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Danke Thomas!

Kommentar zum 2. Ostersonntag von Henri Hamus (27.4.2025)

Danke, Thomas, wie jedes Jahr bist du treu und verlässlich da am Weißen Sonntag, dem Sonntag der Barmherzigkeit: acht Tage nach der Begegnung der Jünger mit dem auferstandenen Jesus bist du dabei, als Jesus in eure Mitte tritt und sagt: Friede sei mit euch!

Beim ersten Mal warst du nicht dabei. Die Worte deiner Mitapostel reichten dir nicht; du hast nachgefragt, du wolltest dich vergewissern, du wolltest sehen und anfassen!

Der Auferstandene Jesus macht dir keine Vorwürfe, er sagt dir und uns allen, die Jesus nicht gesehen haben: "Selig, die nicht sehen und doch glauben".

Danke, Thomas, du wolltest die Wundmale am Auferstandenen sehen, du hast so für die Glaubenden aller Zeiten darauf hingewiesen, dass das Leben und die Leiden im Tod nicht untergehen, sondern zum Leben der Auferstehung für immer dazu gehören.

Danke, Thomas, du hast durch deine Nachfrage, durch deine Begegnung mit dem Auferstandenen, der dir seine Wunden zeigt, klargestellt, dass ausgerechnet die Wunden das Erkennungsmerkmal des Auferstandenen sind.

Danke, Thomas, du hattest schon einmal im Evangelium nach Johannes eine wichtige Frage gestellt, als Jesus von seinem Weggang sprach; du hast gefragt: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst; wie sollen wir den Weg kennen!" Und Jesus antwortete: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!" Du selber bist dann diesem Weg gefolgt, als Apostel bist du bis nach Indien gegangen mit der Frohbotschaft; dein Zeugnis hast du mit dem Tod durch die Lanze besiegelt. Vor Jahren durfte ich dein Grab in Chennay/Madras besuchen.

Danke, Thomas, dass du uns Heutigen so nahe bist; wir stellen Fragen, wir sind unsicher, wir möchten wissen und begreifen, wir glauben, aber wir sind oft Wankende im Glauben, wir suchen nach Halt und Antworten, manchmal sogar nach Beweisen, wir erleben Glauben und Zweifel oft als Zwillingsbrüder (Thomas Halik), wir rufen wie der Vater des kranken Jungen im Evangelium: "Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben!" (Markus 9,24)

Danke, Thomas, du hast nachgefragt – niemand braucht sich zu schämen, wenn er Fragen und Schwierigkeiten hat, wenn der Osterglaube ihm schwerfällt: "Glaube sucht zu verstehen", wird Anselm von Canterbury im 11. Jahrhundert formulieren, und Kardinal John Henry Newman schreibt im 19. Jahrhundert: „Zehntausend Schwierigkeiten machen keinen einzigen Zweifel aus“.

Danke Thomas, dass du uns durch deine Fragen einlädst, unseren Glauben immer wieder zu erforschen, zu nähren mit Studium und Austausch, zu stärken im gemeinsamen Bibellesen und im Gebet, immer wieder neu zu formulieren in der Sprache, die die Menschen von heute verstehen.

Danke, Thomas, du hast als erster den Glauben bekannt "Mein Herr und mein Gott" und dem bedingungslosen Vertrauen auf Jesus einen Ausdruck gegeben hast, den Generationen von Christen zu ihrem innigsten Gebet und Glaubensbekenntnis gemacht haben.

Danke, Thomas, du hast durch dein Fragen den Weg gezeigt, dass wir Glaubenden, "immer freimütig Rechenschaft zu geben haben von der Hoffnung, die in uns ist!“ (siehe 1 Petrus 3,15); du ermutigst uns, dem Glauben Form und Inhalt zu geben, damit die Menschen mit ihrem Leben, mit ihren Erfahrungen, mit ihren Unsicherheiten und ihrem Suchen, mit ihren Ängsten und Sehnsüchten im Glauben eine Orientierung, einen Weg und eine Heimat finden.

Danke, Thomas, du bist der Patron unserer Helzinger Klaus, du empfängst an der sprudelnden Quelle, dem "seligen Bronn", Menschen allen Alters und aller Herkunft, Menschen mit Fragen und Zweifeln, mit Schwierigkeiten im Leben und in der Familie, mit Krankheiten und seelischen Nöten; allen zeigst du, still und meistens ohne dass man dich wahrnimmt, Maria, die Mutter Jesu, die glaubt und Ja sagt.

Danke, Thomas, wir haben dich immer am 21. Dezember gefeiert, dem kürzesten Tag im Jahr, ein paar Tage vor Weihnachten; du warst uns so immer Zeuge dafür, dass die Dunkelheit der Zweifel, des Kleinglaubens und des wankenden Glaubens durch das Licht der Heiligen Nacht erhellt wird; am Horizont der Menschwerdung kündigt sich schon an "der Morgenstern, der nicht untergeht: Jesus Christus, der von den Toten erstand, der erstrahlt im österlichen Licht" (aus dem Exsultet der Osternacht).

Danke, Thomas, für deinen Glauben und für dein Gebet, damit ich "nicht ungläubig, sondern gläubig" werde und bleibe.

abbé Henri Hamus

 

Martin sitzt nachts in Tours in seiner Mönchszelle und betet. Der Teufel erscheint ihm, verkleidet in einer herrlichen Lichtgestalt.
„Wer bist du?“ fragt Martin ihn.
„Ich bin der Auferstandene. Wirf dich vor mir auf die Knie“, antwortet der verkleidete Teufel.
Aber Martin traut dem nicht und stellt die entscheidende Frage: „Wo sind denn deine Wunden? Zeig sie mir, dann will ich dir glauben!“
„Von was für Wunden redest du?“ antwortet die Erscheinung. „Ich bin der Auferstandene. Ich habe keine Wunden.“
„Mach bloß dass du wegkommst“, ruft da Martin. „Ein Auferstandener ohne Wunden – das muss der Teufel sein.“

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