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Jahr C (2015-2016)  
28. Mai 2016

Brot ist mehr als Brot

29.05.2016

Lk 9,11b-17

Aufgeregt stürmt ein junger Mann in einen Bäckerladen und schreit: „Mein Vater will mich erschlagen!“ Da erscheint auch schon ein Mann wie ein Schwergewichtsboxer. In der Hand hält er eine Eisenstange und droht: „Ich bringe dich um!“ Der Bäcker aber mischt sich zwischen die beiden und fragt: „Am frühen Morgen schon so aufgeregt? Lass den Jungen in Ruhe! In meinem Laden wird keiner umgebracht.“ Und dann fügt er hinzu: „Hier hast du ein Stück Brot, das beruhigt. Und gib auch deinem Sohn ein Stück von deinem Brot, das versöhnt.“ Brot taugt also nicht allein zum Sattwerden!

Brot ist mehr als Brot und ein geteiltes Stück Brot löst in seelischer Not und in Streit und Leid manchen Knoten. Ja, Brot ist mehr als Brot: dies gilt für das tägliche Brot, aber es gilt noch viel mehr für das Brot, das uns Jesus Christus schenkt. Denn dieses Brot wurde nach einem besonderen Rezept hergestellt, denn es enthält in sich das Leben, das Leiden, den Tod und die Auferstehung unseres Erlösers. Es ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wir Menschen können es uns nicht selber geben, wir bekommen es geschenkt.

„Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben“. Jesus versteht sich als Brot und als Speise. An uns liegt es allerdings ihn aufzunehmen, denn er möchte auf den Grund unserer Seele fallen, er möchte in uns wohnen, unser Leben teilen, nach unseren Sorgen, Hoffnungen und Lebenszusammenhängen fragen, er möchte unseren Herzschlag spüren und einfach da sein. Den Erstkommunionkindern sagen wir: „An dësem Stéck Brout kënnt de Jesus an Däin Häerz wunnen.“ Und umgekehrt möchte er dann auch uns mitnehmen in sein göttliches Leben, in seine Weite und Liebe, damit wir nicht ins Leere fallen. Deshalb sagt er: „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“

„Komm, nimm dieses Brot, es beruhigt!“, sagt der Bäcker zum jähzornigen Vater. „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe verschaffen!“, sagt Jesus Christus. Und viele Christen finden Kraft, weil ihnen die regelmäßige Kommunion ein wichtiges Bedürfnis ist. Und in den Pfarrverbänden, in denen ich arbeite und auch im Benediktinerinnenkloster in Peppingen, da versammeln sich Christen und finden Ruhe, weil sie sich Zeit nehmen, um vor dem Tabernakel zu beten und zu schweigen, weil sie glauben und wissen: „Dieser Ort ist bewohnt.“

Vom heiligen Pfarrer von Ars wird erzählt, dass er immer wieder einen Bauern allein in der Kirche antraf, der lange Zeit zum Tabernakel schaute. „Was denkst Du, was sagst Du, was betest Du, wenn Du so lange hier allein in der Kirche bist?“ fragte der Pfarrer von Ars neugierig. Der Bauer antwortete: Ich denke nicht und sage und bete nichts. Ich schaue Ihn an und Er schaut mich an.“

In seiner Summa Theologica III, 75,1 schreibt Thomas von Aquin: „Jesus wollte uns seine Freundschaft zeigen. Die zeigt man nicht, indem man weit weg ist. Jesus ist sichtbar von uns weggegangen, aber er will als Freund bei uns bleiben. Deshalb hat er diesen Weg gefunden, um geistig, seelisch und leiblich bei uns zu sein.“ Und mit seinem Gebet „Gottheit tief verborgen, betend nah ich Dir …“ (Gotteslob 546) schließt Thomas von Aquin sein Suchen ab.

Morgen am Fronleichnamssonntag gehen wir Christen für unseren Glauben auf die Straße. Dabei tragen wir das unscheinbare Brot, die Hostie, in einer Monstranz durch unsere Ortschaften. Über alle Meinungsverschiedenheiten in unseren Gemeinschaften hinweg versammeln wir uns gemeinsam um unseren Herrn Jesus Christus, wir gehen mit Ihm durch unsere Pfarreien, wir knien vor Ihm und beten Ihn an.

Gotteserkenntnis ist also angesagt: „Du bist Gott und ich bin Mensch und in großer Freiheit erkenne ich Dich als den Urgrund meiner Existenz an.“ Und meine Anerkennung äußert sich dann in meinem Respekt, in der Anbetung und in meinem Lob-, Dank- und Bittgebet. Und das, was durch meine menschliche Ichbezogenheit durcheinander gerät, das wird durch meine Gotteserkenntnis wieder zurechtgerückt. Dadurch, dass wir Menschen diese Wahrheit anerkennen und wir ihr Ernst machen, gesunden wir und finden unsere Mitte wieder.

Edmond RIES
edmond.ries@cathol.lu
 
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