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17. Dezember 2019

Luxemburger Grabkulturen: Sonderfall oder Glücksfall?

Neue Veröffentlichung fragt nach der Ewigen Ruhe auf den Friedhöfen Luxemburgs und der Großregion

Wieso sehen Luxemburger Friedhöfe so aus wie sie aussehen? So lautet die initiale Frage, die zu einem ehrgeizigen Forschungsprojekt der Universität Luxemburg über ein gutes Stück Sepulkralgeschichte der Großregion führte. Jetzt beleuchten, studieren und interpretieren nicht weniger als 45 Autoren auf über 330 Seiten den Totenkult und die Grabkulturen in unserer Region – aus unterschiedlichen Perspektiven und mit oft ungeahnten Erkenntnissen.

Gräber machen Leute

„Zeig mir Dein Grab, und ich sage Dir wer Du bist“, so könnte eine immerwährende Maxime lauten. Römische Grabmonumente wie moderne Grabsteine verraten viel über den Toten und dessen Status, bevor er das Zeitliche segnet. Thomas Kolnberger, der für das akademische Forschungsprojekt „Material Cultures and Spaces of Remembrance. A Study of Cemeteries in Luxembourg in the Context of the Greater Region“ an der Universität Luxemburg verantwortlich zeichnete, definiert es so: „Wenn man etwas über die Stadt erfahren möchte, muss man Friedhöfe besuchen“. Seit vier Jahren beschäftigen sich die Forscher der Universität Luxemburg mit den Nekropolen der Großregion. Die Ergebnisse sind auf der Internetseite https://transmortality.uni.lu abrufbar. Parallel erfolgte ein Aufruf an Experten aus unterschiedlichen Bereichen, Begräbnisse und Bestattungsgepflogenheiten in der Großregion, von der Frühzeit bis heute, für ein Buchprojekt aufzuzeichnen.

In den verschiedenen, für ein breites Publikum gut zugänglichen und reich illustrierten Beiträgen schwingt stets die Frage mit, ob es einen „Luxemburger Sonderweg“ im Umgang mit dem Tod und dem Totengedenken gibt. Allein die Überschrift des Aufsatzes „Zwischen Wormeldingen und Wincheringen liegen Welten“ lässt grundlegende Unterschiede in der Bestattungskultur diesseits wie jenseits der Mosel erahnen. Zeigt der Blick über die großherzoglichen Grenzen interessante wie frappierende Kontraste, so werden die Welschnonnen in der Trierer Welschnonnenkirche an exakt der gleichen Stelle begraben wie die Chanoinesses de Saint-Augustin in der Kongregationskirche (heute: Protestantische Kirche) in Luxemburg.

Der Tod kennt keine Grenzen – Thomas Kolnberger spricht von einer „post-mortem-Mobilität und einem kleinen Grenzverkehr in Sachen Kremation“ –, aber die Grabkultur stößt nicht selten auf juristische Grenzen – für die Bestattung von Bischof Nommesch innerhalb der Krypta der Kathedrale von Luxemburg fehlt 1935 die gesetzliche Grundlage, so dass der Segen des Gesetzgebers erst nach den Exequien, der kirchlichen Aussegnung, erfolgen konnte – und konfessionelle Konflikte, wie der Friedhofsstreit von Simmern aus den Jahren 1901 bis 1908 zeigt. Jüdische Bestattungsriten in Luxemburg oder das Kapitel „Mourir comme musulman au Luxembourg“ erweitern den rein katholischen Blick auf den Totenkult im Großherzogtum.

Lux aeterna…

Grabschmuck auf Familiengrab in Luxemburg-Bonneweg (Foto: Marc Jeck)

Die Koordinatoren dieses Mammutprojektes – Sonja Kmec, Antoinette Reuter und Robert L. Philippart – unterstreichen die Vielfalt der Zugriffe auf das Thema, das historisch, kunsthistorisch, literarisch, künstlerisch, kinematografisch, juristisch, theologisch, anthropologisch, philosophisch und nicht zuletzt nach „Luxemburger Art“ aufbereitet werden kann. Spannend ist auch das Zeugnis, das ein Bestatter in dem reich illustrierten Buch abgibt.

Wenn die 49 Beiträge sehr heterogene Fragen und Antworten aufwerfen, so tragen sämtliche Fotos eine Handschrift, nämlich die des Fotografen Jean-Pierre Remiche. Aus der Vielfalt eine Einheit zu schaffen, ist der Verdienst des Verlages Capybarabooks – jener Verlag der während des Buchprojektes über den Tod das Ableben des Schriftstellers Georges Hausemer zu beklagen hatte.

Die Neuveröffentlichung „Ewige Ruhe? Grabkulturen in Luxemburg und den Nachbarregionen“ illustriert par excellence wie das materielle und immaterielle Kulturerbe ineinandergreifen. Für den österreichischen Historiker Thomas Kolnberger steht fest, dass mit der neuen Publikation „Luxemburg auf die Karte des Todes gebracht“ werden konnte. Das Buch hat sicherlich eine multidisziplinarische und überkonfessionelle Diskussion rund um den Umgang mit dem Tod in unserer postmodernen Zeit – und vor allem in unserem säkularisierten Luxemburg – neu entfacht. Angesichts der aktuellen Klimadebatte und der ökonomischen wie demografischen Herausforderungen rückt auch die Frage nach (neuen) Bestattungsformen und -orten den Tod in ein anderes… Lux aeterna!

Grab für einen falschen Hauptmann: Der Gauner Wilhelm Voigt hat seine ewige Ruhe auf dem „Nikloskierfecht“. (Foto: Marc Jeck)
Marc JECK
 
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