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Jahr A (2016-2017)  
25. Mai 2017

Wir sind nicht allein

25.05.2017

Mt 28,16-20

Auf dem Gipfel angekommen sein, ganz neue Perspektiven erkennen – das große Ziel vieler Bergsteiger.

Mehrmals greift der Evangelist Matthäus diese Gipfelerfahrung in seinem Evangelium auf. Dieses schreibt er im 1. Jahrhundert nach Christus für Christen, die Israel verlassen mussten und in Syrien eine neue Bleibe fanden, denn eine Heimat war dies nicht. Sie lebten in einer, auch religiös gesehen, fremden Umgebung als Minderheit und erlebten allerlei Anfeindungen. Genau wie einige Zeit vor ihnen die Freunde Jesu nach dessen Tod und Auferstehung.

Sie sind weniger geworden, denn sie waren einmal zwölf, jetzt sind sie nur noch elf. Es fällt ihnen schwer das in den letzten Tagen Erlebte richtig einzuordnen. Fragen wie „wo ist Jesus, der uns beisteht?“, „sollten wir uns getäuscht haben?“, „hat Gott uns verlassen?“ werden sie sich gestellt haben. Die Frauen haben ihnen wohl die Bitte Jesu weitergegeben, ihn in Galiläa zu treffen. Wie groß muss ihre Unsicherheit und Verzweiflung gewesen sein, wenn sie sogar, ganz gegen die Gepflogenheiten im Orient, auf die Frauen hören und sich auf den Weg machen.

Dort, in seiner Heimat Galiläa begegnen sie Jesus auf dem Berg [1]. Gerade der Berg gilt als der Ort der Gottesoffenbarung. Moses zum Beispiel bekam auf dem Horeb den Dekalog und Matthäus berichtet, dass Jesus auf einem Berg bei Karpharnaum lehrt was den Menschen glücklich machen kann. [2] Und jetzt treffen sich Jesus und seine Freunde wieder auf einem Berg.

Bei der ersehnten Begegnung fallen sie auf die Knie - auf die Knie gehen meint hier ein Zeichen von Angst und Schwäche. Auch kommen Zweifel über die Zukunft auf.
Die Art wie man mit jemanden redet, zeigt wie man zueinander steht. Jesus will die verunsicherten Freunde ermutigen, gibt eine Wegweisung, schenkt ihnen eine neue Zukunftsperspektive. „Mir ist alle Macht gegeben, im Himmel und auf der Erde. [3]

Wenn Jesus die Macht hat, dann brauchen sich die Jünger vor nichts und niemanden zu fürchten, denn Jesus ist bei ihnen. Er unterstützt sie darin, sich nicht zu verschanzen, sondern nach seinem Beispiel auf die Menschen zuzugehen und ihnen die frohe Botschaft weiterzugeben: Den Menschen von einem Gott erzählen, der ihnen nahe ist, sie liebt und zu dem sie in jeder Lebenssituation kommen können.

Dazu verspricht Jesus seinen Freunden seinen Beistand bis ans Ende der Welt. [4] Sie werden mit ihrer Aufgabe nie alleine sein. Deshalb können, ja müssen sie am alltäglichen und ethischen Leben der Menschen teilnehmen. Sie dürfen sich nicht abschotten und Glauben nur im privaten Kämmerlein leben. Denn indem man andere lehrt, kann man ihnen zeigen was einem wichtig und wertvoll ist. [5]

Mit dem Versprechen „Ich bin bei euch“, das heißt des Daseins und Beistandes Jesu beendet Matthäus sein Evangelium. Er greift deutlich auf den Anfang seiner Schrift zurück, wo Jesus „Immanuel“ [6] genannt wird, was so viel bedeutet wie „Gott ist mit uns“.

„Gott mit uns“ steht also am Anfang und am Ende des Matthäusevangeliums und zeigt sich im Leben Jesu, denn alle seine Worte und Taten unterstreichen die Botschaft, dass Gott mit den Menschen ist.

Aus diesem Grund berichtet Matthäus weder von der Himmelfahrt noch von der Sendung des Heiligen Geistes. Sein Schlusswort ist die Zusage der Anwesenheit Gottes. Gott ist überall dort erfahrbar wo Menschen von Sorgen anderer Menschen betroffen sind, wo Menschen sich für Opfer und Unterdrückte einsetzen.
Wir wissen, was wir zu tun haben.

[1Dieser wird im Evangelium nicht näher präzisiert.

[2vgl. Seligpreisungen Mt 5, 1- 12

[3Matthäus 28,18

[4Matthäus 28,20

[5vgl. Steffensky, der alltägliche Charme des Glaubens, Echter 2002, S.63, in: Dr. P. Meis, Bibelarbeit zu Matthäus 28,16-20, in: http://www.evlks.de/doc/Bibelarbeit_zu_Matthaeus_28.pdf

[6Matthäus 1,23

Ruth BACHTLER
 
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