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Jahr A (2019-2020)  
14. August 2020

Ostern mitten im Sommer

Kommentar zum Fest Mariä Himmelfahrt von Georg Rubel

In unserer postsäkularen Gesellschaft kennen immer weniger Zeitgenossen die Bedeutung und den Sinngehalt der christlichen Feste. Bei den Hochfesten ist die Trefferquote noch relativ hoch. Weihnachten und Ostern sind den meisten vertraut. Bei den anderen Festen gestaltet sich die Sache schon etwas schwieriger. Einen besonderen Härtefall stellt das Fest dar, das am 15. August gefeiert wird.

Im Volksmund wird es Mariä Himmelfahrt genannt. Wie die Bezeichnung bereits verrät, geht es dabei um die Himmelfahrt Mariens. Himmelfahrt? Da war doch etwas. Gibt es nicht auch Christi Himmelfahrt? Warum sind es zwei getrennte Feste? Jesus und Maria hätten doch eine Fahrgemeinschaft bilden und gemeinsam in den Himmel auffahren können. Wie gut, dass beide Ereignisse an zwei verschiedenen Terminen gefeiert werden. Somit gibt es zwei Feiertage für die arbeitende Bevölkerung, einen im Frühsommer und einen im Hochsommer. Neben dieser pragmatischen Erwägung gibt es natürlich einen theologischen Grund, warum zwischen Christi und Mariä Himmelfahrt unterschieden wird. Im Zentrum des Festes Christi Himmelfahrt, das 40 Tage nach Ostern gefeiert wird, steht Christus. Der Auferstandene fährt in den Himmel auf und kehrt zu seinem Vater zurück (Ascensio Domini). An Mariä Himmelfahrt wird Maria in den Mittelpunkt gerückt. Sie wird in den Himmel aufgenommen (Assumptio Mariae).

Während die Himmelfahrt Jesu am Ende des Lukasevangeliums (Lk 24,50-53) und am Anfang der Apostelgeschichte (Apg 1,9-11) gleich an zwei Stellen erzählt wird, ist von einer Himmelfahrt Mariens in der Bibel nirgends die Rede. Bestenfalls lässt sich Offb 12,1 als Hinweis auf die Aufnahme Mariens in den Himmel deuten. Die apokryphen Evangelien beschreiben dagegen ausführlich, wie sich die Apostel um das Sterbebett Mariens in Jerusalem versammeln und die Gottesmutter nach deren Tod bestatten, bevor sie auferweckt und in den Himmel aufgenommen wird.

In den Ostkirchen trägt das Fest, das im fünften Jahrhundert durch Bischof Kyrill von Alexandrien eingeführt wurde, den Namen „Entschlafung der Gottesgebärerin“ (Dormitio Dei Genitricis). In der römischen Kirche lautet die korrekte Bezeichnung des Festes „Aufnahme der seligen Jungfrau Maria“ (Assumptio Beatae Mariae Virginis). Papst Pius XII. hat am 1. November 1950 den frühchristlichen Glauben bestätigt und lehramtlich zum Dogma erhoben, dass die selige Jungfrau und Gottesmutter Maria nach Ablauf ihres irdischen Lebens mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde.

Handelt es sich dabei um eine verstaubte Glaubenswahrheit, die nichts mit unserem Leben zu tun hat? Keineswegs! Sie betrifft das Zentrum unserer menschlichen Existenz, geht es hier doch um Leben oder Tod. Wie Maria von Gott mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, so dürfen auch wir darauf hoffen, dass wir nach Ablauf unseres irdischen Lebens mit unserem gesamten Menschsein von Gott in die himmlische Herrlichkeit erhöht werden. Die Gottesmutter Maria ist somit für uns ein Zeichen der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Das ist wahrlich ein Grund zur Freude und zum Feiern: Ostern mitten im Sommer!

Quelle: Luxemburger Wort

Georg RUBEL
georg.rubel@cj23.lu
 
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