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Jahr B (2020-2021)  
11. November 2021

Die Zeichen stehen auf Zukunft!

Kommentar zum 33. Sonntag von Henri Hamus (14.11.2021)

Jesus bedient sich der apokalyptischen Sprache seiner Zeit: er spricht vom Weltenende, von Katastrophen und Untergang: „Himmel und Erde werden vergehen“. Aber er verbindet das Ende mit der Erwartung des Heils: „Man wird den Menschensohn kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.

Und er sagt: Wartet nicht auf die Katastrophe, schaut euch vielmehr um nach Hoffnungszeichen! Lernt vom Feigenbaum! Am Barbaratag am 4. Dezember stellen wir Zweige vom Kirschbaum oder Forsythien in die Wohnstuben; an Weihnachten werden sie blühen, und künden von Neuanfang und Hoffnung in kalter Jahreszeit!
Lernt vom Feigenbaum. Jesus lädt ein, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu deuten.

Foto: freepik.com

Viele Zeichen stehen auf Krise: der Klimagipfel in Glasgow hat uns die letzten Wochen in Atem gehalten, und Lösungen für die sich anbahnende Klimakatastrophe wurden diskutiert und vertagt! Vielerorts bringen Gewalt und Waffen und Krieg Zerstörung und Tod für unzählige Menschen. Ein Ende des Hungers in der Welt ist nicht absehbar. Die Covid-Pandemie ist längst nicht überwunden, insbesondere nicht in den ärmeren Ländern. Die Milliardäre wurden in den Pandemie-Zeiten zahlreicher und reicher und sie scheren sich einen feuchten Kehricht um Umweltschutz und Klimakrise, derweil immer mehr Menschen ihre Zukunft in der Flucht suchen. In der Kirche ist die Missbrauchskatastrophe noch längst nicht aufgearbeitet, und nicht wenige Gläubige wenden sich von der Kirche und ihrem trägen Krisenmanagement ab. Von Evangelisierung wird wohl mancherorts gesprochen, sichtbar sind aber oft nur die Bemühungen um Systemerhalt, materielle Absicherung und Gesichtswahrung.

Wir brauchen Hoffnungswärme

Fatal wäre es, wenn wir, dem Kaninchen vor der Schlange ähnlich, angesichts all dieser bedrohlichen Fakten in Schockstarre verfallen würden. Der Kirschzweig scheint erstarrt und tot. Ein bisschen Wärme wird ihn erblühen lassen.

Das ist es was wir so dringend brauchen: Hoffnungswärme! Hoffnung ist „ein sicherer und fester Anker der Seele“ (Hebr 6,19). Der Anker gehört nicht auf das Schiff, er gehört abgesenkt auf festen Grund.
Der Anker unserer Seelen ist Christus!

An Ihm sind wir festgemacht. Von Ihm her sehen wir unsere Welt und was in ihr geschieht. Mit Seinen Augen erkennen wir die Zeichen der Zeit, mit Ihm erkennen wir das Wirken seines Geistes in den Menschen und in der Kirche. Aus Seinem Wort heraus deuten wir, was um uns herum geschieht. Mit ihm belassen wir es nicht beim Sehen und Deuten! Nach Joseph Cardijn heißt es: „sehen – urteilen (deuten) - handeln“.

Der synodale Prozess schickt uns auf den gemeinsamen Weg. Das „pilgernde Gottesvolk“ gibt sich aktuelle Methoden, um Volk und Gemeinschaft zu sein (zu werden!): „was alle angeht, soll von allen beraten werden“. Die sogenannte „schweigende Mehrheit“ muss erwachen, wachgerüttelt werden. Die Benediktsregel sagt: „Der Herr offenbart oft einem Jüngeren, was das Bessere ist“. So manche vertrauensbildende Maßnahmen sind nötig: denn (zu) viele Gläubigen sind desillusioniert und resignieren: „Wann wird man denn mal auf uns hören? Es wird doch immer alles von denen da oben entschieden! Uns Kleine braucht man doch nur für diesen oder jenen Dienste, wichtige Entscheidungen werden uns einfach mitgeteilt! ...

Aufwachen und mitreden

Lernt vom Feigenbaum, sagt Jesus. Sehen und erkennen wir die kleinen und zarten Triebe des ansetzenden Synodalen Prozesses! Es sind Hoffnungszeichen in dieser winterlichen Zeit!
Viele erinnern sich an Initiativen und Austauschforen im Gefolge des 2. Vatikanischen Konzils: die Synodenräte und die Synode (1972-1981), die Pfarrräte, die Regionalversammlungen, die Diözesanversammlung (2000) … Hoffen wir, dass sich viele begeistern lassen von dem, wozu wir eingeladen werden. Es lohnt sich!

Johannes XXIII. distanzierte sich in der Eröffnungsrede zum 2. Vatikanischen Konzil von den „Unglückspropheten, die immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergange stünde“. Auf den synodalen Wegen in den kommenden Monaten werden wir uns hoffentlich nicht in selbstbemitleidenden Situationsanalysen und unfruchtbaren Unheilsdiagnosen verzetteln, sondern auf der Suche bleiben nach den (oft kleinen) Zeichen, die Hoffnung ansagen. Und hoffentlich werden wir es nicht beim Austausch belassen, sondern zu konkretem Handeln kommen.

Deshalb brauchen wir vorab Ermutigung und Begeisterung. Wir brauchen Kirschzweige der Hoffnung, wir brauchen etwas wohlwollende und werbende Wärme, Mutmach-Worte und die herzliche Einladung, in winterlicher Zeit vom Frühling zu träumen! Denn wir müssen herausgelockt werden aus der Müdigkeit, die uns allzu oft dazu verleitet, Ohren und Augen zu schließen und den Mund zu halten!

Romano Guardini sagte vor ziemlich genau 100 Jahren: „Die Kirche erwacht in den Seelen!“ Darf man das berühmte Wort umkehren und für heute sagen: „Die Menschen erwachen in der Kirche“ – das wäre ein Hoffnungszeichen für heute und morgen!

Henri Hamus

Henri HAMUS
henri.hamus@cathol.lu
 
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