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15. Mai 2020

„Kleine Diözesangeschichte Luxemburgs“ von Prof. Georges Hellinghausen im Handel

„Diözesangeschichte“ in den Buchhandlungen der Librairie Ernster erhältlich

Im Rahmen des Jubiläumsjahres „150 Jahre Diözese Luxemburg“ ist das Buch Kleine Diözesangeschichte Luxemburgs (Verlag Aschendorff, Münster) von Prof. Georges Hellinghausen erschienen.

Das Buch erzählt detailreich und konzentriert die Geschichte der katholischen Kirche in Luxemburg in der Zeit nach der Französischen Revolution bis heute (1800-2020), von Kaiser Napoleon bis Kardinal Hollerich. In vier großen Kapiteln, die logisch wie auch chronologisch geordnet sind, thematisiert der Autor Kirche und Katholizismus im Großherzogtum. Das kleine Land, zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien eingekeilt, erlebte den Einfluss von allen dreien, wenn auch in unterschiedlichem Maß. Zur Sprache kommt die langsame Zentralisierung des ehemals auf 6-7 Diözesen verteilten Gebietes, das sich, über mehrere Etappen, zu einer eigenständigen Ortskirche entwickelt hat. Gegründet wurde das Bistum Luxemburg schließlich 1870 von Papst Pius IX. Höhen und Tiefen der Ortskirche, Institutionelles wie Seelsorgliches, Innerkirchliches und Gesellschaftliches kommen zur Sprache.

Alle wesentlichen Dimensionen, die das kirchliche Leben betreffen, werden behandelt. Der Bezug zum Umfeld (Staat, Politik, Zeitgeschehen, Weltanschauungen, Presse) wird hergestellt, teilweise auch transnational zum Ausland. Der Übergang von einer stark christlich geprägten zu einer pluralistischen Gesellschaft sticht dabei ins Auge. Die ab 2013 durchgeführte „Trennung von Staat und Kirche“ ist vorläufiges Endergebnis dieser Entwicklung. Die Publikation nimmt die Forschungsergebnisse der letzten 70 Jahre auf – die letzte Luxemburger Bistumsgeschichte stammt aus dem Jahr 1950 – und füllt eine Marktlücke. In fließendem Erzählstil verfasst, wendet sie sich auch an den nicht auf Kirchengeschichte spezialisierten Leser.



Ursprünglich sollte das Buch anlässlich einer Konferenz von Prof. Georges Hellinghausen am Dienstag, dem 17. März, vorgestellt werden. Diese musste leider auf Grund der aktuellen Coronavirus-Krise abgesagt werden. Wir veröffentlichen an dieser Stelle die Präsentation des Autors.

Virstellung vum Buch „Kleine Diözesangeschichte Luxemburgs“

Fir t’éischt zum Cover, der Deckelsäit – ganz am Design vum Bistumsjubiläum gehalen. Dir erkennt dee Motiv erëm, deen Der vum Plakat „150 Joer Diözes“ hir kennt: véier ongläich Rauten, véier Fënsteren, aus deenen eraus Personnage vun der Lëtzebuerger Kierch äis ukucken an den Dialog mat äis sichen. T’ass eng Declinäsoun vum Jubiläumslogo, deen der uewe riets erëmfannt. Et sinn hei allerdéngs zum Deel aner Inhalter wéi an de Rauten um Plakat.

Am Urzeigersënn gesidd der: 1. uewen d’“Tréischterin“, déi duerch d’Kathedral gedroe gëtt, d’Oktav, als wichtege Liewensnerv gëscht an haut. Drënner, rechts, 2. Franziskanerinnen – se vertrieden all aner Schwësteren an Uerdensleit; hei bei der Aarbecht, enger vun de nobelsten, nämlech der Krankefleeg; t‘ass de „catholicisme au féminin“, deen eis Kierch ganz staark markéiert huet. 3. Ënnen d’Diözesansynod, déi viru 50 Joer de Bréckeschlag an d‘modern Zäit gemat huet; si steet fir d’Kierchebasis an dat synodalt Prinzip, dat jo ganz aktuell ass. An da 4. wéinstens ee Vertrieder vun der Hierarchie: net den éischte Bëschof zu Lëtzebuerg, mä de wichtegsten an zugläich kontestéiertsten, dee mer haten: de Mgr Laurent, Apostolesche Vikar vun 1842-48, Seil vun der Lëtzebuerger Kierch. Mt deene 4 Fënstere sinn och déi Haaptaktivitéite vun der Kierch ofgedeckt: dat Liturgescht, dat Sozialt, d’Communio am Zesummespill vu Vollek Gottes an Hierarchie, d’Verkündegung.

