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Priedegten 2022  
9. Mai 2022

Der Glaube ist schön

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (9. Mee 2022)

Aus dem heiligen Evangelium nach Markus (Mk 14,3-9)

Als Jesus in Betanien im Haus Simons des Aussätzigen bei Tisch war, kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll echtem, kostbarem Nardenöl, zerbrach es und goß das Öl über sein Haar.

Einige aber wurden unwillig und sagten zueinander: Wozu diese Verschwendung? Man hätte das Öl um mehr als dreihundert Denare verkaufen und das Geld den Armen geben können. Und sie machten der Frau heftige Vorwürfe.

Jesus aber sagte: Hört auf! Warum laßt ihr sie nicht in Ruhe? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn die Armen habt ihr immer bei euch, und ihr könnt ihnen Gutes tun, so oft ihr wollt; mich aber habt ihr nicht immer.

Sie hat getan, was sie konnte. Sie hat im voraus meinen Leib für das Begräbnis gesalbt. Amen, ich sage euch: Überall auf der Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man sich an sie erinnern und erzählen, was sie getan hat.

Gewöhnlich beginnt ein Bildhauer damit, dass er den Stein, der vor ihm liegt und den er künstlich bearbeiten will, bereits das reine Bild wahrnimmt, das nur darauf wartet, freigelegt zu werden. Aber am Anfang ist noch nichts von dem Kunstwerk zu entdecken. Die edle Form kann noch nicht erscheinen. Sie muss mal von vielem Uneigentlichen entfernt werden. Und so mach Außenstehender, der dem Künstler zuschaut, stellt fest: „Ich sehe noch kein Kunstwerk. Ich kann damit nichts anfangen.“

Ergeht es nicht vielen Menschen so, die auch sagen: „Ich kann nichts mit dem Glauben anfangen. Ich habe nichts mit der Kirche am Hut!“ Brauchen wir Christen nicht auch manchmal so einen Bildhauer: Seine künstlerische Tätigkeit besteht ja darin, das Uneigentliche zu entfernen, damit die edle Form und der Inhalt erscheinen kann. Wenn wir bei dem Uneigentlichen, dem Unwesentlichen stehen bleiben, droht die Gefahr, dass der Blick für das Wesentliche der christlichen Botschaft verstellt wird. So wie der Bildhauer vieles entfernen muss, damit die edle Form in Erscheinung tritt, so lässt sich die Reform der Kirche nur verwirklichen im Vorgang vom Ablegen, Entfernen was nicht dem Evangelium entspricht, damit die wirkliche Form, ihre edle Form, der Leib Christi sichtbar wird.

Für uns Christen ist Jesus der Bildhauer. Und jeder von uns ist der Steinblock. Lassen wir uns von Jesu Christus und seinem Evangelium, von allem Oberflächlichen und Störendem befreien, damit das reine Bild, das schöne Bild, das Bild als Ebenbild Gottes, das Gott in uns hineingelegt hat, freigelegt und transparent wird.

Während dieser Oktave versuche ich mit Ihnen gemeinsam einen Weg zu gehen, um die Schönheit des Edelsteins des Glaubens zu entdecken. Gehen wir auf die Entdeckungsreise. Es lohnt sich, denn der Glaube ist schön. Die Schönheit des Glaubens eröffnet uns den Blick für das Leben. Das Schöne, genauso wie das Wahre und das Gute reduzieren unser Leben nicht – im Gegenteil! Das Schöne, das Wahre und das Gute bestärken und erheben unser Leben und bringen Gott und die Schöpfung zum Ausdruck. In der biblischen Botschaft ist Gott aber nicht nur wahr und gut, sondern auch und vor allem schön. Es geht darum, Gott in seiner wunderbaren Schönheit zu genießen und von der Schönheit Gott in seiner Schöpfung und in der Geschichte Zeugnis zu geben.

Wir kennen auch viele Momente in unserem Leben, wo wir nicht die Wahrheit, die Güte und die Schönheit entdecken. Ja, es gibt die Lüge, die Brutalität und die Hässlichkeit in der Welt. Und manchmal sehen wir durch den Nebel unserer trüben Gedanken nicht klar. Von daher ist es ratsam, noch auf einen weiteren Zeugen der Schönheit zu hören, nämlich auf den russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski, der zu den größten Schönheitsexperten gehört. Schönheit war für Dostojewski so wichtig und zentral in seinem Leben, dass er jedes Jahr nach Dresden kam, um Raphaels wunderschöne Sixtinische Madonna zu betrachten. Vor diesem großartigen Werk verweilte er längere Zeit. Es erstaunt, denn seine Romane behandeln die düsteren und perversen Bereiche der menschlichen Seele. Was ihn aber antrieb bei all dem Negativen und Destruktivem, war die Suche nach Schönheit. In seinem Roman Der Idiot verdanken wir den berühmten Satz. „Die Schönheit wird die Welt retten.“ Er wollte zum Ausdruck bringen, dass wahre Schönheit zur Liebe führt, wenn wir den Schmerz unserer Mitmenschen teilen; die Welt wäre jetzt und immer gerettet, wenn diese Geste gelebt würde. Wir bräuchten diese Schönheit. Dostojewski wird nicht müde immer wieder zu wiederholen: „Gewiss können wir nicht ohne Brot leben, aber es ist ebenso unmöglich, ohne Schönheit zu leben.“ Schönheit hat vielmehr mit Wahrheit und Güte zu tun, die eine ethische und religiöse Dimension innehat. Dostojewski sah in Jesus jemanden, der Schönheit zeigte: Er war ein Beispiel für Schönheit und pflanzte sie in die Seele der Menschen, sodass sie alle durch Schönheit einander Brüder würden. Die Schönheit, die die Kraft hat, die Welt zu retten und zu erlösen, ist allein die Liebe, freilich nicht irgendeine Liebe, sondern die Liebe Gottes zu uns Menschen und zu seiner ganzen Schöpfung.

