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Persönliche Kommentare  
21. Dezember 2018

„Mamm! Gott an d’Hell, dat si Fake-News!“

Ein ganz persönlicher Kommentar zu einem Video-Clip über Franz und seine Oma

Da sitzen sie, die werdenden Eltern, auf dem altmodischen Sofa im Wohnzimmer der erbosten, leicht schrulligen Oma in spe. Den runden Bauch fest im Griff. Streit liegt in der Luft! Der erhobene Zeigefinger, die Androhung „weder Geld noch Betreuung“ steht im Raum. Im Hintergrund, wie passend, eine alte Holzstatue, die Muttergottes mit dem Jesus-Kind, und dann der Schlüsselsatz: „Dat Kand kënnt jo an d’Hell, wann et net gedeeft ass.“ Wer sagt das? Die Replik - zu fernem Donnergrollen (als würde Gottvater selbst einschreiten) - des künftigen Vaters: „Mamm! Gott an d’Hell, dat si Fake-News. Eise Franz, dee soll fräi vu reliéisen Zwäng opwuessen.“ Und die junge Frau fügt lächelnd hinzu: „Hie soll dat selwer décidéieren, wann e grouss ass.“ Ob sie das mit der Entscheidungsautonomie des baldigen Erdenbürgers auch bei allen anderen Dingen so entspannt sieht? Bei der Erziehung zum Beispiel? Man weiß es nicht. Aber zurück zur Story...

Schnitt. 2 Jahre später. Franz ist schon groß (ich vermute einfach mal, es ist gar nicht derselbe Franz, der nur Sekunden vorher noch im Schutze des Mutterleibes diesen Schwachsinn lauschen musste), die Oma ist zu Besuch und offensichtlich froh, die Eltern auch, alle haben sich lieb, getauft oder nicht, auch egal - der Spannungsbogen fällt leicht ab. Fazit: „Gutt liewen... fräi vu Relioun.“ Aha, denk ich so bei mir, toll, einfach toll. Da hat sich aber jemand echt was bei gedacht. Kurz vor Weihnachten, wie passend. Als Trailer für eine billige Generationenkonfliktklamotte bedingt einsetzbar, für alles andere eher nicht.

In knapp 40 Sekunden werden hier die gängigen Klischees abgearbeitet, alles wirkt plakativ und ist es wohl auch: Hier die alte Dame, mit dem Zeigefinger und den althergebrachten Überzeugungen (woher auch immer sie die hat) in einem eher barocken Rahmen (so wie es wohl bei Omas und Opas in der guten Stube auszusehen hat), dort die jungen Eltern, open minded und aufgeklärt, frei von Religion, in einem zeitgemäßen Dekor. Der Einzige, der schweigt, ist der kleine Franz. Kluges Kind! Was er wohl dazu sagen würde? Aber niemand fragt ihn.

Was sagt uns dieses Video jenseits der steilen These „Gott und Hölle sind Fake-News!“ (so als wäre das ungleiche Paar eine News, eine Nachricht, eben erst getwittert, leider nur falsch)? Es sagt uns einiges aus über Menschen, die sich an der Religion abmühen und ihr Dinge unterstellen, die nach vorgestern klingen (sollen) und denen der vorurteilsvolle Mief der Geschichte anhängt. In dem knappen Kommentar zu Clip und Kampagne heißt es: „Es geht darum von der Familie und der Gesellschaft Respekt einzufordern gegenüber der eigenen Entscheidung, frei von Religion zu feiern.“ Feiern ohne Religion? Wo ist das Problem? Ja, das kann man einfordern, wenn es denn nötig ist, aber warum muss man dazu ein völlig verquertes Bild von Religion bemühen? Warum geht das nicht ohne Schwarz-weiß-Malerei und Sprüche aus der Mottenkiste (etwas schwach für wahre Humanisten)? Warum fordert man für seine Lebensweise Respekt ein und spricht im selben Satz gläubigen Menschen mit einer lapidaren Fake-News-Behauptung alles ab, was ihnen wichtig ist? Setzt richtig verstandener Respekt nicht Gegenseitigkeit voraus... es wäre zumindest eine Überlegung wert.

Wie auch immer: Seien Sie gewiss, es gibt auch ein gutes Leben... mit Religion. Ein gutes Leben... mit Gott, frei, befreiend, ohne Zwang und zeitgemäß. Das ist mein fester Glaube. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten... auch für Franz!

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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