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Jahr B (2020-2021)  
29. Januar 2021

Die Wende vom statischen Christsein zum dynamischen Christwerden

Kommentar zum 4. Sonntag von Renée Schmit (31.01.2021)

Wer in Zeiten der Pandemie von Evangelisierung spricht oder von einer „neuen Freude im Dienst der Verkündigung” redet, der ist bereit, sich den Herausforderungen der pastoralen Umkehr zu stellen. Während die anhaltende Krise viele Gläubige und ihre Hirten zu lähmen droht, braucht es Christen, die Zeugen der Hoffnung sind und Neues wagen. Die gemeinsame Sorge um die Zukunft der Kirche mit ihrer zentralen „Baustelle der Verkündigung” fordert uns heraus. “Kirche im Aufbruch”, im Geist von Papst Franziskus, braucht Bewegte und Beweger.

Tomáš Halík, der tschechische Soziologe und Theologe, hat bereits vor Monaten in seinem Artikel „Christentum in Zeiten der Krankheit” die Pandemie als “Zeichen der Zeit” für die Kirche beschrieben. Seine scharfsinnige Analyse beim ersten Lockdown ermutigte den Autor bereits damals die Brille der Beschönigung abzulegen.- „Ich werde die Frage nicht los, ob die Zeit der leeren und geschlossenen Kirchen für die Kirche nicht einen warnenden Blick durch das Fernrohr in eine verhältnismäßig nahe Zukunft darstellt (…) leere Kirchen zeigen symbolisch ihre verborgene Leere und eine mögliche Zukunft auf, die eintreten könnte, wenn die Kirchen nicht ernsthaft versuchen, der Welt eine ganz andere Gestalt des Christentums zu präsentieren.” Und weiter schreibt Halík: „Wir waren zu sehr darauf bedacht, dass die „Welt“ (die anderen) umkehren müssten, als dass wir an unsere eigene „Umkehr“ gedacht hätten - nicht nur an eine „Verbesserung“, sondern an die Wende vom statischen „Christsein“ zum dynamischen „Christ werden“. Auf dem Hintergrund des Gesagten braucht es die Nahrung aus dem Evangelium, denn der Mensch kann nicht vom Brot allein leben, sondern er gewinnt an Vitalität durch jedes Wort, das aus Gottes Mund kommt (Mt 4,4).

Im Markusevangelium dieses Sonntags sehen wir die ersten Jünger, die mit Jesus aufgebrochen sind. Nach dem Aufruf Jesu zur Umkehr gehen sie gemeinsam nach Kafarnaum, eine vorwiegend jüdische Siedlung, die damals 1000-1500 Einwohner zählte. Es ist Sabbat. Für die Juden ist es der Tag der Unterbrechung, der Tag um Gott neuen Raum zu geben.
Als gläubiger Jude geht Jesus in die Synagoge. Dort nimmt er teil an den Gebeten, hört auf das Wort aus der Thora und beginnt mit Freimut zu lehren. Markus betont: „Und sie gerieten außer sich über seine Lehre, denn er lehrte wie einer der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten” (Mk 1,22).

Mit Jesus bricht etwas völlig Neues an. Er selbst verkörpert die Erneuerung in Wort und Tat. Ein Mann, der von einem bösen Dämon besessen ist und der sich dem Geist Jesu entgegen setzt, wird durch Jesus von Gott geheilt. Aus selbstloser Liebe setzt Jesus hier sein erstes Zeichen. Wir erkennnen wie Er dem Bösen Grenzen setzt und den Menschen aus den Fesseln des Bösen befreit. Sein Geschenk ist die Freiheit. So wird neues Leben möglich. Jesus selbst verkörpert die Freiheit, durch die das Reich Gottes anbricht. Ihn sollten wir einlassen, trotz aller Zeichen der Zeit, um uns von ihm hinausführen zu lassen, damit, wie Tomáš Halík sagt, auch unser „Glaube reifer wird”.

Renée Schmit
Bischöfliche Beauftragte für Evangelisierung und diözesane Bildung

Tomáš Halík (Jahrgang 1948) ist Professor für Soziologie an der Karls-Universität in Prag, Präsident der Tschechischen Christlichen Akademie und Pfarrer der Akademischen Gemeinde Prag. In der Zeit der Kommunismus wirkte er in der „Untergrundkirche“. Er ist Träger des Tempelton-Preises und Ehrendoktor der Universität Oxford.

Renée SCHMIT
renee.schmit@cathol.lu

Directrice du Centre de formation diocésain Jean XXIII
Déléguée épiscopale à l’Évangélisation et la Formation diocésaine

 
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