lb fr pt en de
Jahr C (2021-2022)  
9. Dezember 2021

Aber was sollen, was müssen wir tun?

Kommentar zum 3. Adventssonntag von Milly Hellers (12.12.2021)

Aber was sollen, was müssen wir tun? (Lk 3, 10-18)

Manche von uns, liebe Leserin, lieber Leser, haben vielleicht schon mal das Bedürfnis gespürt, zu einem bestimmten Thema eine Vertrauensperson um Rat zu bitten. Wichtige Voraussetzungen für einen solchen Schritt sind das Vertrauen gegenüber der beratenden Person, aber auch eigene Demut, d.h. sich selbst eingestehen, dass Mann/Frau Rat braucht. Vielleicht erinnern wir uns gerne an eisen solchen Schritt, wo die Hilfe des Gegenüber wirklich hilfreich war.

Im Auszug aus dem Lukasevangelium dieses 3. Adventssonntages im Lesejahr C begegnen wir Menschen, die auch dieses Bedürfnis in ihrem Leben spürten.

Der Bibeltext erzählt von Johannes dem Täufer, dem Vorboten Jesu. Johannes verstand sich selbst als Wegbereiter des Herrn, als Wegbegleiter suchender Menschen. Er verkündete nicht sich selbst. Er sah sich als Instrument Gottes, gerufen und gesandt – im Dienst seines Herrn und Meisters. Ein solches Selbstbild setzt – damals wie heute – Loslassen voraus. Johannes lebte was er predigte. Vielleicht erkannten die Menschen das und suchten ihn deshalb in Scharen auf.
Damals gab es doch auch die religiösen Verantwortlichen: die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Jedoch – so scheint es – gingen die Suchenden nicht zu ihnen. Denn diese Suchenden, aus oftmals verschmähten sozialen oder beruflichen Gruppen, fühlten sich vielleicht verurteilt oder gar abgeschrieben und fanden deshalb bei den Religionsfürsten ihrer Zeit kaum Antworten auf die Fragen, die sie umtrieben. Deshalb suchten sie Rat bei Johannes. Er urteilte nicht sondern zeigte ihnen den Weg zu Jesus, seinem Herrn und Meister.

Begegnen wir nicht auch heute in unserem Umfeld Menschen, die religiös und spirituell auf der Suche sind, die überall suchen, aber selten noch in der Kirche, weil sie Gott dort kaum noch finden, und/oder weil sie sich, aus welchen Gründen auch immer, abgeschrieben, ja sogar verurteilt fühlen – wie damals die Zöllner und die Soldaten?

Die Worte von Johannes sind klar und deutlich: „Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen und fangt nicht an zu sagen: wir haben ja Abraham zum Vater.“ Ich wage es mit meinen Worten auszudrücken. Hört auf, euch hinter euren Traditionen zu verstecken, sondern zeigt, was eure Früchte sind. Dieser Satz von Johannes müsste auch uns heute allesamt sehr hellhörig machen. Wo sind die Früchte, die unsere Umkehr zeigen? Sicher – Früchte gibt es bestimmt, sonst hätte es die Kirche nicht in das 21. Jahrhundert geschafft. Aber wenn wir die Kirche in Europa ansehen – wo finden wir sie heute? Was geben wir den suchenden Menschen mit auf den Weg? Johannes gibt ein klares Zeugnis. Er, Johannes, ist nicht das Ziel, er ist Wegweiser.

In der Nachfolge Jesu, als getaufte Männer und Frauen sind auch wir berufen Wegweiser zu sein. Nicht wir sind das Ziel – auch die Struktur der Kirche nicht. „ER ist das Haupt des Leibes, die Kirche aber ist der Leib“– also alle Getauften sind der Leib. Und diese Kirche – der lebendige Leib Christi – ist berufen Wegweiser zu sein, Menschen zu IHM zu leiten und zu begleiten. Niemals können auch noch so schöne Strukturen das Ziel des Weges sein. Laufen diese doch sonst Gefahr eher Hindernis als Wegweiser zu sein !

Johannes der Täufer begegnete Menschen, die Rat und Hilfe suchten. „Was sollen wir tun?“ Was müssen wir tun, damit unsere Umkehr vor den Augen Gottes Früchte tragen kann? Der Wegweiser Johannes begegnete diesen suchenden Menschen mit großer Barmherzigkeit aber unbeirrbarer Klarheit. Er verurteilte niemanden. Nein – er gebot ihnen ihre Arbeit ehrlich und gerecht zu tun, ohne Menschen auszubeuten, oder zum persönlichen Gewinn, zu benutzen. Er riet Ihnen, menschlich zu sein – und somit im beruflichen Alltag, mit ihrem Wesen und Tun, Zeugen der unendlichen Liebe Gottes sein.

Und wir heute, was sollen, was müssen wir tun, damit auch unser Leben vor den Augen Gottes Früchte tragen kann? Eine große Frage! Stellt Papst Franziskus mit seinem weltweiten synodalen Prozess der kirchlichen Gemeinschaft, und somit uns allen, nicht eine ähnliche Frage. „Was sollen, was müssen wir tun?“ Was muss ändern, in welchen Bereichen müssen wir umkehren? Was muss geschehen, damit die Kirche wieder mehr wegweisend sein kann und somit wahrhaftig zu IHM leitet und begleitet? Möge ER uns den Weg zeigen – und – mögen wir uns von IHM leiten lassen!

Wenn dies gelingt, dann können wir mit den Worten der alttestamentlichen Lesung dieses Gaudete-Sonntags jubeln: „Freu dich und frohlocke… der Herr ist in deiner Mitte.“.

Milly HELLERS
milly.hellers@cathol.lu
 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu