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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
27. Dezember 2018

Tillmann Prüfer: Weiß der Himmel...?

Religiöses Buch des Monats Januar 2019

Borromäusverein und Sankt Michaelsbund empfehlen als Religiöses Buch des Monats Januar: Tillmann Prüfer: Weiß der Himmel...? Wie ich über die Frage nach Leben und Tod stolperte und plötzlich in der Kirche saß. Gütersloh : Gütersloher Verlagshaus, 2018. – 188 S.; 18,00 Euro.

„Wie ich über die Frage nach Leben und Tod stolperte und plötzlich in der Kirche saß“ – mit diesem Untertitel erklärt Tillmann Prüfer sehr anschaulich, was ihn zu diesem Buch veranlasste. Der sehr erfolgreiche Journalist, Anfang 40, lebt mit seiner Familie ein glückliches, unbeschwertes Leben, als ihn der plötzliche Tod seines besten Freundes aus all seinen Sicherheiten reißt. Er spürt einerseits den ganz starken Wunsch, glauben zu können – an eine „Macht, die den Dingen Sinn gibt, auch den schrecklichen Dingen.“ Andererseits hat er sich vom religiösen Glauben seiner Kindertage längst ganz weit entfernt. Und in seiner Alltagswelt findet seine Sehnsucht nach Glauben kaum einen Ansatzpunkt. Als Modekritiker bei einem Zeitungs-Magazin beschäftigt er sich vor allem mit Äußerlichkeiten, mit schnelllebigen Trends, und er bewegt sich überwiegend unter Menschen, die von sich sagen, nicht zu glauben, nicht glauben zu können. Tillmann Prüfer begibt sich also auf eine Suche nach Möglichkeiten, den Glauben vielleicht doch auch für sich selbst finden zu können.

Er schildert in diesem Buch seinen Weg, der ihn langsam und nicht immer in der erwarteten Weise, aber doch immer näher hinführt zu der Faszination, die der Glaube für einen Menschen bedeuten kann. Es beginnt mit ersten Besuchen in der Kirche zum Gottesdienst einer scheinbar hoffnungslos überalterten und unweigerlich schrumpfenden evangelischen Gemeinde in Berlin – die ihm aber doch ein ungekanntes Gefühl von Heimat gibt. Es geht weiter mit einem Aufenthalt in einem Südtiroler Kapuzinerkloster, wo ihn die einfache und geregelte Lebensweise fasziniert, die aber für einen Familienvater so natürlich unerreichbar bleibt. Schließlich eine Israelreise zu den Ursprüngen des jüdisch-christlichen Glaubens, wo die religiösen Konflikte im Heiligen Land in ihm allerdings vor allem die Erkenntnis wecken, dass ein allzu fester Glaube auch seine Probleme mit sich bringen kann…

Der Glaube steht dem Wissen und der Wissenschaft nicht feindlich gegenüber

Es ist ein Weg, der am Ende des Buches noch lange nicht zu Ende ist – und sicherlich auch ein ganzes Leben lang nicht an ein Ende kommen wird, bleiben manche Zweifel doch ein lebenslanger Begleiter für jeden Glaubenden, wie Prüfer nach einiger Zeit mit einer gewissen Erleichterung feststellt. Auch ist er sich inzwischen sicher, dass der Glaube dem Wissen und der Wissenschaft nicht feindlich gegenübersteht, eher im Gegenteil: „die Ablehnung des Glaubens ist nicht nur trostlos, sie ist dem Glauben keineswegs intellektuell überlegen oder reflektierter“, wie Prüfer schreibt.

Natürlich kann auch der Glaube nicht bewiesen werden, doch ist es wichtig, dass ihm auf der Vernunftebene zumindest keine schlagenden Argumente entgegenstehen – und so fasst Tillmann Prüfer ziemlich am Schluss des Buches „zehn gute Gründe für den Glauben“ zusammen, die schließlich in der Alternative gipfeln: Es gibt nur den Sinn oder die Sinnlosigkeit. So kann Prüfers eigenes „Glaubensbekenntnis“, das er in einem Gottesdienst vor der Gemeinde vorträgt, ebenso offen wie konsequent formulieren: „Ich glaube, denn ich will glauben. Ich finde die Vorstellung, dass die Welt, in der wir leben, nur Zufall und Chaos ist, zu trostlos, als dass ich sie für wahr halten könnte. Ich glaube, dass es einen Sinn gibt, einen Sinn, in dem wir alle geborgen sind. Einen Sinn, der höher ist als all das, was wir begreifen können.“

Bei allem Tiefgang ist das sehr persönliche und mutige Buch auch humorvoll geschrieben, dazu – wie man es von einem Journalisten erwarten darf – auch äußerst lebendig, spannend und unterhaltsam, so dass es zweifellos ganz viele Leser/innen anzusprechen vermag. (Sankt Michaelsbund)

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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