lb fr pt en de
Jahr C (2015-2016)  
12. März 2016

Christlicher „Markenkern“

13.03.2016

Joh 8,1-11

„Etwas Besseres als den Tod findest du überall!“ – Dieser bekannte Satz aus der Tierfabel „Die Bremer Stadtmusikanten“ trägt in sich die Botschaft, dass in jeder aussichtslosen Lage die Kraft zum Neuanfang erwachen kann. Hier sind es Esel, Hahn, Hund und Katze die aufgrund ihres Alters ihren Besitzern nicht mehr nützlich erscheinen und getötet werden sollen. Im Sonntagsevangelium aus dem Achten Kapitel nach Johannes ist es die Ehebrecherin, die aufgrund ihres Vergehens gesteinigt werden soll. Immer wieder und wieder sind es „die Schriftgelehrten und Pharisäer“ mit denen Jesus aneinander gerät. Sie stellen Jesus andauernd neu mit viel Hirnschmalz ausgebrütete theologisch-moralische Fußangeln auf und – dieser umschifft diese mit Brillanz. Das (mosaische) Gesetz. Das ist es, das Zentrum jüdischer Religiosität.

„Die Mosaischen Gesetze sind die im zweiten bis vierten Buche der Tora enthaltenen Gesetze rechtlicher, sittlicher und kultischer Art. Sie gelten als die von Gott dem Moses gegebene Offenbarung gelten. Als „schriftliche Lehre“ werden sie im überlieferten Judentum als Grundlage der ihm gleichzeitig zuteil gewordenen mündlichen Lehre aufgefasst, die ihre schließliche Fixierung im Talmud gefunden hat“, heißt es dazu im „Jüdischen Lexikon“ der „Forschungsstelle für Jüdisches Recht der Goethe-Universität Frankfurt am Main“ (siehe dazu: http://www.juedisches-recht.de/lex_erg_gesetze-mosaische.php). Im Bund mit den Juden hat Gott selbst Mose dessen Kernfragmente offenbart. Gott selbst spricht zu den Menschen durch das Gesetz. Wer sich also so offensichtlich gegen das Gesetz ist, stellt sich gegen Gott. Hinweg mit ihr oder ihm. So die Logik ritualisierter Gewalttätigkeit. Wichtig aber auch: Jesus schafft das Gesetz nicht ab. Er weist aber eindringlich, unaufgeregt, aber klar auf die Fundamente von Recht, Moralität und Humanität hin: Liebe und Barmherzigkeit, die dem Glauben an einen lebendigen Gott entspringen.

Jesus bleibt seiner Linie der Evangelien der Fastenzeit treu: Jede/-r hat bis zuletzt immer vor allem das Recht zur Umkehr. Jesus ermöglicht diese und versperrt sie nicht. Er bleibt der menschgewordene Gott, mit Vorsicht, Behutsamkeit, Mitgefühl, einem stillen, unaufdringlichen und unkomplizierten Umgangsstil. Freunde von den „Anonymen Alkoholikern“ zitieren immer wieder den Leitspruch: „Keep it simple!“ – „Halte es einfach!“ In diesem Sinne macht es sich Jesus gut und gerne einfach. Er gibt der Menschenfreundlichkeit, Liebe und dem aufrichtenden Wesen Gottes einfach Vorfahrt. Nicht weil es gegen das Gesetz ist, sondern weil es der Kern der Gottes- und Menschenliebe war, ist und bleibt. Jesus kultiviert seine Präferenz für die vom Leben Angezählten. Dieses Verhalten bleibt bis heute anstößig, provokant und kann den dies Einfordernden in (Lebens-)Gefahr bringen! Glauben sie nicht? Dann gehen sie hinaus und fordern dies einmal in vielen aktuellen gesellschaftlichen und innerkirchlichen Debatten ein. Es wird nicht lange dauern, bis die Bedenkenträger, die „Schriftgelehrten und Pharisäer“ sich aus der Deckung trauen.

In schwierigen Zeiten besinnen sich Unternehmen oft auf ihr „Kerngeschäft“ und ihren „Markenkern“. Barmherzigkeit, Liebe und auf diesem Fundament grundgelegter Gottesdienst im Heiligtum und in der Welt von heute ist „christlicher Markenkern und Kerngeschäft“. Christ sein ist eigentlich ganz einfach, in diesem Sinne aktualisiert Papst Franziskus die Botschaft des Zimmermannes auf authentische Art und Weise. Nicht am Auftreten der Schönen, Guten und Reichen zeigt sich das Auftreten des „Reiches Gottes“, sondern im Lobpreis der „wilden Tiere, Schakale und Strauße“ (vgl. 1. Lesung: Jes 43, 20). Der Antwortpsalm 126 lobsingt dies im Fünften und Sechsten Vers in unübertrefflich poetischer Weise, wenn es dort heißt: „Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Sie gehen hin unter Tränen und tragen den Samen zur Aussaat. Sie kommen wieder mit Jubel und bringen ihre Garben ein.“ „Etwas Besseres als den Tod findest du…“ Wo? Zum Beispiel bei Jesus, dem Nazarener! Denn den Seinen verheißt Gott nicht Tod, Angst und Rücksichtslosigkeit, sondern Zukunft und reiche Ernte – den Vier- und Zweibeinern.

Karsten STEIL-WILKE
karsten.steil@cathol.lu
 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu