lb fr pt en de
Jahr B (2023-2024)  
18. Januar 2024

Wenn aus Religion Liebe wird

Kommentar zum 3. Sonntag im Jahreskreis von Renée Schmit (21.01.2024)

Vielleicht sagt ihnen der Name Andreas Knapp etwas? Als ehemaliger Studentenpfarrer und Leiter des Freiburger Priesterseminars, gehörte Knapp vor Jahren zu den Hauptverantwortlichen seines Erzbistums, genoss die Anerkennung im Volk und hatte ein ansehnliches Gehalt. Alles in allem, er war fest installiert in der Kirche. Doch Knapp wollte das Evangelium bewusster leben und nicht nur einer Religion, beziehungsweise einer Institution zu Diensten sein. Der Durst nach Stille, Gebet und Kontemplation, das zeichenhafte Leben in einer Gemeinschaft, sowie die Zeichen der Zeit, trieben den Theologen innerlich um. Eine Zeit des geistlichen Wachstums war angebrochen, wo er mit knapp vierzig Jahren u.a. durch das Zeugnis eines modernen Heiligen, Charles de Foucauld, existentiell berührt wurde. Charles de Foucauld war ein ehemaliger Offizier und Lebemann, der durch eine tiefe Schule der Umkehr gehen musste, um wie Jesus von Nazareth zum Bruder aller Menschen zu werden. Sein Beispiel zog im Leben von Andreas Knapp neue Kreise und so eröffnete sich der Weg einer zweiten Bekehrung.

Nach einer kirchlichen Laufbahn trat Knapp in die Ordensgemeinschaft der Kleinen Brüder von Charles de Foucauld ein, um wie Jesus von Nazareth mit den Menschen und unter ihnen zu leben. So änderte er seinen Lebensstil: Vom Rektor zum Hilfsarbeiter, vom Theologen zum Joghurtverkäufer, vom Lehrer zum Gefängnisseelsorger. Seit zwanzig Jahren lebt Andreas Knapp nun in einem völlig säkularen Umfeld in einer Leipziger Plattenbauwohnung. Durch zahlreiche Bücher wurde er zu einem der bekanntesten spirituellen Autoren unserer Zeit. Aber die persönliche Begegnung mit Jesus von Nazareth war sein eigentlicher „coup de coeur“. Er, der Meister, durchkreuzte seine Pläne und befreite ihn von allem Erwartungsdruck.

Im Sonntagsevangelium werden auch wir Zeugen einer Kehrtwendung im Leben der einfachen Fischer am See Genezareth. Jesus steht am Anfang seines missionarischen Auftrags und sucht Freiwillige, die mit ihm gehen: Männer und Frauen, die ihn begleiten und Zeugen von Gottes mächtiger Wirkkraft in dieser Welt werden. Die Fischer, die er damals in seine engere Nachfolge berief, waren auch nicht auf etwas Neues vorbereitet. Sie hatten bereits ihre Lebenssituation, ihre Familie, ihr vertrautes Umfeld. Aber dennoch trat Jesus in ihre Existenz ein. Hier fing etwas Neues an: „Kommt her, mir nach!“ Andreas und Simon, Jakobus und Johannes ließen sogleich ihre Netze und folgten Jesus.

Nachfolge? So einfach geht es allerdings nicht immer. Viele wissen in diesem Punkt von schlaflosen Nächten und inneren Kämpfen zu berichten, bis dann der Schritt eines Tages vollzogen wurde: Mit dem Eintritt ins Priesterseminar oder in den Orden, mit dem schriftlichen Antrag oder dem entscheidenden Telefon sich ganz in den Dienst zu stellen, oder auch mit dem Heiratsantrag, wo die Entscheidung zur Berufung fiel. Mit einem schärferen Blick in das Evangelium sehen wir, wie Jesus immer wieder in das Leben der Menschen hineinspricht, in das von Andreas Knapp und in die Lebenswirklichkeit von vielen anderen. Der Anruf Gottes durch sein Wort führt zur ganzheitlichen Umkehr und diese Umkehr geschieht im Alltag. Am Ursprung der Nachfolge steht jedoch der liebende Blick des Herrn. Er ist zündend für jeden Neubeginn.

Renée SCHMIT
renee.schmit@cathol.lu

Directrice du Centre de formation diocésain Jean XXIII
Déléguée épiscopale à l’Évangélisation et la Formation diocésaine

 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu