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Jahr B (2017-2018)  
27. Januar 2018

Er geht den Weg voran – wollen wir ihm folgen?

Kommentar zum Sonntag von Milly Hellers (21.1.2018)

Im Evangelium des 4. Sonntags im Jahreskreis B begegnen wir Jesus zu Beginn seines öffentlichen Lebens. Nach 30 Jahren Stille in Nazareth äußert sich Jesus in der Öffentlichkeit. Mit seinen ersten Jüngern kommt er nach Kafarnaum, einem Fischerort am See Genezareth. In einer Art Kurzfassung liefert uns Markus in diesem ersten Kapitel einen tiefen Einblick in das Herzensanliegen Jesu.

Es war Sabbat. An diesem Tag wurden in der Synagoge biblische Texte gelesen. Jeder erwachsene männliche Jude war berechtigt, das Wort zu ergreifen. Jesus, der Sohn eines Schreiners, steht auf und redet. So weit ist an diesem Vorgang nichts Ungewöhnliches. Doch – Jesu Worte haben starke Wirkung. „... die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre, denn er lehrte sie, wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten ...“, die wahrscheinlich schlaue gut klingende Zitate vortrugen, die Menschen jedoch mit ihrem leeren Geschwätz kaum zu berühren vermochten.

In der Synagoge saß „ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war“. Den geltenden Regeln entsprechend hätte er gar nicht dort sein dürfen. Damals wurde jede auch noch so gelinde Krankheit dem Dämon zugeschrieben – und auch der Mensch verurteilt. Der Kranke brüllt eine Frage in die Menge hinein: „Was haben wir mit Dir zu tun, Jesus von Nazareth?“ Ein solch provokativer Schrei inszeniert kaum ein froher Mensch, sondern jemand, der zutiefst verletzt ist, der nichts zu verlieren – weil er bereits alles verloren hat. Jesu innere Freiheit und barmherzige Aufmerksamkeit sind hier bewundernswert. Er wendet sich nicht etwa beleidigt von ihm ab, oder weist ihn schroff zurück. Nein, Jesus lässt sich von ihm, dem verletzten Menschen berühren, wohl wissend, wie sehr doch körperliches Unwohlsein auch Ausdruck von tieferem, unsichtbarem Leiden sein kann. „Wenn die Seele leidet, wird der Körper krank“.

Zudem gibt sich Jesus nicht damit zufrieden, nur den Körper zu heilen, er heilt auch die inneren Wunden des leidenden Menschen, befreit ihn von diesem entwürdigenden Dasein. Worte und Taten Jesu hatten eine beeindruckende Wirkung in der Öffentlichkeit. „Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.“

Jesu Worte waren immer Spiegelbild seiner Taten – damals sicher einer der Gründe des Zulaufs von Menschen, den er erfahren hat. In unseren Kirchen ist noch reichlich Platz. Sprechen ist nur einer Elite erlaubt. Einige kommen damit gut zurecht, die große Mehrheit der Getauften jedoch bleibt draußen – ohne viel Lärm.

Wir alle sind Kirche! Das Evangelium lädt ein, uns, entsprechend der gesellschaftlichen Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts, der „ganz neuen Lehre“ Jesu zu stellen. Bei uns sitzen die Bedürftigen kaum mehr in den Kirchen, sondern vor dem Portal, auf den Straßen, in den Flüchtlingsheimen, vor dem Arbeitsamt, im Bahnhofsviertel, oder einsam versteckt hinter den „geweißelten“ Fassaden ... 

Papst Franziskus forderte in seiner letzten Weihnachtsansprache die Mitglieder der römischen Kurie zu diakonischem Christsein auf. Auch wir können uns von seinen Worten ansprechen lassen. „Das sicherste Zeichen, dass Gott in uns wohnt, ist die Liebe, die wir für unsere Nächsten haben. Wenn wir diese gegenseitige Liebe leben, dann wohnt Gott in uns.“ [1]

Quelle: Luxemburger Wort

[1Heiliger Pedro Poveda, 1874-1936, Gründer der Institution Teresiana

Milly HELLERS
milly.hellers@cathol.lu
 
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