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Jahr A (2016-2017)  
14. Januar 2017

Sehen, erkennen, bezeugen…

15.01.2017

Foto: Anouk Antony

(Joh 1,29-34)

Johannes der Täufer macht in aller Bescheidenheit den Abgesandten aus Jerusalem klar, was seine Sendung ist, und dass der Messias unerkannt mitten unter ihnen steht.

Anderntags kommt es dann zur Begegnung mit Jesus. „Da, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinträgt.“ (Joh 1,29) Auch Johannes erkannte seinen Verwandten Jesus als Messias erst durch die Zeichen Gottes, denen er voll vertraute. Das Herabkommen des Geistes in Taubengestalt machen ihm Augen und Herz auf, dass er bezeugen kann: „Dieser ist der Sohn Gottes.“ (1,34)

Ob der Evangelist Johannes dabei eher an das „Lamm Gottes“ (Jes 53,7) denkt, das die Sünder Welt, also die Sünden aller, hinwegnimmt durch die Sühnekraft seines Todes am Kreuz oder eher den „Gottesknecht“ (Jes 49, 1 ff) vor Augen hat, der als schuldloses Lamm die Sünden auf sich nimmt, der Text lässt beide Auffassungen zu. Entscheidend für Johannes den Täufer ist seine Berufung, diesen Jesus den Juden als den erwarteten Messias „bekannt“ zu machen. Nachdem er selbst „gesehen“ und „erkannt“ hat, kann er bezeugen, dass Jesus das Licht für die Welt ist, wie es im Prolog des Johannesevangeliums heißt: „Er war das wahre Licht, das jeden Menschen hell macht auf dem Weg in die Welt.“ (Joh 1,9)

Johannes redet nicht von sich selbst, sondern er gibt Zeugnis für Jesus, in dem alle zu Kindern Gottes werden können, die ihn aufnehmen. Das ist auch die Berufung seiner Kirche. Sie hat keine andere Mission, als Zeuge zu sein für Jesus, für die sichtbar gewordene Liebe Gottes mitten in der Finsternis. Und diese Kirche soll allen Menschen helfen, zu erkennen, dass es sich lohnt, auf Ihn zu hören und sein Leben auf Ihn zu bauen.

Das macht die Bedeutung und die Würde der Kirche aus, dass sie sich nicht selbst verkündet, sondern den, der sie sendet zum Heil der Völker. Deshalb betont der heilige Paulus: „Wir sind nicht Herren eures Glaubens, sondern Diener der Freude Christi.“ (2 Kor 1,24) Glaube ist immer erst ein Geschenk Gottes. Ein Geschenk ist gratis, ist nicht geschuldet und lässt sich nicht erzwingen. Als Christ muss ich offen bleiben für die Begegnung mit Christus, sonst kann ich nicht glaubwürdig sein Zeuge sein.

Wenn ich mich dem Licht Gottes nicht verschließe, dann bleibt zwar vieles in der Welt finster, vieles unverständlich, manches sogar unerträglich, aber im Lichte Christi kann ich die Dinge besser sehen, die Probleme genauer erkennen und den Menschen effektiver helfen. Dann wird die Heilige Schrift für mich wie eine Quelle frischen Wassers, wie ein helles Licht im Dunkeln, das dem Leben Freude und Hoffnung gibt, das den Menschen zeigt bei der Suche nach Sinn und Ziel im Leben, dass es sich lohnt auf Gott zu setzen.

Wir stehen kurz vor der Gebetswoche um die Einheit der Christen. Wer sich im Licht des Herrn weiß, dem ist es ein wichtiges Anliegen, Trennung zu überwinden.

Demnach gilt es zuerst die Streitigkeiten in der eigenen Kirche mit Geduld zu überwinden und wenigstens kleine Schritte der Versöhnung zu wagen. Darüber hinaus betont Papst Franziskus in seiner Programmschrift zur Kirchenreform: „dass unsere Beziehung zu Christus auch eine Gemeinschaft fordert und fördert, die die zwischenmenschlichen Bindungen heilt, begünstigt und stärkt“ (Evangelii Gaudium Nr. 67).

Wer sich nicht bewegen lässt, wird auch nicht erkennen können, was nottut in unserer postmodernen Zeit und sein Zeugnis wird platzen wie eine Seifenblase.

Raymond STREWELER
 
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