Aplaz d’Buch ze kommentéieren, liesen ech iech einfach e bëssen draus vir (als „Kostprobe“ souzesoen, déi hoffentlech Appetit mécht), an zwar: wat dermat gemengt ass – dat ass d’Virwuert; an härno d’Synthes, d’Ergebnisser dervun an de Schlussbemierkungen.

Vorwort

Eine Diözesangeschichte Luxemburgs zu schreiben, war schon immer mein Wunsch. Nun konnte er, gelegentlich des 150. Jubiläums unserer Diözese im Jahr 2020, im Kleinformat verwirklicht werden. Herausgekommen ist demnach keine „Summa“, kein Handbuch, sondern, einem vielfach geäußerten Desiderat entsprechend, eine „Kleine Diözesangeschichte“, detailreich und konzentriert, mit hauptsächlichen und repräsentativen Ausführungen. Sie füllt eine Marktlücke.

Zeitlich gesehen setzt die Untersuchung ein nach der Französischen Revolution (...), die für das Kirchesein in Westeuropa Zäsur und Neustart zugleich war. Erzählt wird die Geschichte der katholischen Kirche in Luxemburg in der Zeit von 1800 bis 2020, von Kayser Napoleon bis Kardinal Hollerich. Die Kraftfelder der einheimischen Kirchengeschichte vom 19. bis 21. Jahrhundert werden beleuchtet. Aufgezeigt wird die langsame Zentralisierung und Gestaltwerdung der ehemals auf mehrere Diözesen verteilten katholischen Gebiete im Raum zwischen Maas und Mosel hin zu einer einheitlichen Ortskirche mit ihren Höhen und Tiefen.

Vieles hat die Luxemburger Kirche in den letzten 200 Jahren durchlebt. Es soll hier in synthetischer Zusammenschau vorgestellt werden mit dem Ziel, in Abwandlung einer Redensart, bei all den Bäumen den Wald nicht aus dem Blick zu verlieren.

Das Buch ist bemüht, die Forschungsergebnisse der letzten siebzig Jahre in geraffter Form aufzunehmen. Es will jedoch keine hochakademische Abhandlung sein, sondern – auch dieser Wunsch wurde ausgedrückt – ebenfalls dem nicht auf Kirchengeschichte spezialisierten Leser zugänglich sein...

Das Buch ist „von innen her“ geschrieben. Der Fokus liegt, geographisch gesehen, auf dem heutigen Territorium des Großherzogtums, auch wenn die 1815 bzw. 1839 abgetrennten Gebiete am Rande mitbehandelt werden. Der Bezug des Bistumsgeschehens zum Umfeld (Gesellschaft, Politik, Presse usw.) wird hergestellt, teilweise auch transnational zum Ausland. Alle wesentlichen Dimensionen, die das kirchliche Leben betreffen, werden angeschnitten. Ist eine Ortskirche eingebettet in die Gesellschaft, so auch in die große Universalkirche. Etliche Fortschritte wurden in den letzten Jahren erzielt in der Beleuchtung der Linie Luxemburg-Rom, nicht zuletzt durch meine eigenen Forschungen basierend auf den Beständen zentraler römischer Archive, auch wenn dies hier kein spezifischer Schwerpunkt sein soll.

Grenzen sind dem vorliegenden Werk gesetzt, neben der angesagten Kürze, durch die unvollständige Forschungslage, sprich das Fehlen notwendiger Vorarbeiten zu wichtigen Fragestellungen (wie: Impakt des katholischen Vereinswesens, mentalitätsgeschichtliche Aspekte, die Auseinandersetzungen um den Modernismus nach 1900, die Beziehungen zu den Nachbarbistümern Namür und Metz...).

