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Jahr C (2015-2016)  
4. Mai 2016

Dort, wo Gott ist

05.05.2016

(Lk 24, 46-53)

„Der Himmel hängt voller Geigen“, man hat den „Himmel auf Erden“ – diese Sätze beschreiben ein schönes Gefühl, das wohl jeder gerne erleben möchte. Himmel, ein vieldeutiger Begriff. Die Wissenschaften sprechen eher von Weltraum, doch in Redensarten und Religionen hat der „Himmel“ noch immer seinen festen Platz. So auch im Evangelium des heutigen Feiertages „Christi Himmelfahrt“.

Ab 370 n. Chr. wird dieses Fest offiziell gefeiert und schon seit dieser Zeit stellt man sich die Frage, wie man dessen Inhalt am besten vermittelt und anschaulich macht. So wurde in der Liturgie lange unter Einsatz von viel Weihrauch eine Christusstatue durch eine Luke in der Kirchendecke gezogen und anschließend regnete es Blüten und Heiligenbildchen. Eine auf den ersten Blick theatralische Darstellung der biblischen Geschichte, mögen sie denken. Aber welcher Jerusalemreisende hat von wohlmeinenden Stadtführen nicht die Fußabdrücke Jesu gezeigt bekommen, die er bei seiner Himmelfahrt beim „Abstemmen“ hinterlassen habe.

Um zu begreifen, was „Christi Himmelfahrt“ bedeutet, muss man auf das Neue Testament zurückgreifen. Dort findet man Aussagen beim Evangelisten Lukas wie auch in der Apostelgeschichte. Lukas beendet sogar sein Evangelium, seine „frohe Botschaft“ mit der Himmelfahrt.

Was ist denn nun so freudig an diesem Fest?

Lukas erzählt im Passiv, dass Jesus „zum Himmel emporgehoben“ wurde. Jesus selbst ist nicht aktiv, ihm widerfährt etwas. Diese lukanische Darstellung hat sich die frühe christliche Kunst zu eigen gemacht. Die Meister der Himmel zeigen eine Hand, die Jesus in den Himmel emporzieht, den sie nicht blau sondern golden darstellen, als einen Ort der Pracht, der Macht, ja der Göttlichkeit. Vergleicht man diese Darstellung mit der Tatsache, dass das Judentum den Gottesnamen „Jahwe“ nicht aussprechen darf und mit „Himmel“ umschreibt, dann ergibt sich die Schlussfolgerung, dass „Himmel“ dort ist, wo Gott ist. [1]

Wenn Jesus nun in den Himmel aufgenommen wird, dann heißt dies, dass er zum Vater zurückkehrt. Er „sitzt zu dessen Rechten“. [2] Jesus nimmt den Platz ein, den bei den antiken Königen der Großwesir einnahm – den Platz dessen, der die Belange der Menschen zu Gott bringt und für die Menschen spricht.

Durch seine Wortwahl macht Lukas deutlich, dass seine Aussage eine Glaubensaussage ist, die er narrativ ausgestaltet hat. Eine Geschichte, die eine einfache Wahrheit verkündet: Gott hat Jesus nicht im Tod gelassen, sondern ihn wieder zu sich ins Leben geholt.

Für diese Glaubenswahrheit sind die von Jesus gesegneten Jünger die authentischen und verbindlichen Zeugen. Jesus segnet sie mit geöffneten Händen, er lässt sie los, traut ihnen zu, seine Botschaft unverändert weiterzugeben. Sie sollen nicht mit offenem Mund stehen bleiben, in den Himmel schauen und die Hände in den Schoß legen, sondern das, was sie mit und von Jesus gelernt haben, seine frohe Botschaft anderen Menschen weitergeben.

Mit einem einzigen Schlagwort: „Weitersagen und Vorleben!“

Den „Himmel“ in den Alltag bringen, dorthin wo „Hölle“, das heißt Leere und Sinnlosigkeiten herrschen. Wer nämlich den Himmel erkannt hat, kann anderen Menschen Perspektiven aufzeigen, Sinnangebote geben. Auf den Nenner gebracht, er muss sich engagieren und darf nicht die Hände in den Schoß legen.

Die Autorin ist Religionslehrerin am Lycée de garçons in Luxemburg.

Quelle: Luxemburger Wort

[1„Nicht wo der Himmel ist, ist Gott, sondern wo Gott ist, da ist der Himmel.“, Gerhard Ebeling, in http://www.ndr.de/kirche/himmel208.html, 10.04.2014.

[2vgl. Mk 16,19

Ruth BACHTLER
 
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