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27. Februar 2016

Gott ist anders

28.02.2016

Foto: Anouk Antony

Lukas 13, 1-9

Zwei tragische Ereignisse in den Tagesthemen: Pilatus lässt galiläische Widerstandskämpfer im Tempel ermorden und ein schlecht gebauter Turm erschlägt zwölf Menschen. Unsere Zeitungen sind voll solcher Ereignisse: Hinrichtungen in Riad, zwei Züge prallen auf einer eingleisigen Bahn zusammen, hunderte Flüchtlinge ertrinken jeden Tag, tragische Katastrophen überall in der Welt mit vielen 
Toten.

Damals wie heute versuchen die Menschen zu verstehen und konfrontieren Jesus mit ihrer Erklärung: Für sie besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Schuld und Unglück. Wie kann Gott in seiner Güte und liebenden Fürsorge solche schlimmen Dinge zulassen? Manche sehen darin die strafende Hand Gottes für eine dekadente Menschheit.

Jesus lässt sich nicht auf solche Gedanken ein. Die Spannung zwischen dem gütigen Vatergott und der menschlichen Schuld hebt er nicht auf. Gott ist anders. Er entspricht weder meinen Vorstellungen noch meinen Wünschen. Über ihn kann ich nicht verfügen, nicht über seine Gerechtigkeit, nicht über seine Gnade.

Das hat auch Jesus nicht getan. In seiner Todesangst am Kreuz schreit er: „Mein Gott, mein Gott warum hast du mich verlassen?“ (Mt 27, 46) Aber zugleich legt er sein Leben in Gottes Hand: „Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ (Lk 23, 46).

Die Psalmen besingen dies in beeindruckender Form: „Auf mir lasten dein Zorn und dein Grimm, Du hast mich hochgerissen und zu Boden geschleudert. Meine Tage schwinden dahin wie Schatten, ich verdorre wie Gras.“ (Ps 102, 11-12) Aber bereits der folgenden Psalm verkündet: „Der Herr ist barmherzig und gnädig, langmütig und reich an Güte. Er wird nicht immer zürnen, nicht ewig im Groll verharren. Er handelt nicht nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unserer Schuld.“ (Ps 103, 8-10)

Jesus verschärft diese Spannung durch seine drohende Forderung nach unbedingter Umkehr: „Wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle so umkommen.“ (Lk 13, 5)

Die Lage ist ernst und die Umkehr ist unumgänglich, Unser Leben ist kein Kinderspiel nach dem Fastnachtsmotto: „Wir kommen alle in den Himmel, weil wir so brav sind.“ Die täglichen Nachrichten und die lokalen Randnotizen zeigen uns etwas anderes. Die Menschen verderben die Beziehungen zu Gott und zueinander oft durch Missbrauch ihrer Freiheit.

Lukas wollte vielleicht die Härte von Jesu Worten zur Umkehr mildern durch das anschließende Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum. Der Baum ist schön anzusehen, voller saftiger Blätter, aber er bringt keine Früchte, er laugt nur den Boden aus. Er müsste umgehauen werden.

Der Winzer bittet um Geduld, um eine letzte Chance. Und er will den Boden lockern und düngen, damit der Baum vielleicht doch noch Früchte trägt im kommenden Jahr.

Die Spannung zwischen geduldigem Warten Gottes und der anhaltenden Unfruchtbarkeit meines Lebens bleibt bestehen, aber es gibt einen Fürsprecher, der für uns eintritt und den Besitzer des Weinbergs um Geduld bittet, Jesus, der Herr.

Wenn trotzdem die Früchte ausbleiben, dann bringt Jesus dem Vater durch sein Leben und sein Sterben an unserer Stelle die erwarteten Früchte. Über Gott können wir zwar nicht verfügen. Aber wir können Ihm vertrauen und uns zu ihm bekehren, „damit wir Frucht bringen in jeder Art von guten Werken und wachsen in der Erkenntnis Gottes“ (Kol 1, 9-10).

Der liebenden Geduld Gottes können wir sicher sein, auch die Hilfe unseres Herrn Jesus. Aber wie steht es mit meiner Geduld und mit meiner Liebe?

Raymond STREWELER
 
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