Einen Ausgleich zwischen chronologischer und logischer Ordnung herzustellen, war nicht immer leicht. Bei etlichen klar umrissenen Sachthemen, die in ihrer Abgegrenztheit eingeschoben werden, legte sich jeweils ein kurzer Gang durch ein oder zwei Jahrhunderte nahe. Damit soll, neben der multiperspektivischen Entwicklung in ihren großen Linien, der Fortgang innerhalb dieser Themenkreise nachvollziehbar gemacht werden... Versucht wird, Geschichtsschreibung „von oben“ (Hierarchie) und „von unten“ (Volk Gottes) miteinander zu verzahnen, desgleichen Institutionelles mit Seelsorgerischem.

Ein Wort zur Literatur. Unverzichtbar bleibt das Standardwerk von Emile Donckel „Die Kirche in Luxemburg von den Anfängen bis zur Gegenwart“ von 1950, mit seiner Fülle an Material. Da eine solche Darstellung für die Zeit danach bisher fehlt, werden die letzten siebzig Jahre hier besonders in den Blick genommen, zumal sie eine Periode tiefgreifender religiöser und gesellschaftlicher Umbrüche waren.

Das Buch stellt Zusammenhänge her, verzichtet aber auf tiefschürfende Analysen, etwa Reflexionen über den Wechsel von Bedeutung und Bedeutungsverlust der Luxemburger Kirche, die hier ausgespart bleiben müssen.

Dem Duktus wird gleich zu Beginn, als Rahmen und Koordinatensystem sozusagen, ein kurzer Rückblick auf die langsame und komplizierte Gestaltwerdung einer eigenständigen Luxemburger Lokalkirche vorangestellt. Sie wurde seit dem Spätmittelalter angestrebt, konnte aber erst vor 150 Jahren, in Form eines Landesbistums, endgültig verwirklicht werden.

Dank gilt der Luxembourg School of Religion & Society für die großzügige finanzielle Unterstützung und ihrem Direktor, Prof. Jean Ehret, für seine Hilfe bei der Drucklegung. (Jo e ganz décke Merci, Jean, och fir déi konstruktiv an efficace Zesummenaarbecht mat dir; och merci der ganzer Equipe ëm d’Gilberte Bodson erëm, mam Monique Kemp, Liz Lambert an dem Ingo Hanke, déi de Persouneregester opgestallt hunn... A wann ech scho bei de Mercie sinn: Och dem André Grosbusch meng Dankbarkeet, dass en eng Bespriechung vum Buch preparéiert huet fir iwwermuer an der „Warte“.)

Kirchliche Konstellationen kommen und gehen. Vieles ist heute in Fluss geraten, Neues keimt. Was daraus wird, wird die Zukunft zeigen. Die Geschichte der Kirche im Großherzogtum Luxemburg geht weiter, wenn auch anders als gestern und heute. An den zukünftigen Mitgliedern, diese mit Leben zu füllen, und an den Forschern darüber Aufschluss zu geben!

Schlussbemerkungen

Aus dem Dargelegten wird ersichtlich, wie politische Konstellationen (französisches Kaiserreich mit Konkordat, Großherzogtum mit Wahlzensus, politische Ideologien im Widerstreit) auf die Kirche abfärbten, auf ihr internes Leben wie auf ihr Verhältnis zu Staat und Zivilgesellschaft, wobei auch umgekehrt die konkrete Gestalt und das Ideengut der Kirche auf die Gesellschaft rückwirkten (Vereinswesen, politischer Katholizismus, ethisch-religiöse Wertvorstellungen, Soziallehre und –wesen...). Die Kirche war in Luxemburg wie andernorts rückgekoppelt an gesamtgesellschaftliche Phänomene, in Kontinuität oder Diskontinuität. Es gab Strömungen und Entwicklungen, die kirchliches Leben begünstigten (Romantik in der Mitte, Vergesell-schaftung am Ende des 19. Jahrhunderts) oder aber bremsten bzw. behinderten (industrielle Revolution und Aufkommen des Sozialismus, Individualisierung und Entwurzelung des modernen Menschen, Konsumdenken und Materialismus im 20. und 21. Jahrhundert).

