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Jahr A (2019-2020)  
25. Juli 2020

Auch Träume können Leben verändern

Kommentar zum 17. Sonntag im Jahreskreis von Milly Hellers (26.07.2020)

Eine junge Frau erzählte vor Jahren eine persönliche Erfahrung, welche für ihr späteres Leben wegweisend wurde. Während Monaten fühlte sie sich von großen Entscheidungen hin und her gerissen weil diese schwerwiegende Einschnitte für das persönliche Leben zur Folge gehabt hätten. Eines Nachts jedoch kam – auf unerwartete Weise – eine Wende. Im Traum stand sie an einem Bahnsteig am Bahnhof ihrer Herkunftsstadt. Der Zugbegleiter pfiff die Abfahrt des Zuges an. Die Türen schlossen sich. Sie konnte sich jedoch nicht entscheiden einzusteigen, weil ihr Koffer nicht da war. Der stand auf dem anderen Bahnsteig. Hin und her gerissen ob sie denn nun einsteigen sollte – ohne Koffer – oder eben den Zug abfahren lassen sollte, erwachte sie schließlich mitten in der Nacht – schweißgebadet. Dieser Traum, deren Sinn sie eigentlich nicht verstehen konnte, ließ ihr dennoch keine Ruhe. Im Gespräch mit einem Priester fragte dieser: „Warum lassen Sie denn den Koffer nicht einfach auf dem Bahnsteig stehen?“ Für die Person wurde dank dieser direkten Frage plötzlich die Botschaft des Traumes sonnenklar – und die zu treffende Entscheidung ebenfalls.

Die Botschaft der ersten Lesung dieses Sonntags aus dem 1. Buch der Könige erzählt auch von einer Traumerfahrung. Salomo, der junge frisch gebackene König, musste seit dem Beginn seiner königlichen Verantwortung große, manchmal einschneidende Entscheidungen treffen. Und diese konfrontierten ihn sicher auch mit seinen eigenen Schwächen und Grenzen.

Damals (und wie oben erwähnt auch heute) nahmen die Menschen Freuden, aber auch Sorgen, mit in den Schlaf. Zur Zeit Salomos galten Träume als wichtige Kommunikationsform zwischen Gott und Mensch. Heute werden Träume oftmals psychoanalytisch erklärt und gedeutet, was aber nicht verhindert, dass sie dennoch auch heute manchmal lebenswendende Glaubensbotschaften sein können.

Salomos Traumerfahrung ging in die biblischen Bücher ein. Eines Nachts erschien ihm der HERR im Traum und forderte ihn auf: „Sprich eine Bitte aus, die ich dir gewähren soll!“ Was hätte ich, was hätten wir geantwortet, wenn uns jemand diese Frage gestellt hätte – im Traum – oder in der Wirklichkeit? Die Antwort Salomos ist Lebensschule für uns alle, die wir in irgendeiner Weise Verantwortung tragen, sei es Familie oder Beruf, in Gesellschaft, Politik oder Kirche. „Ich bin noch sehr jung und weiß nicht aus noch ein… Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht! Wer könnte sonst dieses mächtige Volk regieren?“ (1 Kön 3,5.7-12)

Salomos Antwort im Traum ist beeindruckend – bieten die Träume doch oft fiktive Momentaufnahmen, wo Skrupel und Barrieren fallen. Nicht sein eigenes Wohl, seine Karriere, oder die Angst vor Machtverlust sind ihm wichtig. Nein – einziges Ziel der ihm geschenkten Verantwortung ist das Wohlergehen der ihm anvertrauten Menschen. Nach dem Motto – „wenn es den anderen gut geht, dann geht es auch mir gut“.

Möge diese demütige, selbstlose Haltung Salomos auch uns in unseren privaten und beruflichen Verantwortungsbereichen leiten und begleiten. Mögen auch wir in wichtigen Momenten und Entscheidungen unseres Lebens, wie Salomo, demütige Offenheit für SEINE Botschaft wagen, damit unsere, aber auch die Träume anderer Menschen, zum Wohlergehen aller Betroffenen, Wirklichkeit werden können.

Quelle: Luxemburger Wort

Milly HELLERS
milly.hellers@cathol.lu
 
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