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Persönliche Kommentare  
14. Dezember 2015

Ein Land voller religiöser Fanatiker?

Muss man sich in Luxemburg jetzt fürchten...? Ein persönlicher Kommentar

Akt null

Aha trifft Minister, überreicht bei dieser Gelegenheit einen Schredder (breites Grinsen auf beiden Seiten) und stellt das Bild dazu auf ihre FB-Seite...und liefert die Erklärung gleich mit: „...fir dass hien einfach an onkomplizéiert op di permanent Post vu reliéise Fanatiker ka reagéieren, di drop beharren, dass an der ëffentlecher Schoul weiderhi misst reliéis indoktrinéiert ginn...“ Religiöse Fanatiker? Indoktrination? Bilder von Hasspredigern, von gewaltbereiten Islamisten, von verblendeten Hetzern gehen mir durch den Kopf. Die Nachrichten bringen laufend solche Bilder. Soll der Minister etwa fortwährend Post von solchen Leuten bekommen? Müssen wir uns sorgen? Oder sind mit religiösen Fanatikern ganz andere gemeint? Menschen wie Sie und ich, die sich um die auch religiöse Erziehung unserer Kinder sorgen, die für Wahlfreiheit plädieren, ihre Unterschrift unter eine Petition setzen und und und. Wenn also wir jetzt Fanatiker sind, muss man für die wahren Fanatiker, die die Welt in Angst und Schrecken versetzen, nicht einen neuen Namen erfinden?

Akt eins

Dem Ministerium gefällt ganz offensichtlich der Schredder mit der roten Schleife und stellt auf seinem Blog ein Foto dazu online. Der Schredder in Großaufnahme zum Themenbereich „Vie et Société“. Gefällt dem Ministerium auch die Idee dahinter? Oder will man etwa den Rahmenlehrplan selbst, der kaum Befürworter hat, klammheimlich schreddern? Man weiß es nicht. Man weiß auch nicht, wie es um die viel zitierte Neutralität in der Sache bestellt ist, die die Politik - neben dem Pluralismus-Begriff und dem Die-Zeiten-ändern-sich-Mantra - gebetsmühlenartig immer wieder ins Feld führt, wenn es darum geht, Kirche und Religion vom Feld zu jagen.

Akt zwei

Aha gefällt, dass dem Ministerium ihr Schredder gefällt. Und stellt das Foto von der Seite des Erziehungsministeriums auf FB online...und schreibt dazu: „Wi ee gesäit, huet de Schredder vun AHA dem Minister gudd gefall... Dat freet eis natierlech.“ Jeder jetzt zufrieden? Nicht ganz, siehe Akt drei...

Akt drei

Dem Ministerium ist die Sache dann wohl doch nicht ganz geheuer...und gefällt nicht, dass Aha das Foto auf der Men-Seite dahingehend interpretiert, dem Minister habe der Schredder gefallen... Sie können noch folgen? Jedenfalls wird das Foto von der Seite des Unterrichtsministeriums wieder entfernt - und durch winkende Kinder ersetzt. Dumm nur, dass die Bildzeile am Textende stehen bleibt: „Photo: L’AHA (Allianz von Humanisten, Atheisten an Agnostiker) a offert au ministre un destructeur de documents.“... Das dürfte nun wieder nicht jedem gefallen.

Man könnte diese Posse einfach vergessen, wie so viele andere auch. Doch diese Randnotiz der unsäglichen Wertefachgeschichte sagt viel mehr, als es zunächst aussieht. Sie sagt etwas aus über politischen Stil, über das Niveau der aktuellen Debatte und über Respekt vor anderen Meinungen und Überzeugungen. Zu diesen anderen Überzeugungen gehört auch jene, dass Religionen ihren Platz in der öffentlichen Schule haben - mehr denn je. Dieses Anliegen durch den Schredder jagen, löst kein einziges Problem, sondern heißt wegschauen, andere Meinungen nicht ernst nehmen, ja sie schreddern. Was sind das für Methoden? Es ist nicht gut um die Meinungsfreiheit bestellt. Mir dünkt, die Fanatiker sitzen gar nicht in den zahlreichen Reihen jener Bürgerinnen und Bürger, die sich für Religionsunterricht einsetzen... und war das Geschenk nicht doch, wie man im Französischen so trefflich sagt, ein „Cadeau empoisonné“...

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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