mühe scheuen, den Weg nach Bethlehem zum Retter der Welt zu finden, offen und ehrlich.

So seltsam das auch klingen mag, was Matthäus uns hier in seinem Evangelium berichtet, es ist nicht so weit entfernt von der Suche nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit zahlreicher weiser Menschen heute.

So hat zum Beispiel der belgische Nobelpreisträger für Medizin, Christian de Duwe, eines seiner letzten Bücher „De Jésus à Jésus en passant par Darwin“ betitelt. Als junger Mann ist Christian de Duwe im Gymnasium mit Jesus und seiner Kirche in Verbindung gekommen. Später dann als Student und Forscher an den Universitäten hat er von den biologischen Wissenschaften erfahren, dass der Mensch ein Produkt der Evolution sei. In das genetische Erbgut des werdenden Menschen hat die natürliche Auslese Gruppenegoismus und aggressive Abgrenzung allen Fremden gegenüber eingeschrieben, Eigenschaften, die der Menschheit lange Zeit in ihrer Weiterentwicklung geholfen haben, ihr heute aber als genetische Erbsünde zum Verhängnis werden können, wenn nicht reagiert wird. Denn sich nur für seine eigene Gruppe einsetzen und sich gegen alles Fremde aggressiv abschotten, kann unter den heutigen Umständen das Verschwinden der Menschheit schlechthin bedeuten.

Was also tun? Darwin hatte festgestellt, dass der Mensch das einzige unter den Lebewesen ist, das sich seiner genetischen Erbschaft bewusst wird. So kann er sie durch Zukunftsplanung beeinflussen und zum Besseren benutzen. Christian de Duwe schlägt deshalb vor, wie die Weisen aus dem Morgenlande nach ihrem Besuch in Bethlehem den Weg nicht mehr zu Herodes und seiner zerstörerischen egoistischen Einstellung zurückzugehen, sondern mit dem, was Jesus vermittelt hat, einen neuen Lebensweg einzuschlagen. Hatten die Weisen Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke mitgebracht, so müssen wir Jesus heute unsere Erkenntnis, unsere Erfahrung und unsere Zielsetzung anvertrauen.

Unsere Erkenntnis, wertvoll wie Gold, kann durch das Evangelium erweitert und kritisch geläutert werden, damit sie, unseren genetischen Eigenschaften entgegen, der allgemeinen Nächsten- und Feindesliebe besser Rechnung trägt, die Jesus uns gepredigt und vorgelebt hat.

Unsere Erfahrung, wie Weihrauch bei Jesus hingestellt, kann von ihm bereichert werden und lernen, dass der rechte Weg für uns Menschen darin besteht, den Fremden nicht als Feind, sondern wohlwollend als Weggefährten zu begegnen.

Mit der Myrrhe hatten die Weisen auf Jesu Königtum hingewiesen. Bei all unseren Planungen und Zielsetzungen dürfen wir Gerechtigkeit und Frieden nicht aus den Augen verlieren, sonst könnte unsere Art im Nichts verschwinden, wie zahlreiche andere Arten der langen Evolutionsgeschichte vor uns.

Falls wir bereit sind, wie die Weisen vor Christus niederzuknien, finden wir bei ihm in Bethlehem, wörtlich im „Haus des Brotes“, genügend Kraft, unser Menschsein zur Ehre Gottes zu gestalten und zum Wohle aller Menschen guten Willens.

Quelle: Luxemburger Wort

Jean-Jacques FLAMMANG SCJ
 
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