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Jahr C (2015-2016)  
1. April 2016

Gut, dass es diesen Thomas gab…

03.04.2016

Joh 20, 19-31

Er war nicht dabei, als Jesus am Abend jenes ersten Tages der Woche in den Kreis der verschreckten Jünger trat. Sie hatten sich versammelt. Die verschlossenen Türen gaben ihnen Sicherheit. Sie waren für sich. Auch wir treffen uns Sonntag für Sonntag. Die Kirchtüren der Gebäude stehen dann zwar offen; aber die Kirchenlieder, die Art der Sprache, vielleicht die öffentliche Darstellung von Kirche lassen viele Menschen nicht anwesend sein. Sie sind, warum auch immer, verhindert – wie Thomas.

Wir im Kircheninnenraum hören den Friedensgruß und spüren in der Hochform der Liturgie den Empfang des Heiligen Geistes. Wir fühlen uns gestärkt durch die Begegnung mit dem Auferstandenen. Wir stimmen das österliche Halleluja an. Wir glauben an den Auferstandenen. Viele Getaufte allerdings sind gehemmt durch Zweifel und Gleichgültigkeit. Bestimmte Ereignisse, Begegnungen, Lebenserfahrungen lassen sie abwesend sein – wie Thomas.

Weißer Sonntag. – Viele Kinder, viele Erwachsene, die lange Zeit keinen Zugang fanden, die, warum auch immer, abwesend waren wie Thomas, sind an diesem Sonntag vielerorts, am Tag der Erstkommunion, da. Wieder tritt Jesus in ihre Mitte und begegnet im Friedensgruß. Jetzt aber sind auch die vielen Thomasse unserer Zeit da, die Zweifler und Gleichgültigen. Einige haben sogar Fotoapparate und Filmkameras mitgebracht, um das außergewöhnliche Geschehen für immer festhalten zu können. Vielleicht löst die Art der besonders liebevollen Gestaltung die spontane Reaktion: „Mein Herr und mein Gott“ aus. Ich beobachte allerdings, dass das einmalige Miterleben weitverbreitet keine erkennbaren Konsequenzen hat. Die Zweifler bleiben Zweifler, die Gleichgültigen bleiben gleichgültig. Vielleicht ist das ja auch eine Überforderung.

„Streck deinen Finger aus – hier sind meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite“: Vielleicht überdecken wir im Alltagsgeschehen der Kirche zu sehr diese radikale Aufforderung Jesu, ihn zu berühren und zu spüren. Wie anders ist es möglich, dass eine demnächst heiliggesprochene Mutter Teresa eine solch große Weltöffentlichkeit auf die Ausgestoßenen und Unberührbaren aufmerksam gemacht hat und sie durch ihr eigenes Tun zum Umdenken aufforderte.

Gottes Liebe fühlbar und spürbar machen, dies könnte meines Erachtens den Zweiflern und Gleichgültigen besser helfen. Gut, dass es diesen Thomas gab, der mich darauf aufmerksam machen wollte.

Wie Jesus es bei Thomas damals machte – an seiner Begegnungserfahrung anknüpfen, dann aber zur Fühlbarkeit und Spürbarkeit einladen –, darin könnte ein neuer Aufbruch für die vielen Thomasse – auch in uns – liegen. Nicht die kirchlichen Dokumente und Verlautbarungen, so wichtig sie auch sein mögen, bieten Chancen zum neuen Aufbruch, sondern die Berührbarkeit in karitativen, spirituellen oder anderen Bereichen. Selig sind zwar die, die nicht sehen und doch glauben, aber die, die die Chance der Berührung brauchen, können sie bei Jesus finden. Gut, dass es diesen Thomas gab!

Claude BACHE
 
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