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Jahr A (2019-2020)  
11. Januar 2020

Taufe – nur ein uraltes Ritual?

Kommentar zum Fest Taufe des Herrn von Christine Bußhardt (12.1.2020)

Leute, die auf die Frage, ob sie Christen seien, antworten: „Ich bin getauft“, fügen oft hinzu: „aber nicht praktizierend“.

Es gibt viel mehr Getaufte als sogenannte praktizierende Christen, was in der Statistik vor allem am Gottesdienstbesuch festgemacht wird. Ca 370.000 Einwohner Luxemburgs, das sind etwas mehr als die Hälfte, gelten als Angehörige einer christlichen Glaubensgemeinschaft. Tatsächlich nehmen aber nur noch wenige Prozent regelmäßig an den Gottesdiensten in den Kirchen teil. Ist die Taufe also nur noch eine alte Tradition in vielen Familien? Ein Blick auf die Bibeltexte der kommenden Sonntage könnte beim Entdecken der Bedeutung und des Sinns dieses urchristlichen Symbols bis in unsere Zeit helfen.

Christentum – made by Johannes

Zunächst ist uns die Taufe aus allen vier Evangelien bekannt. Jesus trifft als erwachsener Mann auf den Propheten Johannes. Dieser verkündet eine neue Zeit. Viele Menschen warten sehnsüchtig auf die Ankunft eines längst verheißenen Erlösers und strömen an den Jordan. Sie hören gespannt den aufrüttelnden Worten des Johannes zu und lassen sich zum Zeichen eines Neuanfangs von ihm taufen. Auch Jesus ist unter den Vielen. Er bleibt jedoch nicht unbemerkt. Und seine Taufe wird zum Schlüsselerlebnis für Johannes, für die Umstehenden und auch für ihn selbst. Auslöser ist die Zusage Gottes, die wie eine Stimme aus dem Himmel zu hören ist: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Von diesem Tag an folgen Jesus viele Menschen, lauschen seinen Worten über die Liebe und Barmherzigkeit Gottes und erwarten von ihm Wunder und Heilung an Leib und Seele. Jesus bleibt nicht am Jordan und tritt auch nicht in die Fußstapfen des Täufers. Um Menschen mit Gott in Berührung zu bringen, stellt er den Kontakt unmittelbar her: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ (Joh 14,8), sagt er denen, die danach fragen. Erst nach dem Tod Jesu entwickelt sich in der frühen Kirche die Taufe zum eigentlichen Initiationsritus und zum Zeichen der Unmittelbarkeit zwischen Gott und den Menschen – also zum Sakrament.

Was ist davon übriggeblieben?

Getreu der Redeweise des Paulus und im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils bezeichnet die Gemeinschaft der Getauften die Kirche Christi. Die Getauften sind, modern ausgedrückt, „Stakeholder“ des Unternehmens Kirche. In ihrem Interesse sollte es liegen, wie Kirche funktioniert, sich darstellt und Zukunft plant. Wer sich taufen lässt, folgt nicht nur einer alten Tradition. Wer getauft ist, bekommt Anteil an der Zusage Gottes: „Dies ist mein geliebtes Kind!“ und hat den Auftrag, dementsprechend in der Welt zu leben und zu handeln.

Taufe ist bis heute aktuell, denn jede Zeit braucht einen Neuanfang.

Christentum sollte immer wieder neu entstehen: radikal, umwälzend und zukunftsträchtig. Frauen und Männer, die glaubhaft die Werte des Christentums leben und als Vorbilder dienen könnten so wie damals Johannes, finden sich bis in die heutige Zeit. Vielleicht findet sich unter diesem Blickwinkel auch eine neue Antwort auf die Frage: Bist Du Christ?

Quelle: Luxemburger Wort

Christine BUßHARDT
christine.busshardt@cathol.lu
 
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