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Jahr A (2016-2017)  
4. März 2017

Niemand wird von Versuchungen verschont

05.03.2017

(Mt 4,1-11)

Seit Adam und Eva ist das Leben eines jeden Menschen von Versuchungen geprägt. So lädt uns die Kirche zu Beginn der Fastenzeit ein, uns mit den Versuchungen Jesu auseinanderzusetzen – die auch die unsrigen sind. Wir werden in unserem Alltag, wie er, auf ähnliche Weise versucht und wir können – wie er – mit Gottes Kraft, das heißt mit Gottes Geist, das Böse durch das Gute überwinden. Die Versuchungen Jesu wollen deutlich machen, was in seinem Leben und in dem unsrigen auf dem Spiel steht.

In der ersten Versuchung erfährt Jesus den quälenden Hunger beim vierzigtägigen Fasten: „Wenn doch diese Steine zu Brot würden!“ Wie oft haben wir schon gewünscht, dass Steine zu Brot würden?“ Wie oft haben wir uns gewünscht, dass Dinge unseren Hunger stillen, die letztlich nur Steine sind, nur Ersatzbefriedigungen? Heraus aus der narzisstischen Selbstgenügsamkeit und in aller Einfachheit sich unter das Wort Gottes stellen. Das Wort Gottes in uns aufnehmen, ist eine Einladung zur Er-Innerung im Sinne des Gehens in das Innere unserer Selbst, denn Gott redet auch heute.

In der zweiten Versuchung wird Jesus auf eine gefährliche Art mit Macht konfrontiert. Diese Versuchung kennen wir auch alle. Worum geht es in unseren großen politischen und kleinen zwischenmenschlichen Schachzügen und Kriegen, wenn nicht um Macht? Der Kampf um Macht liegt vielen Konflikten zugrunde, und Macht ist jener Motor, der unsere Zeitgeschichte bewegt.

Die dritte Versuchung lautet: „Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.“ Diese Versuchung ist bei uns überall präsent, der Wunsch nach göttlicher Unsterblichkeit, von allen beliebt und angebetet zu werden. Die vielen Castingshows sind der beste Beweis dafür. Man möchte etwas Besonderes sein, über dem Leben stehen und die Natur absolut beherrschen. Der Psychoanalytiker und Schriftsteller Horst Eberhard Richter bezeichnet dies als „Gotteskomplex“.

Immer gilt es zu fragen: Was beten wir an? Heute haben wir zwar keinen Kult mehr, bei dem der Kaiser angebetet wird. Aber die Gefahr aus etwas anderem einen Gott zu machen, oder besser gesagt einen Götzen, „ein goldenes Kalb“ zu zelebrieren, besteht gewiss. Diese Versuchung findet sich auch in mancher Ethik und Philosophie, die Gott aus dem Leben heraus komplimentieren will. Gott kommt nicht mehr vor. Kurt Kardinal Koch bezeichnet dieses Phänomen als „Gottlosigkeit oder Vergötterung der Welt“. Christen können sich weder mit der Gottlosigkeit noch mit der Vergöttlichung der Welt abfinden. Denn der christliche Glaube steht quer zu diesen beiden Tendenzen. Wir erleben im Zuge der neuzeitlichen Gesellschaftsentwicklungen, dass die Welt immer mehr verweltlicht wird und Gott abwesend ist. Andererseits erleben wir im Dunstkreis von Esoterik eine entschiedene Zuwendung zu einer mystischen Schau, in der die Welt vergöttlicht wird.

Für Christen ist die Welt weder gottlos noch vergöttlicht. Christen nehmen an der irdischen Wirklichkeit und an der Welt Gottes teil. Dietrich Bonhoeffer brachte es in der Kurzformel auf den Punkt, dass Gott „mitten in unserem Leben jenseitig“ ist, mitten im Leben gegenwärtig, aber als der bleibend Jenseitige.

Gehen wir durch diese Fastenzeit in all unseren Versuchungen gestärkt, getröstet und ermutigt vom Wort Gottes, den Weg der Nachfolge Christi, den Weg der Gerechtigkeit, die den Hunger stillen will, den Weg der Wahrhaftigkeit, der sich der großen Show widersetzt, den Weg des Friedens, der die Machtgelüste in Frage stellt.

Quelle: Luxemburger Wort

Théo KLEIN s.c.j.
 
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