Das Beziehungsgeflecht Kirche-Öffentlichkeit zeichnete sich nach 1800 zudem durch gegenläufige Bewegungen aus. Der Entsakralisierung im staatlichen Bereich entsprach eine Resakralisierung auf gesellschaftlicher Ebene, denkt man an die volksreligiöse Durchdringung der Bevölkerung durch den katholischen „Pfeiler“ und den sich auf das ganze Land erstreckenden „Milieukatholizismus“, Frucht der katholischen Wiedergeburt ab 1845. Die Unterdrückung kirchlichen Lebens im II. Weltkrieg durch die Nazis wurde durch eine Solidarisierung der Bevölkerung mit ihrer Kirche und eine Vertiefung des Glaubenslebens unter patriotischen Vorzeichen quittiert. Dem numerischen Niedergang der Luxemburger Kirche und der Einbuße ihrer gesellschaftlichen Prägungskraft, wie sie sich in den letzten 50 Jahren zeigten, entspricht paradoxerweise ein Zuwachs an struktureller Bedeutung auf dem weltkirchlichen Parkett durch die Nominierung eines Erzbischofs (1985), die Erhebung zur Erzdiözese (1988) bis hin zur jüngst erfolgten Kardinalskreierung von Erzbischof Hollerich (2019). Bedeutungsverlust und Bedeutungszunahme in Einem, wenn auch auf gänzlich verschiedenen Ebenen.

Die Gründung des Bistums im Jahr 1870, Schlusspunkt einer lang ersehnten und angestrebten Subjekwerdung der Luxemburger Ortskirche, wurde von den Katholiken als Emanzipation erfahren, obwohl die staatlichen Obrigkeiten sich anfänglich, da sie übergangen worden waren, bedeckt hielten. Folgte im Prozess auf dieses Ziel hin die kirchlich-jurisdiktionelle Entwicklung der politischen – französisches Departement integriert in eine französischen Diözese nach 1800, an Holland gekoppeltes Großherzogtum in eine niederländische nach 1823, neuer, unabhängiger Staat mit eigenständiger Kirchenjurisdiktion ab 1839/40 –, so galt das auch späterhin auf der internationalen Bühne. Der politischen Eingliederung des Luxemburger Staates in das moderne europäische Gefüge in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entsprachen Engagement und Inanspruchnahme der Ortskirche im ekklesial-kontinentalen Kontext, dabei besonders die wachsenden Zuständigkeiten Luxemburger Bischöfe und ihrer Mitarbeiter in europäischen kirchlichen Gremien wie COMECE und CCEE. Das wird denn auch die hauptsächliche Erklärung für die strukturelle Stärkung und Aufwertung des Bistums, die von Rom ausgingen, sein.

Das Zusammentreffen des Luxemburger Katholizismus mit den großen politischen Zeitideologien (Liberalismus, Sozialismus-Kommunismus, Nationalsozialismus) war durch Antagonismus und Opposition bestimmt. Durch die internen weltanschaulichen Auseinandersetzungen, die bis 1920 anhielten (Schulkampf, Pressekriege, Opposition Staat-Kirche) und die Gesellschaft in verfeindete Lager spalteten, nahm Luxemburg auf seine Weise teil am „Zeitalter der europäischen Kulturkämpfe“ (der Begriff stammt von Manuel Borutta), wobei die „heißen Phasen“ in den Jahren 1846-48 und 1912-13 lagen.

Luxemburg erlebte im 19. Jahrhundert eine Rekatholisierung. Markantester Trend in den letzten 150 Jahren war dem entgegen gesetzt der zunächst langsam anlaufende, dann gegen Ende des 20. Jahrhunderts sich beschleunigende Übergang von einer neochristentümlichen und sehr kirchlich geprägten zu einer laikalen und pluralistischen Gesellschaft. In dieser stellt das Religiöse nur noch einen Sektor dar und kommt in unterschiedlicher Intensität und Ausgestaltung, oft nur noch privat oder am Rande, vor, mit geringer gesellschaftlicher Relevanz. Die Entwicklungslinie war, in etwa auf den Punkt gebracht, diese: Verchristlichung im 19., Entchristlichung im 20. Jahrhundert!

In letzterem Zeitabschnitt übernahm der Staat, so wie in anderen Ländern, Kompetenzen, die vorher von der Kirche wahrgenommen wurden: Schulaufsicht und -organisation, später zum Teil auch Soziales sowie nationale Feiern; desgleichen gingen Hochzeiten und Begräbnisse vermehrt in zivile Hände über (konkret: die Kommunen). Gegen Ende des Jahrhunderts und danach zog sich die Kirche aus vielen Bereichen zurück, während der Staat sich ausbreitete. Auf diese Ausbalancierung kirchlicher und staatlicher Kompetenzen, als Entkirchlichung und Säkularisierung wahrgenommen, reagierte die Kirche abwechselnd scharf (etwa im Schulstreit) oder differenziert bzw. ihr Schicksal hinnehmend (so bei der „Trennung von Staat und Kirche“ im 21. Jh.).

