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Jahr B (2017-2018)  
28. Juli 2018

Die Brotvermehrung: ein Zeichen

Kommentar zum 17. Sonntag im Jahreskreis von Sr. Danièle Faltz (29.07.2018)

Joh 6, 1-15

Johannes selbst gibt uns im Evangelientext vom morgigen Sonntag den Schlüssel zum Verstehen seiner Erzählung von der Brotvermehrung. Er spricht von einem Zeichen. Also geht es nicht darum, zu ergründen, ob Jesus tatsächlich 5000 Männern Brot und Fische ausgeteilt hat. Darüber kann man natürlich spekulieren. Waren es tatsächlich 5000, ohne die Frauen und die Kinder? Wenn ein Junge fünf Brote und zwei Fische im Rucksack hatte, könnte es dann nicht sein, dass noch viele andere Vorräte dabei hatten und zum 
Teilen bereitstellten? Wo kamen plötzlich auf diesem Berg die zwölf Körbe her, in denen die übrig gebliebenen Brote gesammelt wurden? Fragen über Fragen.

Wenn diese Brotvermehrung allerdings, genau wie die Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit zu Kana, ein Zeichen ist, das Jesus gewirkt hat, dann sollten wir versuchen zu verstehen, was dieser Text uns über Gott und sein Wirken in der Welt zu sagen hat.

Mir fällt zuerst auf, dass Jesus sich besorgt zeigt um die Menschen, die ihn umgeben. Ganz konkret: Der Weg nach Hause ist weit, wäre es nicht angebracht, ihnen vorher noch etwas zum Essen anzubieten? Dieser Blick für die konkreten Bedürfnisse der Menschen zeichnet auch unseren Papst Franziskus aus. Er richtet Duschen ein für die Obdachlosen und bezahlt für sie den Frisör. Natürlich ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es zeigt, dass der Papst sich auseinandersetzt mit den alltäglichen Sorgen der Menschen. Wie er, haben sich Tausende von Christen in der Nachfolge Jesu eingesetzt, und viele unserer aktuellen sozialen Werke gehen zurück auf den aufmerksamen Blick eines Christen, den es dann zur Tat drängte. Mir fällt dabei spontan der Name unseres verstorbenen Dechanten Jean Heinisch ein, auf den sich mehrere soziale Institutionen in Luxemburg berufen.

Die Brotvermehrung ist natürlich auch ein Hinweis auf die grenzenlose Liebe unseres Gottes. Wenn Gott gibt, gibt er in Fülle, er rechnet nicht, wie es schon die 600 Liter Wein in Kana bezeugen. Er schließt auch niemanden aus. Alle wurden satt, sicher auch jene Kritiker, die Jesus auf die Probe stellten und ihn schließlich zum Tod verurteilen ließen. Alle haben teil an der unermesslichen Liebe Gottes, vorausgesetzt, sie haben Hunger nach dieser Liebe. Das gehört nun mal zum Wesen der Liebe, sie drängt sich nicht auf, sie lässt frei. Ohne unsere freie Zusage kann Gott nicht in unser Leben eingreifen. Da liegt sicher eines der Probleme der Verkündigung des Evangeliums in unserer heutigen Gesellschaft. Wir sind meist so übersättigt von materiellen Gütern, berieselt von Werbung, überwältigt von Informationen und eingebettet in sozialen Verpflichtungen, oder auch so verstrickt in soziale Armut und Abhängigkeit, dass der Weg zu unserem innersten Wesen verschüttet ist und der Mehrwert einer Bindung an Gott nicht mehr erkannt wird.

Jesus befahl, die Reste zu sammeln: Von der Gabe Gottes soll nichts verloren gehen. Ich finde, dies ist ein sehr wichtiger Hinweis. Es gibt nämlich Zeiten in unserem christlichen Leben, wo die Gaben Gottes uns sehr präsent sind, wo die Quelle des göttlichen Lebens spürbar und kraftvoll in uns wirkt. Und es gibt Wüstenzeiten, wo man darauf angewiesen ist, aus den Reserven zu leben. 
Darum ist es im christlichen Leben wichtig, das Wirken Gottes in lebendiger Erinnerung zu halten, wie Maria, die alles in ihrem Herzen aufbewahrte und darüber nachdachte.

Letztendlich ist die Brotvermehrung Vorausahnen und Zeichen für das Leben, das Jesus hingibt, durch sein Leiden und durch seinen Tod, für seine Freunde und für alle. Beim Letzten Abendmahl setzt er die Eucharistie ein, er gibt sich selbst in Brot und Wein zur Nahrung der Menschen. Somit wird – seit über 2000 Jahren – das Brot des Lebens gebrochen und ausgeteilt, in der ganzen Welt, in den verschiedenen Kulturen, für Jung und Alt, und immer mit demselben Auftrag: Tut dies zu meinem Gedenken, denkt an mich und handelt in dieser Welt, wie ich gehandelt habe.

Wenn wir das konsequenterweise täten, dann könnte tatsächlich die Brotvermehrung Wirklichkeit werden, und alle Menschen hätten teil am Reichtum der Gaben Gottes. Das ist der Auftrag, der uns in jeder Eucharistiefeier zuteil wird: so wie Jesus Zeugen zu werden von der Liebe Gottes.

Danièle FALTZ r.d.c.
daniele.faltz@cathol.lu
 
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