Die Frau von Betanien, die Jesus über sein Haar echtes und kostbares Nardenöl gießt (Mk 14,3-9) gibt ein wunderbares Zeugnis von der Schönheit Gottes und ihres Glaubens. In scharfem Kontrast zu einigen seiner Jünger, die unwillig werden und er Frau heftige Vorwürfe machen, stellt sich Jesus vor diese Frau und setzt sie gegenüber ihren Kritikern ins Recht: „Hört! Warum lasst ihr sie nicht in Ruhe? Sie hat ein schönes Werk getan.“ Und wegen diesem schönen Werk spricht Jesus eine ebenso schöne Verheißung über sie aus. „Überall auf der Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man sich an sie erinnern und erzählen, was sie getan hat.“

Dieses schöne Lob Jesu gibt zu denken. Wie Gott selbst nach seinem getanen Werk seine Schöpfung anschaut und sieht, dass sie „schön“ ist, so vollzieht die Frau in Bethanien nicht nur ein ethisch gutes Werk, sondern auch ein schönes Werk. Denn sie vollzieht es im Überfluss ihre Liebe zu Jesus. Mit ihrem schönen Werk lebt sie jene Glaubenshaltung, die das christliche Leben auszeichnen sollte, nämlich die Schönheit Gottes in unverzweckter Weise zu genießen und zu bezeugen und schöne Werke zu tun. Wer sich darauf einlässt, wird entdecken, dass der Glauben schön und deshalb in keiner Weise banal und langweilig ist.

Die Schönheit des Glaubens erweitert den Lebenshorizont. Viele Menschen haben sich berühren lassen von der Schönheit von Gott und die Schönheit des Glaubens als wirklichen Edelstein ihres Lebens entdeckt. Lassen auch wir uns berühren von der Schönheit. Gott ist die Quelle alles Schönen. Entdecken wir die Schönheit am Wort Gottes. Karl Rahner sagte: „Der Christ von morgen wird ein Mystiker sein- oder er wird es nicht mehr sein.“ Schönheit berührt mich in der Tiefe. Lassen wir uns berühren von der Schönheit der Natur. Lassen wir uns ergreifen von der Musik von Johann Sebastian Bach. Das feierliche Halleluja aus dem Messias von Georg Friedrich Händel geht an keinem spurlos vorbei.

Si nous fêtons aujourd’hui la Journée de l’Europe, c’est parce que au cours de la réunion du gouvernement, le 9 mai 1950, qu’est prononcée par Robert Schuman, Ministre des Affaires Étrangères, la déclaration fondamentale de création de l’union des peuples d’Europe : « La paix mondiale ne saurait être sauvegardée sans des efforts créateurs à la mesure des dangers qui la menacent… L’Europe doit être un instrument de paix non seulement pour elle-même, mais pour le monde entier. »

Der Krieg in der Ukraine ist ein wirklicher Albtraum, der den europäischen Traum wieder zum Leben erweckt. In der größten Krise, in der größten Bedrohung, die Europa seit dem 2. Weltkrieg erlebt, erwacht das europäische Bewusstsein wieder, gewinnt der europäische Traum wieder Kraft und Stärke.

Lassen wir uns von dem Schönen überraschen. Schönheit braucht auch immer wieder unseren Respekt. Ohne Respekt verschwindet das Schöne. Schönheit ist mehr als äußere Erscheinung. Mutter Teresa hatte viele Falten im Gesicht. Sie hatte kein Make-up. Ihre vielen Gesichtsfalten waren der Spiegel ihres Lebens und sie strahlte in ihrer liebenswürdigen Menschlichkeit zweifellos Schönheit aus.

Das Schöne ist ein Ort der Gotteserfahrung, der zugleich ein Ort der Ermutigung zum Leben, ein Ort des Trostes und der Heilung unserer Wunden.

Wenn wir in die Oktave pilgern, legen wir unsere Sorgen vor die Trösterin der Betrübten: das was in unserem Leben nicht schön ist, was unserer Leben hart macht, was uns belastet, was uns Angst macht. Viele Herzen wurden immer schon hier mit Liebe und Trost erfüllt. Ja, der Glaube ist schön.

 
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