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20. Mai 2022

Gehen und Kommen

Kommentar zum 3. Oktavsonntag von Sr. Danièle Faltz (22.5.2022)

Der Evangelientext vom nächsten Sonntag ist ein Auszug aus der Abschiedsrede des Herrn am Abend des Gründonnerstags. Er bereitet uns vor auf das Fest Christi Himmelfahrt. In gewisser Weise feiern wir ja am nächsten Donnerstag den Abschied des auferstandenen Herrn von seinen Freunden. Ab jetzt sind sie auf den Heiligen Geist angewiesen.

Dieser Evangelientext kann uns in unserem Glaubensleben helfen. In diesem kurzen Abschnitt geht immer wieder die Rede vom Kommen und Gehen des Herrn. Kommen und gehen, anwesend und abwesend sein, diese Wörter treffen die Erfahrung vieler Gott-suchenden Menschen. Es gibt in jedem gläubigen Leben Momente, wo Gott spürbar präsent ist, wo der Kontakt mit ihm im Gebet leichtfällt, wo der Mensch sich von ihm gehalten und getragen weiß. Aber es gibt auch Momente, wo Gott abwesend scheint, wo das Gebet schwerfällt, wo die Liturgie nur noch eintönig und langweilig wirkt, wo der Glaube wankt.

Da hilft es, Jesu Worte zu hören: „Ich gehe fort und komme wieder“ oder auch „Wir -der Vater und ich-, werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen“.
Unser Glaubensleben muss diese Spannung zwischen Kommen und Gehen, zwischen Dasein und Abwesenheit, aushalten.

Im Text finden wir Hinweise, die uns helfen mit der Erfahrung der Abwesenheit Gottes leben zu können:

Zum einen heißt es „sein Wort halten“. Auch wenn nichts mehr spürbar ist von der Gegenwart Gottes, sollte das Evangelium Richtschnur unseres Lebens bleiben. Die Treue zur Lebenweise, die Jesus uns vorgelebt hat, kann und wird in der empfundenen Abwesenheit Gottes Bestand haben. Unsere Liebe zu Gott misst sich nicht an unseren Gefühlen, sondern an der bewussten Entscheidung, auf Gottes Liebe zu antworten mit einem Leben das - so weit wie möglich – sich Jesu Leben annähert. Darauf ist nämlich Verlass: wer wie Jesus lebt und die Menschen liebt, lebt in Gottes Gegenwart, auch wenn er sich dessen nicht oder nur sporadisch bewusst ist.

Ein weiterer Hinweis aus dem Evangelientext wirkt ermutigend: „Der Heilige Geist wird euch alles lehren und euch an alles erinnern.“ Der Heilige Geist wird sich uns nicht aufdrängen, er ist wie der Atem, die leichte Brise, kaum wahrnehmbar, wenn wir in unserem Alltag von einer Verpflichtung zur anderen hetzen und immer wieder irgendeinen Bildschirm anstarren. Um den Heiligen Geist zu hören, braucht es den Mut, Stille zu erlauben, die eigene Leere auszuhalten und sie dem Herrn hinzuhalten, es braucht die liebende Aufmerksamkeit.

Wir sollten bewusst solche Momente in unseren Alltag einbauen, um die Spuren Gottes in unserem Leben wahrzunehmen. Das gelingt meistens nur im Nachhinein. Es sind besonders die schwierigen Passagen unserer Lebensgeschichte, die uns zeigen, wie Gott - treu und diskret - dabei war, uns gestärkt und sicher geführt hat. „Ich bin, der ich bin; ich bin der ich mit Dir bin“ so antwortet er auf die Frage nach seinem Namen in der Begegnung mit Moses am brennenden Dornbusch.

Dann wird das Hinhören auf den Heiligen Geist zu einer Erfahrung des Friedens in unseren verzagten und unruhigen Herzen. Wer diesen Frieden in sich erfährt, kann auch Frieden verschenken, in der Familie, in der Gemeinschaft, am Arbeitsplatz, in der Kirche und wohl auch in unserer Welt.

Sr Danièle Faltz

Danièle FALTZ r.d.c.
daniele.faltz@cathol.lu
 
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