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Jahr C (2021-2022)  
7. April 2022

Auf dem Weg nach Golgotha

Kommentar zum Palmsonntag von Renée Schmit (10.4.2022)

„In jener Zeit ging Jesus nach Jerusalem hinauf“ (Lk 19, 28-40). So hebt die Liturgie der Karwoche an und spricht dabei indirekt die Einladung an uns alle aus, den steinigen beschwerlichen Weg Jesu, bis zu seinem Tod und darüber hinaus mitzugehen.

Die Anhöhe von Golgotha ist das Ziel. Bis vor die Stadtmauern, an einen Ort der Schande und der Unreinheit, werden sie Jesus führen. Er weiß was ihn dort erwartet und möchte seine Jünger um sich versammeln um mit ihnen aufzubrechen. Auch uns lädt Er ein diese letzte Wegstrecke mit Ihm zu gehen.

In Jerusalem herrscht Unruhe. Die Situation um die Person Jesus hat sich zugespitzt. Schriftgelehrte und Pharisäer lauern nur noch auf eine günstige Gelegenheit, Jesus eine Falle zu stellen und der ganzen “Jesusbewegung” den Garaus zu machen. Er muss weg! Er wiegelt das Volk auf! Er ist kein Freund des Kaisers! Jesus wusste um all das und ahnte ihre Intrigen, weil er weiß was im Herzen der Menschen ist (vgl. Joh 2,25). Aber dennoch verzichtet Er auf jegliche Form der Gewalt und wählt den Weg der Demut, frei von allem übermäßigen Egozentrismus.

Auf dem Rücken eines jungen Esels zieht Jesus als Friedensfürst in die Stadt Jerusalem ein. Adventus, der König kommt! Für viele war der Nazoräer ein politischer Hoffnungsträger. Sie hofften, dass er der Macht der Statthalter des Tiberius ein Ende setzen würde, um das Volk von seinen Unterdrückern zu befreien. Doch der bewaffnete Einzug Jesu mit Gefolgschaft blieb aus. Friedfertig, auf dem Rücken eines Esels reitend, zieht der Rabbi aus Nazareth durch die Tore Jerusalems ein. Er ist nicht „in sich selbst verkrümmt“ wie Martin Luther sich auszudrücken pflegte, sondern frei von jeglichen Machtansprüchen und von einer Rolle. So wird Er zur lebendigen Ikone der Solidarität mit den Menschen, besonders mit den “Anawim”, d.h. den Armen und Schwachen im Volk, jenen die keine Stimme haben. Hier verdichtet sich also nochmals die Bergpredigt. Umjubelt von der Menge und zum Spielball der Mächtigen geworden, stützt Jesus sich auf die gewaltlose Macht der Liebe, die aus dem Herzen seines Vaters kommt. Dieser Liebe traut Er einfach alles zu.

Vielleicht brachte Jesus auch deshalb einen jungen Esel ins Spiel, weil er als Lasttier der einfachen Leute bekannt war, stets zum Tragen bereit. Auf diese Weise möchte der Messias sich unter die Menschen mischen um ihnen bis zuletzt auf Augenhöhe zu begegnen.

Herr, zeige mir, wie wir mit den Füßen auf der Erde bleiben und dennoch die Ohren aufrecht zum Himmel strecken kann, um Dein Wort zu hören. Gib mir einen mutigen Rücken, unerträgliche Menschen mit Liebe zu (er)tragen. Gib, dass ich schnurgerade voran trabe und Schmeicheleien ebenso verachte wie Stockschläge. Hilf mir, dass ich niemals an Deiner Barmherzigkeit zweifle, die so gnädig ist mit uns störrischen Eseln, störrisch, wie die armen Menschen die nichts begriffen haben, weder von uns Eseln, noch von Dir, o Gott. Amen.


Und so erfüllte sich die alttestamentliche Prophetie: “ Siehe dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.“ (Sach 9,9)


Die Figur des Esels verstärkt die demütige Haltung Jesu und gibt der Heils-und Friedensbotschaft Gottes ihr eigenes Relief. Warum nicht in diesem jungen Esel einen tierischen Verkünder sehen, „damit die Steine nicht schreien müssen“ (Hab 2,11). Und wäre er tatsächlich der menschlichen Rede mächtig, könnte man ihn zu Beginn der Karwoche beim leisen Beten ertappen:

Renée SCHMIT
renee.schmit@cathol.lu

Directrice du Centre de formation diocésain Jean XXIII
Déléguée épiscopale à l’Évangélisation et la Formation diocésaine

 
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