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Jahr C (2015-2016)  
16. April 2016

Der Dienst des guten Hirten

17.04.2016

Joh 10, 27-30

Das Evangelium dieses 4. Ostersonntags (Joh 10,27-30), des ersten Sonntags der diesjährigen Oktavzeit, ist Teil der großen johanneischen Bildrede vom guten Hirten. Wir werden diese Bildrede nicht verstehen, wenn wir nicht zu erfahren versuchen, was Jesus sah, wenn er als Wanderprediger durch das Land zog.

Hirten zur Zeit Jesu waren Halbnomaden und hatten keinen festen Wohnsitz. Als Begleiter von Kleinviehherden waren sie für die Weideplätze und Wasserplätze verantwortlich. Sie schützten die Tiere vor Dieben und Raubtieren. Mit den Herden waren sie der Hitze Palästinas ausgesetzt. Mit ihnen waren sie auch der Kälte und dem Regen preisgegeben. Sie führten ein karges, bescheidenes Leben am Rande der Gesellschaft.

Das auffälligste Kennzeichen für einen guten Hirten ist die enge Lebensgemeinschaft zwischen dem Hirten und den ihm Anvertrauten. Er teilt selbstlos die Alltagsbedingungen mir ihnen. Er führt und begleitet, der Hirte.
Und wenn Jesus die Hirten mit ihren Herden sah, wie sie durch das Land zogen, dann wird er nicht immer haben ausmachen können, wer führte und wer geführt wurde. Manchmal ging der Hirte an der Spitze, wenn es galt, neue Weideplätze zu suchen. Und dann wieder zog die Herde ihren Weg. Und der Hirte ging mit und begleitete.

Wenn sich ein Schaf verirrte, machte sich der Hirte auf die Suche, bis er es fand. Der gute Hirte verließ die Schafe grundsätzlich nicht, besonders dann nicht, wenn er den Wolf kommen sah. Er war bereit, sein Leben für sie hinzugeben.
Mit dieser Bildrede vom guten Hirten beschreibt Jesus sich, beschreibt Jesus seinen Dienst für alle, die an ihn glauben, beschreibt Jesus, wie Glaubende miteinander umgehen sollen. „Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“ (Mt 20,26). Dienen bedeutet im Verständnis Jesu: alles tun, damit Anlagen und Kräfte im anderen zur Entfaltung kommen. Alles tun, damit auf den Feldern von Menschenleben Weizen wächst, ohne dass das Unkraut sein Lebensrecht verwirkt. Dem anderen ein Diener sein, heißt helfen, dass jede äußere Stimme die innere Stimme des Hörenden zum Klingen bringt, dass Zustimmung und Nachfolge aus der Tiefe des Herzens heraus möglich werden.

Leider leben wir heute oftmals nicht in einer Gesellschaft im Zeichen des Hirten, sondern in einer Gesellschaft im Zeichen des Wolfes. Jeder ist sich selbst der Nächste. Jeder muss sehen, dass er vorankommt, möglichst vorne ist, auch wenn es auf Kosten anderer sein muss; denn „den Letzten beißen die Hunde“. Eine Gesellschaft im Zeichen des Wolfes, eine Welt, in der das Entreißen, das Besitzen hohe (höchste!) Werte sind.

In der Bildrede vom guten Hirten lädt uns Jesus ein zu einem anderen Leben. Lieber das Leben geben in der kleinen Münze des Alltags, anstatt es nur für sich zu nehmen. Sich aus der Hand geben in der Überzeugung, dadurch nicht ins Leere zu fallen, sondern fruchtbar zu werden in Gottes Hand. In der reißenden Wolfswelt die Vorhut eines Lebens zu sein, das im Geben wächst.

Zu einem solchen Leben sind wir von Jesus, dem Guten Hirten, aufgerufen. Die diesjährige Muttergottesoktave will uns dazu Anleitung und Wegweisung sein: „Mat Dir an eng nei Zäit“.

Claude BACHE
 
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