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2. Juni 2022

Sende uns, Herr, den Geist der Weite

Kommentar zum Pfingstsonntag von Henri Hamus (5.6.2022)

Für so manchen Lektor ist die Lesung zum Pfingstfest ein wahrer Zungenbrecher! Bei der Aufzählung der Zeugen des Ereignisses am Pfingstmorgen ist es zudem kein Leichtes, die Herkunftsorte all dieser Leute auf einer Landkarte zu zeigen.

Um wie viel mehr ist es unmöglich, den Geist, der Pfingsten kam, zu benennen oder gar zu begreifen. Die Vielzahl der Wörter und Zeichen deuten diese Unfassbarkeit an: Beistand, Tröster, Glut, Atem, Kraft, Taube, Zunge, Feuer, Sturm …
Jeder Versuch, den Geist einzufangen in Bild oder Konzept, ist zum Scheitern verurteilt: Der Geist entzieht sich und wirkt anders und anderswo. Wer ihn nicht in der Weite sucht, wird ihn wohl nicht finden.

Die Weite ist zunächst einmal die geografische Weite. Die Aufzählung damals bekannter Länder und Landstriche ist ein Hinweis: Weder Sprachen noch Entfernungen, noch Traditionen sind Barrieren für den Geist. Überall wo Gottes Wirken erkannt und besungen wird, ist der Pfingstgeist am Werk.

Niemand ist ausgeschlossen

Die Weite bezieht sich aber auch auf Kulturen und Religionen. Niemand ist ausgeschlossen oder besser: Jeder kann Geistempfänger und Geistträger sein. Das 2. Vatikanische Konzil hat ein Wort der Kirchenväter aktualisiert: „Saatkörner“ des Wortes und der Wahrheit gibt es in allen Riten und Kulturen und Religionen; Papst Johannes Paul II. schreibt diese Saatkörner ausdrücklich dem Wirken des Heiligen Geistes zu.
Die Weite meint alle Menschen, egal welcher Herkunft, welchen Standes, welcher Bildung oder welcher Ausrichtung und Neigung! Der Geist wird immer überraschen und gerade auch dort wirken, wo man ihn nicht vermutet oder erwartet.

„Der Geist weht, wo er will“, sagt Jesus. Er lässt sich eben nicht einfangen oder gar einsperren in Strukturen oder Ämter, er lässt sich auch die Richtung seines Wirkens nicht vorschreiben; er kann das Schiff der Kirche auch mal ganz schön durchschütteln und in Schlagseite bringen, was dann manchen Aufschrei und Angstschrei hervorruft. Er drängt immer vorwärts, oft auch viel schneller als manche es mögen oder wollen.
Immer aber hat der Geist mit dem „Weitwinkel“ zu tun: Er lädt ein und zwingt gar, enge Perspektiven aufzugeben, von Kleinkram und Unwichtigem loszukommen, sich nicht auf Bekanntes zu beschränken, Ängstlichkeit abzulegen – vielmehr sich der Offenheit, dem Neuen und Fremden zuzuwenden, aufzubrechen zu neuen unbekannten Ufern, den Anker weit hineinzuwerfen in neues Land, die Segel in den Wind des Geistes zu stellen, den „Sprung in Richtung auf das Mysterium zu vollziehen“ (Papst Franziskus, „Laudato si“).

Die Geburtsstunde der Kirche

Pfingsten wird die Geburtsstunde der Kirche genannt. Die flammenden Worte des Apostels Petrus bewegten Tausende, sich zu bekehren und mit den Aposteln und Jüngerinnen und Jüngern aus Jesu Lebzeiten die erste Kirche zu sein.

Der kräftige Schub des Heiligen Geistes trieb die verängstigten Jüngerinnen und Jünger Jesu in die Weite der Mission. Nichts und niemand konnte den Aufbruch aufhalten.
Wir brauchen heute den kräftigen Schub des Heiligen Geistes, um aus der Enge ins Weite zu springen. Wir brauchen heute das „lebendige Wehen“ des Heiligen Geistes, um anders zu werden, um uns umgestalten, aufrütteln und aus Gewohntem befreien zu lassen, um aufzubrechen in das Heute des Heiligen Geistes.

Zum Geburtstag der Kirche diese besten Gebetswünsche:
Komm, Heiliger Geist,
Du Geist der Wahrheit, die uns frei macht.
Du Geist des Sturmes, der uns unruhig macht,
Du Geist des Mutes, der uns stark macht.
Du Geist des Feuers, das uns glaubhaft macht.
Du Geist der Liebe, die uns einig macht.
Du Geist der Freude, die uns glücklich macht.
Du Geist der Weite, die uns offen macht.
Du Geist des Friedens, der uns versöhnlich macht.
Du Geist der Hoffnung, die uns gütig macht.
Komm, Heiliger Geist!

Henri HAMUS
henri.hamus@cathol.lu
 
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