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Jahr A (2016-2017)  
20. Mai 2017

Die Liebe und das Tun

21.05.2017

Joh 14,15-21

Ohne innere Liebe ist alles äußere Tun nichts nütze. Was aber aus Liebe geschieht, das ist groß“ [1].

Veränderungen bedingen Fragen nach der Zukunft. Dies mag auch auf die Freunde Jesu zutreffen, als er ihnen beim letzten Essen mitteilte, dass er nicht mehr lange bei ihnen sein werde, denn wegen seiner Lehre und seinem Handeln war sein Tod gewiss. Für seine Freunde kam diese Ankündigung wie ein Donnerschlag. Man kann sich ihre Unruhe, ihre Sorge und ihre Angst vor dem Alleinsein vorstellen. War alles umsonst? Was wird mit ihnen passieren? Welche Schwierigkeiten werden auf sie zukommen? Werden sie das Leben ohne Jesus meistern können?

Jesus erkennt, dass seine Freunde einen schwierigen Prozess durchmachen. Die neue Situation macht Angst. Und die Frage ist unvermeidlich, ob man dem, den man vermisst, auch weiterhin gerecht werden kann. Jesus versucht seinen Freunden Mut zu machen und gibt ihnen sein „Testament“: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ [2]

Die Bereiche Liebe und Gehorsam sind bei Jesus recht eng verbunden. Auf der einen Seite ist dies gut nachvollziehbar. Wenn man liebt, und der Partner bittet, dann wird man seinen Wunsch erfüllen, weil man für ihn da sein möchte und sein Bestes will. Aber es gibt auch Situationen, in denen es äußerst schwer fällt für diese Liebe etwas zu tun, zum Beispiel wenn bedingungsloses Verzeihen für ein Wort oder eine Tat verlangt wird. Aber sollte nicht die Liebe siegen?

Jesus gibt seinen Freunden also eine schwierige Aufgabe. Sie wird noch schwieriger dadurch, dass seine Formulierung ganz allgemein gehalten ist und er keine Gebote explizit nennt. Als Juden glauben die Freunde, dass Gott den Dekalog nicht nur gab, damit Menschen vor Unheil geschützt sind. Vor allem zielt dieser auf ein gutes und verantwortungsbewusstes Miteinander. Deshalb stehen die Gebote im Hebräischen im Futur [3]; denn sie sind Verheißung für ein gutes Leben, wenn der Mensch sich darauf einlässt.

Jesus geht mit seinen Freunden über den Dekalog hinaus und gibt ihnen sein Gebot: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ [4]

Was versteht Jesus unter Liebe? Sein Leben zeigt, dass Liebe ein Tun ist. Lieben heißt seinen Nächsten lieben wie sich selbst, denn Nächstenliebe ohne Selbstliebe ist nicht realisierbar. Liebe heißt weiterhin ein Auge auf den zu haben, der sich selbst ausgrenzt oder ausgegrenzt wird. Liebe bedeutet also mit dem Leben und der Schöpfung so umgehen wie es Gott entspricht, nicht dem Trend der absoluten Selbstverwirklichung ohne Rücksicht auf andere Menschen zu folgen. Zuerst die Liebe, dann das Tun. Wie die Liebe das Tun bestimmt, das schreibt Paulus in seinem Korintherbrief [5] und der Kirchenlehrer Augustinus meint sogar: „Liebe, und dann tue was du willst.“ [6]

Wenn Jesus die Liebe mit den Geboten verbindet, so unterstreicht er deren ursprüngliche Bedeutung. Sie dienen nicht der Ausgrenzung und der Verurteilung, sondern sie sind ein Angebot das Miteinander von Menschen mit unterschiedlichsten Interessen zu regeln. Deshalb dürfen sie nicht missbraucht werden, um Menschen in verschiedene Lager zu trennen.

Gerade in der heutigen Zeit ist diese Absicht so wichtig. Aufmerksam werden, das Leben wachsam verfolgen, andere Menschen akzeptieren, auf sie achtgeben. Dann werden wir merken, dass Gebote dem Zusammenleben dienen und keine Zwangsjacken sind. Freiheit ja, aber ohne die Freiheit des anderen einzuschränken.

Quelle: Luxemburger Wort

[1Thomas von Kempen, (1379/80 – 1471), holländischer Augustinermönch und Prediger

[2Johannes 14, 15

[3Exodus 20,2-17: zum Beispiel: “Du wirst nicht töten“, „Du wirst wahrhaftig und glaubwürdig sein“

[4Johannes 13,34

[51 Korinther 13,2 „Wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts“

[6Augustinus (354–430) in seinen „Bekenntnissen“ („Confessiones“), 397-401. 10,16

Ruth BACHTLER
 
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