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Jahr A (2016-2017)  
11. März 2017

„Ihr sollt ein Segen sein“

12.03.2017

Mt 17,1-9

Im Jahre 2003 war der erste Ökumenische Kirchentag in Berlin, der unter dem Thema „Ihr sollt ein Segen sein“ stand. Mit meinem geschätzten protestantisch-reformierten Mitbruder, Pastor Karl-Georg Marhoffer, durften wir beide gelebte Ökumene mit allen Sinnen, bei der das Gemeinsame stärker als das Trennende hervorgehoben und gelebt wurde, als prägendes und unvergessliches Ereignis erleben. Es war ein Erlebnis von versöhnter Verschiedenheit und Einheit in der Vielfalt. Unvergesslich bleibt dieses ökumenische und historische Event, das von den beiden großen deutschen Laienorganisationen – das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und der Deutsche Evangelische Kirchentag – in Berlin organisiert wurde, wo am 9. November 1989 über den Fall der Mauer gejubelt wurde, in dieser Stadt an dem Tor, das zum Symbol der politischen Einheit wurde. Hier feierten 2003 Christen über alle Konfessionsgrenzen hinweg eine andere Art von Einheit unter dem Leitmotto „Ihr sollt ein Segen sein“.

In der ersten Lesung des zweiten Fastensonntags spricht Gott zu Abraham: „Ein Segen sollst du sein. Ich will segnen, die dich segnen.“ Segnen ist nicht einfach ein kircheninterner Begriff. Jedes Kind bekommt, unabhängig, ob es muslimisch, jüdisch oder christlich erzogen wird, diese Geschichte von Abraham zu hören. Abraham hat sich auf den Weg gemacht, weil er Gott vertraute. Gott versprach ihm, dass durch ihn ein großes Volk entstehen werde. Ein Versprechen, das trotz vieler Hindernisse eingelöst wird. „Du sollst ein Segen sein“, bezieht sich auf Abraham und auf seine Frau Sarah, denn am Ende ist durch sie die Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Isaak der versprochene Segen Wirklichkeit geworden.

Segen hat in den Geburtsgeschichten in der Bibel sowohl im Alten wie im Neuen Testament mit der Fruchtbarkeit, mit dem Wachsen und Reifen, das heißt mit dem physischen, psychischen und geistigen Gedeihen, zu tun.

„Ihr sollt ein Segen sein“, diese Verheißung, die an Abraham geschieht, dürfen wir Christen auch auf uns beziehen. Christsein bedeutet: Einen Segen sollen wir sein. Das „Sein“ meint eine Wesensbeschreibung, eine die ganze Person erfassende Haltung, die sich im konkreten Tun auswirkt. Segen ist man für andere, denen man gut will, für die man sich einsetzt, denen man Gutes tut, vom Gebet über die konkrete Zuwendung und Hilfe in der Not bis zum politischem Mitgestalten besserer Rahmenbedingungen, vor allem in Bezug auf Schwächere und Flüchtlinge.

Segen lässt sich vielfach deklinieren. So segnen viele Eltern abends ihre Kinder. Verliebte sagen: „Es ist ein Segen, dass es dich gibt“. Patienten meinen dankbar: „So ein Arzt wie er, ist ein Segen.“ Es ist aber auch eine Tatsache, dass wir vom Weg des Segens abkommen und auf den Weg des Fluches und der Selbstzerstörung geraten können, wodurch wir uns vom Segen selber ausschließen können.

Die Fastenzeit lädt uns ein, zu diesem Weg des Segens, zu diesem Strom des Segens, zu diesem Kreislauf des Segnens zurückzufinden, damit christliche Ökumene vom Segen Abrahams und Sarahs her in der Gemeinschaft mit Israel und den Muslimen und im Dienst an den Völkern wachsen und segensreiche Wegbereitung auf das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit hin werden kann. Der Segen ist ein Geschenk und eine Aufgabe zugleich. Manchmal liegt er schwer auf unseren Schultern. Als Verheißung Gottes hüllt er uns schon jetzt ein.

Quelle: Luxemburger Wort

Théo KLEIN s.c.j.
 
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