lb fr pt en de
Jahr A (2016-2017)  
3. Juni 2017

Der Hymnus Veni Creator als Landkarte unseres Lebens

04.06.2017

Wenn wir uns auf ein Territorium begeben, ist es gut und ratsam, wenn wir eine Landkarte bei uns haben, die uns Orientierung gibt, damit wir uns nicht verirren. Der Hymnus Veni Creator versteht sich als Landkarte des christlichen Lebens, dessen Autor Rhabanus Maurus, Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz ist. Seit seiner Entstehung aus dem 9. Jahrhundert wird er auf die ganze Menschheit und die Christenheit herabgerufen und ununterbrochen gebetet und gesungen. Jedes Konklave, jedes ökumenische Konzil, jede Versammlung im Leben der Kirche, jede Priester- oder Bischofsweihe beginnt mit dem Veni Creator. Auch außerhalb des kirchlichen Bereichs hat dieser Hymnus einen ungewöhnlichen Erfolg genossen. Dichter wie Goethe und Angelus Silesius sowie Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Gustav Mahler und andere interessierten sich für diesen Hymnus. Der schlichte Reiz der gregorianischen Melodie ist unübertrefflich. Wenn man diese Melodie zu Beginn von Exerzitien hört, hat man den Eindruck, man würde in eine Atmosphäre eintreten, die erfüllt ist vom Geheimnis und der Präsenz des Heiligen Geistes.

Im Veni Creator wird die Menschlichkeit Gottes in Bildern und Erfahrungen zum Ausdruck gebracht. Was Jesus Christus, der Sohn Gottes uns in seinem Evangelium im Wort gebracht und im Leben bezeugt hat, das lässt er uns mit unseren sinnhaften Kräften schmecken und spüren, erfahren und erahnen. Diesen Geist Gottes, der im Veni Creator bildlich beschrieben wird, wird am Pfingstfest verkündet. Jesus versichert seinen Jüngern, wenn er zum Vater geht, nicht hilflos und allein, wie Waisen, in dieser Welt zurückzulassen. Er verheißt den Beistand, seinen Geist. Die Frohe Botschaft verkündet, dass Gott uns im Wirken und Wehen seines Geistes heimsucht. Den Heiligen Geist empfangen bedeutet: Gott sucht uns. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet: Möchten wir uns von ihm finden lassen? Oder sind wir wirklich meistens nicht zu Hause, wenn er uns besucht?

Leben wir oder werden wir gelebt? Wir wissen alle, wie wenig wir oft in uns selbst leben. All zu oft bewegen wir uns nur an der Oberfläche. Unsere Tiefe bleibt unbeachtet und wird von Zweitrangigem zugeschüttet. So kann es uns geschehen, dass wir den Gast verpassen, Gott, der uns heimsucht; weil wir uns ihm gegenüber verschließen.

Wenn wir ihn aber erkennen und ihn aufnehmen, den Gottes Geist, und uns ihm öffnen, dann spendet er Leben. In liebevoller, mütterlicher Sorgfalt belebt und lindert er. Wir dürfen Hoffnung fassen und uns elend und ausgelaugt, verschmutzt und erschöpft, wie uns das Leben eben hat stehenlassen, ihm anvertrauen, uns in sein Wehen und Wirken geben. Wo noch irgend Leben vorhanden ist, belebt er. Er bricht nicht und wirft nicht weg.

„Wasche, was befleckt ist“, singt die Pfingstsequenz, „heile was verwundet ist“ und erhofft das läuternde und lindernde Bad des Geistwehens, das uns umfängt. „Tränke, was da dürre steht“. So manche Hoffnung ist schon verdorrt, weil sie nur auf Menschen setzte, so viel guter Wille. Belebe sie wieder Heiliger Geist! In liebevoller, zuweilen auch schmerzhaften Zugriff Gottes darf Verkrustetes und Verhärtetes wieder geschmeidig werden. “Beuge, was verhärtet ist, Wärme, was erkaltet ist.“ Erloschene Begeisterung und erloschene Liebe, erkaltete Herzen. „Lenke, was da irre geht“. Weise auch zurecht. Zeige den rechten Weg.

Dass wir von der Kraft Verkrampftes und Verkrustetes in uns aufbrechen lassen, gehört zu der befreienden Kraft unseres christlichen Glaubens, zur Versöhnung und Erlösung. Schön ist es doch Christ zu sein…!

(Quelle: Luxemburger Qort)

Théo KLEIN s.c.j.
 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu