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Justice et Paix Luxembourg  
9. Dezember 2019

„Indigene Völker sind ein lebendiger Appell an die Hoffnung“

Erklärung von Justice et Paix Luxembourg in Zusammenarbeit mit Justice and Peace Europe anlässlich des Tages der Menschenrechte (10. Dezember)

Es wird geschätzt, dass es weltweit etwa 5000 verschiedene indigene Völker gibt, die enge Verbindungen zu ihrer natürlichen Umgebung haben und unterschiedliche sozioökonomische, politische, kulturelle und religiöse Merkmale aufweisen. Trotz ihrer geografischen Verteilung über 70 Länder weltweit und ihrer soziokulturellen Vielfalt sind diese Völker oft mit ähnlichen Bedrohungen und Herausforderungen konfrontiert.

Es ist kein Zufall, dass die Vereinten Nationen 2019 zum Internationalen Jahr der indigenen Sprachen erklärt haben, da die meisten der 2680 vom Verschwinden bedrohten Sprachen indigenen Ursprungs sind. Es ist auch alarmierend festzustellen, dass fast die Hälfte der 400 im Jahr 2017 getöteten Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten aus indigenen Völker stammen, die bei der Verteidigung ihrer individuellen und kollektiven Rechte starben.

Unternehmerische Missbräuche von multinationalen Konzernen (im Kontext von Ausbeutung natürlicher Ressourcen) gehen oft einher mit mangelnder staatlicher Aufsicht und unzureichender Sorgfaltspflicht auf den internationalen Märkten. Im Kontext von Korruption und Straflosigkeit kann dies zur Verletzung von Landrechten, zu irreversiblen ökologischen Schäden, zum Verlust von Kultur und Identität, zum Menschenhandel, zur Sklaverei, zu Diskriminierung und Marginalisierung führen. Die Opfer sind in der Regel die am stärksten Gefährdeten – Kinder, Jugendliche und Frauen.

Diejenigen, die versuchen, ihnen eine Stimme zu geben und sich für ihren Zugang zur Justiz einsetzen, sind oft Angriffen, Drohungen, unzulässiger Strafverfolgung, Einschüchterung, Belästigung und sogar Morden ausgesetzt.

Angesichts dieser menschenrechtlichen, ökologischen und sozioökonomischen Herausforderungen teilt Justice et Paix Luxembourg als Mitglied der Konferenz der Europäischen Kommissionen für Gerechtigkeit und Frieden (Justice and Peace Europe) die Sorge um die indigenen Völker und bekräftigt die Grundsätze der Soziallehre der Kirche über die Menschenwürde aller, insbesondere der Schwächsten. In diesem Sinne unterstützen wir den Aufruf von Papst Franziskus, „besondere Aufmerksamkeit für indigene Gemeinschaften und ihre kulturellen Traditionen zu zeigen“.

Die indigenen Völker sind Papst Franziskus ein wichtiges Anliegen, der sie als „einen lebendigen Aufruf zur Hoffnung“ bezeichnete und uns daran erinnert, „dass die Menschen eine gemeinsame Verantwortung bei der Pflege des gemeinsamen Hauses tragen“.

Der Schutz der Rechte der indigenen Völker und derjenigen, die sie verteidigen, stellt nicht nur ein ethisches Grundgebot dar, sondern ist auch Ausdruck einer völkerrechtlichen Verpflichtung und dem grundlegenden Bekenntnis zu den Menschenrechten.

Wir rufen daher die politischen Entscheidungsträger auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene auf, ihre Bemühungen zu intensivieren, um die uneingeschränkte Anerkennung, den Schutz und die Förderung der Rechte der indigenen Bevölkerung und derjenigen, die sie verteidigen, zu gewährleisten [1] .

Insbesondere fordern wir, dass:

1) öffentliche und private Akteure die Land-, Kultur-, Sprach-, Urheber-, Sozial- und Umweltrechte der indigenen Bevölkerung in Europa und weltweit uneingeschränkt achten und fördern.

2) der Kapazitätsaufbau und die integrative Beteiligung indigener Vertreter an Konsultations-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozessen in allen sie betreffenden Fragen gewährleistet ist.

3) indigenen Opfern und denjenigen, die sie im Falle von Diskriminierung und gewalttätigen Angriffen verteidigen, ein wirksamer Zugang zu Recht und Rechtsbehelf gewährleistet wird.

4) Unternehmen (mit Sitz in Europa) ihre Produkte nicht von Lieferanten beziehen, die mit Entwaldung, Landnahme oder Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehen.

5) politische Entscheidungsträger, einschließlich der Europäischen Union, verbindliche Rechtsvorschriften zur Sorgfaltspflicht im Bereich der Menschenrechte erlassen, um die menschenrechtliche Verantwortung der Unternehmen zu gewährleisten, und eine konstruktive Rolle bei den laufenden Verhandlungen über einen UN-Vertrag zu spielen.

6) bilaterale und regionale Handelsabkommen durchsetzbare Menschenrechts-, Sozial- und Umweltklauseln enthalten, die einen wirksamen Schutz der Rechte der indigenen Bevölkerung gewährleisten.

7) gezielte Maßnahmen zur Unterstützung der nachhaltigen und integralen Entwicklung der indigenen Bevölkerung und Gemeinschaften unter Achtung ihres Lebens, ihrer spezifischen Identität, Kultur, Sprache und religiösen Überzeugungen gefördert werden.

Der Schutz und die Förderung der Rechte der indigenen Bevölkerung und derjenigen, die sie verteidigen, erfordert eine Vorgehensweise auf mehreren Ebenen aller beteiligten Akteure. Justice et Paix Luxembourg in Zusammenarbeit mit Justice and Peace Europe ist bereit, zu diesen Bemühungen beizutragen.


Justice et Paix Luxembourg

Justice and Peace Europe

[1im Einklang mit den einschlägigen Rechtsvorschriften, einschließlich der ILO-Konvention Nr. 169, der UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker und der UN-Erklärung über die Rechte der Menschenrechtsverteidiger

 
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