In ihrer Gestalt wurde die Luxemburger Kirche nicht unerheblich geprägt durch ihre Osmose zum (nahen) Ausland – sie empfing und gab. Die Durchlässigkeit, in der napoleonischen Zeit nach Frankreich, spätestens ab Mitte des Jahrhunderts nach dem deutschen Osten hin besonders intensiv, änderte mit fortschreitendem 20. Jahrhundert ihren Radius erneut in Richtung Frankreich und Belgien. Letzteres entsprach einem allgemeinen soziopolitischen Trend in der Bevölkerung und bei der Oberschicht und ist als Abwehrmechanismus gegen die zweimalige Okkupation des Landes durch Deutschland in zwei Weltkriegen nicht verwunderlich; das Kulturelle folgte. Zudem setzte sich der Wunsch nach Pflege der eigenen Identität durch, der auf ein auch religiös geprägtes Nationalgefühl zurückgreifen konnte, das sich ab 1850 formiert hatte. Die Beziehung zu Rom und Papsttum war während der ganzen hier besprochenen Periode eine wesentliche Konstante, wenn auch mit Nüancen.

Der interne Erneuerungsprozess und die Hinwedung der Kirche in Luxemburg zur Moderne geschah zwischen 1965 und 1981 durch das II. Vatikanische Konzil und die IV. Diözesansynode. Doch wurde diese tiefgehende und umfassende Revision weder durch kircheninternen Zuwachs noch durch eine bemerkenswerte Rezeption in der Gesellschaft honoriert; daran konnte auch die bescheidene Neuauflage „Kirche 2005“ (die Diözesanversammlung) nichts ändern. Doch folgten im Anschluss an Konzil und Synode wichtige strukturelle Neuerungen: Liturgiereform, Räte, kirchliche Dienststellen, diözesane Kommissionen – allesamt unter den Vorzeichen von Entklerikalisierung und Laienengagement.

Die Luxemburger Kirche ist, trotz äußerer Prachtentfaltung und kultivierter Zelebrationen, nie im Liturgischen aufgegangen. Beachtlich war zu allen Zeiten der soziale Einsatz, auch wenn die Träger sowohl als Subjekte wie auch in ihrer Bedeutung geändert haben (Bruderschaften, Vereinigungen, Orden, Caritas und andere Gesellschaften, kirchliche Dienststellen). Der „Ordensfrühling“ im 19. Jahrhundert war die schönste Blüte dieses Engagements. Der politische Einfluss geschah vor allem durch die katholisch orientierte Partei sowie die kircheneigene Presse, zunächst mit beachtlicher, dann schwindender Relevanz; heute tendiert diese, was das explizit Christliche angeht, auf Null. Die Öffnung zur Weltkirche erfolgte vor allem durch eine lange und rühmliche Missionstradition, die in den letzten Jahrzehnten erlahmt ist.

Ein wichtiger Lebensnerv der Ortskirche war und ist die Muttergottes-Oktave. Ihr patriotischer Charakter überschritt im Zweiten Weltkrieg den Zenith und ging nach dem Konzil zugunsten einer theologisch-ekklesialen Durchdringung zurück. Dabei verlor die integrative Funktion der Oktave zunächst an Bedeutung, um ab der Jahrtausendwende wieder zuzunehmen, allerdings anders gelagert: vordem auf die luxemburgische Bevölkerung bezogen, jetzt auf die Einbeziehung der ausländischen Katholiken – und das sind die meisten.

Unter den beiden Erzbischöfen Franck und Hollerich wurden, als Antwort auf die gesellschaftlich-kirchlichen Herausforderungen von Moderne und Postmoderne, zahlreiche, zum Teil originelle und abwechslungsreiche Pastoralinitiativen gestartet. Man kann der Luxemburger Kirche nicht vorwerfen, sie sei im Traditionalismus erstarrt und habe keine neuen Präsenz- und Wirkweisen ausgedacht. Wieweit diese, vom Eventcharakter abgesehen, Nachhaltigkeit im Sinn neuer kirchlicher Bindung oder glaubensmäßiger Vertiefung hervorgebracht haben, mag dahingestellt sein. Viele dieser Initiativen wurden, wiewohl sie ein farbenfrohes Bild von Kirchesein abgaben, gesellschaftlich kaum wahrgenommen.

