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Jahr C (2015-2016)  
25. Juni 2016

Keine Nebensache

26.06.2016

Lk 9, 51-62

Mit 130 Stundenkilometern über die Autobahn – aber der Fahrer hat nicht die Hände am Steuer, sondern kramt in den Seitentaschen herum und studiert nebenbei auch noch den Autoatlas. Klar, dass es dem Beifahrer da angst und bange wird. „Du, pass auf! Konzentriere dich aufs Fahren!“

Bei manchen Christen ist das mit dem Leben ähnlich. Sie interessieren sich für alles Mögliche, kramen überall herum, probieren dies und jenes aus – nur das, was mit dem Glauben zu tun hat, das kommt unter „ferner liefen“, das geschieht so nebenbei. Nicht, dass sie sich als ungläubig empfinden würden, keinesfalls! Nur, wenn es darauf ankommt, dann ist eben der Ausflug mit dem Kegelklub wichtiger als der sonntägliche Gottesdienstbesuch.

Mit 130 Stundenkilometern über die Autobahn, aber die Hände nicht am Steuer – zu Recht heißt es da: „Du, pass auf! Konzentriere dich aufs Fahren!“ Für alles Mögliche Zeit und Interesse haben, nur nicht für das, worauf es wirklich ankommt – wer so lebt, zu dem sagt Jesus im Evangelium (Lk 9,51-62), das an diesem Sonntag in unseren Kirchen verkündet wird: „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“ Wer pflügen will, der muss es ganz tun, nicht nebenbei. Er darf sich nicht ablenken lassen. Das Gleiche gilt für das Autofahren – und für den Glauben.

Dreimal ist in unserem Evangelium davon die Rede, dass jemand Christus nachfolgen will, und dreimal wird deutlich gesagt: Das geht nicht so nebenbei! Da gibt es nur ein „ganz oder gar nicht“. „Ich will dir folgen, wohin du auch gehst“, sagt der erste Mann, und er bekommt zur Antwort: „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“. Christus nachfolgen heißt also: ein Ja zu sagen zum Willen Gottes, auch dann, wenn ich erfahre, dass Gottes Wille nicht mit meinen Wünschen übereinstimmt. Das kann sehr schwer werden. Aber Nachfolge ist nicht immer ein Sonntagsspaziergang. – Der Zweite, der Jesus nachfolgen möchte, will vorher noch familiäre Dinge erledigen, nämlich seinen Vater beerdigen – keine Nebensache also, vielmehr eine Verpflichtung, der nachzukommen ein Gesetz der Menschlichkeit ist. Jesus aber sagt: „Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes!“ Da muss man schon schlucken, wenn man so etwas zu hören bekommt. Aber Jesus geht es nicht darum, menschliche Pietät in Frage zu stellen. Ihm geht es darum, klarzumachen: an die erste Stelle im Leben kommt der Glaube, und dann erst, an zweiter Stelle, kommen die Dinge des Alltags, mögen sie noch so wichtig sein wie die Beerdigung des eigenen Vaters.

Wenn ich mit 130 Stundenkilometern über die Autobahn fahre, muss ich das Steuer fest in der Hand haben. Wenn ich Christus nachfolgen will, kann ich das nicht nebenbei mit der linken Hand erledigen. Die Frage des Evangeliums lautet: Wie setzt du, der du Jesus nachfolgen willst, deine Prioritäten? Gerade dann, wenn du zwischen mehreren Werten und sinnvollen Dingen zu entscheiden hast?

Die Frage muss täglich neu beantwortet werden – ein ganzes Leben lang.

Claude BACHE
 
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