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Jahr B (2017-2018)  
20. Oktober 2018

Der Auftrag der Kirche

Kommentar zum 29. Sonntag im Jahreskreis von Claude Bache (21.10.2018)

Mk 10,35-45

Kirchenkrise. Seit 2010, dem Jahr der Aufdeckung der lange zugedeckten Fälle von sexuellem Missbrauch in der Kirche, ist die Diskussion und das Ringen um die derzeitige und künftige Gestalt der Kirche nicht mehr zur Ruhe gekommen. Es wurde und wird sehr grundsätzlich danach gefragt, ob und wie die Kirche ihrem Auftrag gerecht wird und was denn überhaupt ihr Auftrag sei. Das Evangelium, das an diesem Wochenende in unseren Kirchen verkündet wird, gibt eine Antwort, der es nicht an Eindeutigkeit mangelt: Die Kirche ist dazu da, zu dienen!

Jesus lehnt es den beiden Jüngern Jakobus und Johannes gegenüber ab, ihrem Streben nach den besten Plätzen im Reich Gottes Rechnung zu tragen. Wer von solchem Ehrgeiz angetrieben wird, der hat nicht verstanden, um was es wirklich in seiner Nachfolge geht. So klar sagt Jesus das: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet.“ Nachfolge Jesu heißt: In die Lebens- und Schicksalsgemeinschaft mit ihm treten. Noch deutlicher wird Jesus in seiner anschließenden Ansprache, die er an alle Jünger richtet. Er stellt ihnen zunächst herausfordernd das Negativvorbild der Herrschenden vor Augen, das durch Unterdrückung und Machtmissbrauch gekennzeichnet ist. Es folgt die damals wie heute provokante und bedenkenswerte Weisung: „Bei euch aber soll es nicht so sein.“ Die Jünger sollen sich nicht durch Herrschen, sondern durch Dienen auszeichnen. Ja, Jesus hat den Männern, die ihm als erste nachgefolgt sind, ein geradezu paradoxes Vermächtnis gegeben: Er verpflichtet Männer dazu, zu dienen.

Das Wort „dienen“ bezeichnet im damaligen Umfeld z. B. Arbeiten wie Gäste am Tisch bedienen, Füße waschen – alles Arbeiten, die eigentlich Kinder, Frauen oder Sklaven verrichteten. Niemand sollte Jesus deshalb Naivität unterstellen, er weiß um die Gesetzmäßigkeiten der Welt. Ganz bewusst hält er dagegen. Er will die Menschen, die ihm folgen, nicht klein machen, er will sie zur Hingabe an andere befähigen.

Sein Wort: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen“, wird in unüberbietbarer Weise beglaubigt durch seine Taten. Er, ein freier Mann, wäscht wenig später seinen Jüngern die Füße (vgl. Joh 13, 1-20) und schließlich geht er in seiner Lebenshingabe bis zum Kreuz.

Was Jesus den Zwölf ins Herz schreibt, gilt ohne Abstriche für die Kirche Jesu Christi, die sich als in ununterbrochener Tradition mit eben diesen Aposteln stehend begreift. Dienen? Das Fragezeichen hat keine Berechtigung, es kann nur ein Ausrufezeichen geben: Dienen! Kirche hat Zukunft, wenn sie sich als Ganze und in den vielen konkreten Alltagsfragen an Jesu Handeln und seiner Weisung orientiert.

Eine Kirche, die den Menschen dient, die solidarisch ist mit den Hoffnungen und Sorgen der Menschen von heute, wobei arme und bedrängte Menschen einen besonderen Vorrang haben, eine solche Kirche gewinnt an Glaubwürdigkeit. Sie kann das Licht, das Jesus entzündet hat, weiterreichen.

Quelle: Luxemburger Wort

Claude BACHE
 
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