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Jahr A (2019-2020)  
18. Juli 2020

Wer Ohren hat, der höre!

Kommentar zum 16. Sonntag im Jahreskreis von Charles Bremer (19.07.2020)

Wer kennt es nicht, dieses lästige Unkraut im Garten. Es wächst und wächst, manchmal schneller und üppiger als die Samen und Pflanzen, die man gesät oder gepflanzt hat. Meistens reicht es, das Unkraut nahe an der Wurzel zu bekämpfen. Besser gesagt es mit den Wurzeln heraus zu reißen, sobald es aus dem Boden blickt. Das ist die effektivste Methode, aber nur wenn man es von dem Saatgut unterscheiden kann… und das ist im Keim-Stadium zusammen mit anderen zarten Pflänzchen sehr schwer. Auch später ist Vorsicht geboten. Schnell hat man mehr gejätet als gewollt war. Aber wie wird man dieses lästige „Beikraut“ los? Auf Spritzmittel sollte sowieso verzichtet werden… aber was hilft dann noch??

Liebe Schwestern und Brüder, ich finde es so faszinierend wie Jesus den Menschen von damals das Himmelreich mittels der Schöpfung erklären wollte. Das erklärt sich dadurch, dass damals beinahe jeder Mensch etwas mit Ackerbau und Viehzucht zu tun hatte. Jesus versucht, die Menschen mittels ihrer alltäglichen Handlungen auf das Thema Himmelreich aufmerksam zu machen und sie für seine Botschaft zu begeistern. Ob dies aber heute noch Erfolg hätte, ist schwer einzuschätzen. Es gibt nur noch eine Handvoll Menschen, die selber Gemüse anbauen und viele könnten heutzutage kaum den Unterschied zwischen guten und schlechten „Kräutern“ machen. Aber im Vergleich zu zwischenmenschlichen Beziehungen weiß der Mensch heutzutage schon, was gut oder schlecht ist. Eine andere Person zu beurteilen und zu verurteilen, geht schneller als man denken kann. Schnell kommt man in die Versuchung einen anderen Menschen „abzustempeln“ weil er nicht in mein Denken und Konzept passt.

Vielleicht reicht es ja zu wissen, dass es im biblischen Sinn Unterschiede gibt zwischen Gut und Schlecht. Das Evangelium von diesem Sonntag versucht uns zu erklären, dass Gott alleine einen Unterschied zwischen Unkraut und Weizen machen kann. Und dass er alleine dafür sorgen wird, dass bei der Ernte das eine von dem anderen getrennt geerntet wird. Es liegt also nicht in der Kompetenz des Menschen – und vielleicht auch nicht der Kirche – zu beurteilen was gut oder schlecht ist. Gott gibt jedem Menschen die Möglichkeit, seinen Weg zu gehen. Er lässt dem Menschen offen, sich für das eine oder andere zu entscheiden. Er wartet bis zur Ernte. Er hofft dadurch, dass der Mensch aus seinen Fehlern – die jeder macht – lernt und einen neuen Weg einschlägt und so von IHM nicht verurteilt wird, sondern seine Gnade und Liebe erfährt. Gott beurteilt nach einem anderen Maß. Daran sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen.

Aber was kann man denn jetzt machen, um nicht in diesen Teufelskreis von zu kommen? Auch hier gibt uns das Evangelium einen Weg vor, der zu beachten ist. Hier hören wir: „Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg.“ (Matthäus 13,25). Vielleicht meint Jesus mit diesem „Schlafen“ ein menschliches Fehlverhalten. Das Wegschauen vor Hass und Rassismus. Die Gleichgültigkeit vor dem Nächsten. Das Kleinreden von gesellschaftlichen Problemen. Wir sollen WACHSAM bleiben, dass Vorurteile keine Überhand in unserem Leben nehmen. Wir sollen ACHTSAM sein, nicht selbst verurteilt zu werden. Kurz und knapp gesagt, dem Feind keine Möglichkeit zu geben irgendwas in unserem Leben auszusäen.

Liebe Schwestern und Brüder, das Tagesgebet von diesem Sonntag kann uns helfen, Gottes Stärke und die menschliche Schwäche zu verstehen: „Herr, unser Gott, sieh gnädig auf alle, die du in deinen Dienst gerufen hast. Mach uns stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, damit wir immer wachsam sind und auf dem Weg deiner Gebote bleiben. Amen.“

Quelle: Luxemburger Wort

Charles BREMER
charles.bremer@cathol.lu
 
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