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16. Juni 2022

Einsamkeit und Ohnmacht erfahren inmitten der Gemeinschaft

Kommentar zum 12. Sonntag von Milly Hellers (19.6.2022)

Gruppenerfahrung, von vielen Menschen umgeben sein, aber sich dennoch einsam und allein fühlen – ist das nicht eine zutiefst menschliche Erfahrung?

Das Evangelium vom 12. Sonntag berichtet: Jesus betete in der Einsamkeit und die Jünger waren bei ihm. Umgeben – und dennoch allein… eine Erfahrung, die auch Jesus nicht erspart blieb. Dazu kommt noch, dass er betete – also im Gespräch war mit Gott. Dennoch, so wage ich den Text zu interpretieren, machte auch er die schmerzvolle Erfahrung von spiritueller Leere.

Durch die Pandemie wurde die Erfahrung von Einsamkeit noch belastender. Manchmal ist es dann hilfreich, den Kopf einzuschalten, um das Erlebte mit der reellen Wirklichkeit abzuwägen, und sich von der negativen Gefühlswelt nicht in den Abgrund reißen zu lassen. Im Leben entwickeln wir Verhalten und Reflexe, wie wir mit Einsamkeit umgehen können, durch überlegtes Handeln, Kompensationen … Jesus tat das auch. Er betete – und – er fragte seine Jünger, für wen ihn die Leute halten. Wenn sich trotz dem Gefühl von Einsamkeit die Gewissheit ergibt, dass ich für meine Mitmenschen wichtig bin, dann ändert dies vielleicht zunächst wenig im Gefühlsleben – aber dennoch ändert es unser Verhalten.

Heikle Fragen

Jesus wagte es heikle Fragen zu stellen, die eigentlich seine Ängste, Zweifel, und Verletzlichkeit offenbarten. Jesus, den wir in unserem Glaubensbekenntnis Gott und Mensch nennen war Gott. Ja – aber er war auch Mensch – Mensch wie wir. Vielleicht ist er uns deshalb oftmals so nahe. So wie wir brauchte auch Jesus den Rückhalt seiner Mitmenschen, auch wenn er sich in seinen großen Entscheidungen davon niemals abhängig machte.

Petrus und die anderen Jünger erhofften in IHM den seit Generationen erwarteten Messias, Retter und Erlöser. Jetzt war er da! Sie hatten ihn erkannt! Dennoch durften sie es niemandem sagen. Warum?

Jesus wusste, dass er den Erwartungen seines Volkes nicht gerecht werden könnte – und er ahnte was ihm bevorstand. Die Menschen erwarteten einen Messias, der sie mit Kraft und Macht von der Besatzung der Römer befreien würde.

Ein anderes Verständnis

Jesus aber verstand seinen Auftrag anders. Seine Macht war nicht von dieser Welt. Christus – der Messias und Erlöser dessen Leben nicht von Macht und Stärke, sondern – von menschlichem Leid und Schwachheit geprägt war – wie konnte das zusammen gehen?

Gott der Allmächtige, wie es in unserem katholischen Glaubensbekenntnis heißt, und dann so viel Leid und Ohn-Macht? Sind das im Hinblick auf Krieg und Hunger, Pandemie und Naturkatastrophen, Arbeitslosigkeit und Inflation … nicht Fragen, die auch wir uns heute oftmals stellen und die uns dann zutiefst an unseren Glauben zweifeln lassen? Glaube und Zweifel, Vertrauen und Hoffnung sind zwei Seiten der einen Medaille. Glaube und Hoffnung sind Gnadengaben, die uns geschenkt, deren Besitzer wir aber nicht sind.

Möge ER uns helfen, in unserem persönlichen und gesellschaftlichen Leben immer wieder Spuren seiner wohlwollenden Gegenwart zu erkennen – um so trotz Zweifel den Weg im Glauben an IHN weiterzugehen und seine liebende Botschaft ohne Angst, aber mit Glauben, Hoffnung und Liebe anderen weiter zu verkünden.

Milly HELLERS
milly.hellers@cathol.lu
 
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