Institutionsgeschichtlich bedeutet der Episkopat Hollerichs mit der von der Politik durchgesetzten, wenn auch einvernehmlich konzipierten „Trennung von Staat und Kirche“ einen Einschnitt und einen Wendepunkt, die in ihrer Tragweite an das Napoleonische Konkordat heranreichen und das darin grundgelegte System zum Abschluss bringen. Die Konsequenzen hiervon sind noch nicht ersichtlich.

Abschließend ist festzuhalten, dass in der sich umfassend und immer rascher verändernden Welt der letzten beiden Jahrhunderte die Luxemburger Kirche, mit unterschiedlichem Erfolg, versucht hat sich zurechtzufinden und ihren Auftrag zu erfüllen, z. T. auf Altem beharrend, z. T. Neues entdeckend oder erfindend. Das Erscheinungsbild der Kirche in den letzten 220 Jahren war evolutiv und variierend.

***

E puer Remarken zu deem, wat am Buch opschéngt a wat net. Als e synthetescht Buch gëtt et bei den durgestallten Entwécklungen de Main stream an haaptsächlech Jalon’en un, net Niewenentwécklungen, déi natierlech och zur Realitét gehéieren, hei awer net beliicht kënne ginn.

Et ass kee Billerbuch, mä e Buch fir ze liesen, 170 Säten Text, 4 grouss chronologesch Kapitele mat themateschen Ënnerkapitelen, engem allgemenge Quellen- a Literaturverzeichnës plus Persouneregester, am Verlag Aschendorff zu Münster erschéngen; de Präis: 20,80 Euro. Et huet just 8 Illustratiounen. Se fänken u mam Keeser Napoléon zu Lëtzebuerg an halen op mat eisem Kardinol zu Roum, wou e seng Birrett emfängt. Well an deenen 220 Joer do dertëscht beweegt de Récit sech.

Natierlech hätt ee bei verschiddenen Theme méi ausféierlech kënne sinn, wéi z. B. bei der „Trennung vu Staat a Kierch“ vun 2013 – mä och dat ass hei an de Floss vun der Diözesangeschicht agereit a net monografesch behandelt; déi Aarbecht ass anerwäerts ze bewältegen respektiv gëtt et do scho gutt Masteraarbechte vu jonken Historiker.

E puermol sinn am Buch Lëschten uginn, z. B. mat Grand Personnagen, Missionaren asf: Déi Lëschte si natierlech ni exhaustiv, mä representativ; t’hätt een och nach anerer kënne nennen – mä da wier aus der „Kleine Diözesangeschichte“ eng „Große Diözesangeschichte“ ginn, an déi bleift nach ze schreiwen. Oder fir et mam hl. Paulus ze halen, a sengem 1. Korintherbréif (13,9): „Stückwerk ist unsere Erkenntnis!“

Dat gëlt och fir d’Fro, déi bei allem ka gestallt ginn: Firwat dëst ausgefouert gëtt – an dat net; dëse genannt gëtt an deen net? Och do ass d’Äntwert: Dat, wat elo feelt, fannt Der an der nach ze schreiwender „Große Diözesangeschichte Luxemburgs“. Avis aux amateurs!

Ech kommen zum Schluss. Ech hu versicht, dat Buch „sine ira et studio“ (ouni Roserei an Iwweräifer) ze schreiwen, ouni eege Preferenzen oder Perséinleches fir oder géint een oder eppes. D’Historiker-Deontologie leet dat no, zu Recht. En Ausbléck hunn ech net gemat, dee wier verkéiert, well „erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“. Aplaz, dëst Zitat vum dänesche Philosoph Kierkegaard iwwer d’Liewen, et kann och op dat kierchlecht bezu ginn: „Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muss man es vorwärts.“ Fir dat éischt (d’Liewen hannerécks verstoen) hoffen ech, e Bäitrag geleescht ze hunn, fir dat zweet (no vir liewen) – do läit de Ball bei äis all! Merci.

 
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