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21. Juli 2022

Telefon kaputt - alles kaputt

Kommentar zum 17. Sonntag von Mathias Schiltz (24.7.2022)

Die Jünger hatten Jesus im Gebet beobachtet. Sie waren beeindruckt von seiner Gottinnigkeit. Sie wussten auch, dass er sich regelmäßig über Nacht zum Gebet zurückzog und aus diesem Zwiegespräch mit Gott Kraft und Eingebung schöpfte. Nun wollten sie selbst an dieser erfüllenden und beseligenden Erfahrung teilhaben: „Herr, lehre uns beten“.

Als junger Priester hörte ich einmal eine Predigt eines älteren Landpfarrers über das Gebet. Nachdem er dargelegt hatte, dass das Gebet den Draht unserer Beziehung zu Gott ausmacht, beschloss er seine Predigt mit dem Ausspruch, den ich diesen Überlegungen vorangestellt habe.

Das Gebet ist der Atem des Glaubens

„Telefon kaputt – alles kaputt“. Ich war damals schockiert, hatte doch Dompfarrer Henri Schmit (1881-1962) seine Kapläne belehrt, dass das Wörtchen „kaputt“ in priesterlichem Mund keinen Platz hat. Inzwischen, am 18.6.2022, hat nun auch der Papst den Ausdruck benutzt. Doch vor allem stelle ich fest, dass der Landpfarrer vor sechzig Jahren mit seinem Ausspruch, vorausschauend und warnend, unsere heutigen Zustände getroffen hat. Das Gebet ist der Atem des Glaubens. Wo das Gebet vernachlässigt wird und schließlich ganz unterbleibt, da wird der Glaube schwach und schal. Der Abschied vom Gebet ist zweifellos eine der Ursachen, die zu der heutigen Erosion des Glaubens geführt haben. Umso mehr tut es not, das Gebet neu zu entdecken, zu erlernen und zu beleben: „Herr, lehre uns beten“.

Auf die Bitte der Jünger antwortet Jesus zunächst mit einer Vorlage, die wir heute als das „Gebet des Herrn“ bezeichnen. Sie ist uns im Lukasevangelium (11,1-49) in Kurzform überliefert, während das Matthäusevangelium (6,9-13) eine längere Fassung enthält. Gemeinsam ist beiden Fassungen der Beginn, das Wort „Vater“. Damit ist nicht nur der Adressat des Gebetes bezeichnet, sondern auch und vor allem die eigentümliche Qualität christlichen Betens.

Der Vater überm Sternenzelt

Der Gott, an den sich der betende Christ wendet, ist kein anonymes, gefühlloses und apathisches höchstes Wesen, er ist Vater. Auch das Alte Testament weiß bereits von einem Gott, der sich den Menschen zuwendet wie ein Vater und den Verirrten nachgeht wie ein Hirt seinen verlorenen Schafen. Und in Milliarden Menschen lebt mehr oder weniger bewusst die Ahnung, die Schiller in seiner Ode an die Freude ins Wort gefasst und Beethoven in seiner 9. Symphonie sublim vertont hat: „Brüder – überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen“.

Der Vater Jesu Christi

Doch in Jesu Mund hat das Wort “Vater“ einen ganz besonderen Klang und Glanz. Er wendet sich nicht an irgendeinen Vater, sondern an seinen Vater. Dieser ist nicht Vater geworden. Er ist Vater von Ewigkeit her, der Vater schlechthin, „von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat“ (Eph 3,14). Jesus ist der einzige göttliche Sohn, „der am Herzen des Vaters ruht; er hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18). Der Vater und der Sohn sind eins in einer einmaligen, unübertrefflichen Beziehung der Liebe und des Vertrauens.

Wer mit Jesus, in seinem Namen, in seinem Geist zum Vater betet, wird in diesen Ozean von Liebe und Vertrauen einbezogen und eingetaucht; er darf sicher sein, dass er Erhörung findet. Diese Gewissheit bestätigt Jesus im heutigen Evangelium durch einige Vergleiche und durch die abschließende Zusage: „Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gibt, was gut ist, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten“.

Stellen wir also in Christus eilends die Telefonverbindung wieder her und wählen wir die richtige Nummer: den VATER!

Mathias SCHILTZ
mathias.schiltz@cathol.lu
 
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