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24. März 2016

Je größer die Liebe

24.03.2016 (Gründonnerstag)

Foto: Anouk Antony

Zu einem starken und nie vergessenen religiösen Erlebnis in meinem Leben gehört für mich der Donnerstagabend während meiner Studienzeit. Da fand nämlich in der Pariser Saint-Gervais-Kirche – bei der Jerusalemer Gemeinschaft – nach der Vesper und der Eucharistiefeier während der ganzen Nacht von Donnerstag auf Freitag die eucharistische Anbetung statt.

Stündlich wechselten sich Mönche, Ordensschwestern und Laien zur eucharistischen Anbetung ab. Bewundernswert waren dabei auch viele junge Leute, die in stiller Anbetung versunken waren. Hier erlebt(e) man eine Christus anbetende Kirche. Rückblickend auf diese intensive religiöse Erfahrung, die mich nachhaltig geprägt hat, muss ich an den Satz des 1955 verstorbenen Jesuitenpaters Teilhard de Chardin denken, der als Gelehrter der Naturwissenschaften die geschichtliche Dimension des christlichen Glaubens in einen kosmischen Zusammenhang setzte: „Je größer die Liebe ist, desto stärker wird auch die Anbetung.“

Nicht wer über Anbetung reflektiert und spricht, sondern wer in Anbetung versunken ist, erlebt den „Augen-Blick“ schlechthin,nämlich den Blick Jesu Christi, der uns ansieht und uns diesen Blick schenkt. Wer in der Tiefe seines Wesens von der Anbetung Jesu Christi ergriffen ist, der wird auch in seinem Herzen froh. Oft suchen wir nach den Quellen der Freude weit weg von uns und doch ist die Präsenz von Jesus Christus uns so nahe. Diese Gegenwart wird uns in besonderer Weise in der eucharistischen Anbetung geschenkt, in der wir Augen und Herzen ganz auf den richten, der uns auf eine so liebenswürdige und leise Weise nahe sein will.

Eucharistische Anbetung darf nicht als „Konkurrenz“ zur Kommunion gesehen werden. Dies wäre nicht das rechte Verständnis, denn Kommunion und eucharistische Anbetung ergänzen sich. Wer Eucharistie richtig feiert, für den wird die Teilnahme am Tisch des Herrn über ihn selbst hinaus an Bedeutung gewinnen. Einerseits geschieht dies in der alltäglichen Kommunion der Christen untereinander und anderseits in der persönlichen Beziehung des einzelnen Christen zu Jesus Christus, die ihren Höhepunkt in der Anbetung findet. Nur im „Klima“ der Anbetung kann die Feier der Eucharistie ihre Größe und Kraft entfalten. Deshalb sind Kommunion und eucharistische Anbetung eins: Die eucharistische Anbetung ist das „Dauern der Kommunion und mit ihr auch das Dauern der Gemeinde in den Alltag und in das tiefste des Persönlichen hinunter“ (Josef Ratzinger).

In Anbetung versunken sein ist viel mehr als Selbsterfahrung und unendlich mehr als Selbstgenuss. Anbetung Gottes bedeutet, wir „genießen“ Gott und verehren den Namen Jesu Christi, und zwar um seiner selbst Willen. Vielleicht haben heute viele mit der Anbetung Gottes Schwierigkeiten, weil es nichts mit einer zu erbringenden Leistung vor Gott zu tun hat. Es geht weder um einen Gott geschuldeten Kult noch um einen Handel mit Gott, der von uns Menschen bestimmte Leistungen erfordern würde, um uns dann zu belohnen. Die Grundhaltung in der Anbetung Gottes bringen wir vor allem so zum Ausdruck, wie es in diesem aufschlussreichen Satz steht: „Gratias agimus tibi propter magnam gloriam tuam“, „Wir rühmen dich und danken dir, denn groß ist deine Herrlichkeit.“ In erster Linie danken und loben wir Gott nicht für das, was er für uns getan hat und auch heute tut. Nein, wir danken Gott und loben ihn einfach dafür, dass Gott ist und dass Gott Gott ist.

Die Anbetung drückt das Wesen der Liebe aus. Schon in zwischenmenschlichen Beziehungen erreicht Liebe erst ihr Ziel, wenn sie nicht wegen irgend etwas, sondern um ihrer selbst Willen erstrebt wird.

Théo KLEIN s.c.j.
 
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