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Jahr B (2020-2021)  
19. Dezember 2020

„Gott in Maria“

Kommentar zum 4. Advent von P. Jean-Jacques Flammang SCJ (20.12.2020)

Am 4. Adventssonntag richtet sich unser Augenmerk auf das freudenreiche Jawort der Gottesmutter Maria: „Siehe ich bin die Magd des Herrn, ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass alles so geschehe, wie du es gesagt hast.“
Immer wieder haben Philosophen, Wissenschaftler, Theologen und gläubige Menschen versucht zu begreifen, wie dieses marianische Jawort überhaupt möglich gewesen ist.
Mit dem ersten Satz seines Evangeliums deutet Johannes eine Antwort an: „Im Anfang war das Wort“ verweist auf den ersten Satz der Bibel, wo es heißt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, und sehr früh schon hat die Auslegung beider Schriftworte wissen lassen, dass mit „Anfang“ hier keine chronologische Bestimmung gemeint ist, sondern vielmehr das erste Geschöpf der unendlichen Liebe Gottes. Im Anfang - in diesem ersten Geschöpf - schuf Gott Himmel und Erde, und in diesem ersten Geschöpf war, ist und wird immer sein das Wort.
„In der Weisheit (Sophia) war das Wort (Logos)“, so übersetzt deutend Origines den „Anfang“ des Johannes Evangeliums, und Wilhelm Klein erläutert, dass diese Weisheit, „die im Anfang aller Schöpfung ganz unserem Herrn gehörte und gehört und gehören wird in alle Ewigkeit“, mit dem Namen zu nennen sei, „mit dem ihr ewiger Sohn, im Fleische seiner Sterblichkeit wandelnd in der Geschichte seiner Zeit, sie nannte: Maria“.
Von ihr, Maria, sagt der Engel Gabriel dann auch, sie sei „voll der Gnade“. Sie ist dieser Anfang, in dem Gott Himmel und Erde erschuf und in dem Gottes Wort war, ist und bleibt. Die Schöpfung lebt von Anfang an im liebenden Schöpfer, oder auch umgekehrt: Der liebende Schöpfer wohnt in seiner ihn liebenden Schöpfung, „Gott in Maria“. Bei Maria stimmen Gott, der sich gibt, und Mensch, der auf die Freigabe Gottes frei antwortet, ineinander, wie es Ferdinand Ulrich zu verstehen gibt. Der bedeutende Philosoph, der uns dieses Jahr verlassen hat, habe es wie kaum ein anderer verstanden, uns das geistige Auge neu zu öffnen, um das geschaffene Sein erneut als Liebe Gottes zu verstehen, und Maria, als „das geschaffene Sein als Liebe“, unbefleckte Empfängnis, „reine geschaffene Relation des Geschöpfes zu Gott“. Gott scha` ein JA, damit dieses „im und zum ungeschaffenen JA“ in Freiheit und in der Liebe, Antwort geben kann.
Und wir?
Angelus Silesius formuliert so die Gabe und die Aufgabe des Christen: „Ich muss Maria sein / und Gott aus mir gebären, / soll er mich ewiglich / der Seligkeit gewähren.“
Und der zeitgenössische Theologe Gisbert Greshake erläutert: Es gilt, wie Maria, Christus in sich zu empfangen, im Herzen zu tragen, im eigenen Leben Gestalt werden zu lassen und „zur Welt zu bringen“, um auf diese Weise auch „Mutter im Glauben“ für andere zu werden.“ Oder dann mit Chiara Lubich, der Gründerin der Focolar-Bewegung: „Jedesmal, wenn wir ein Wort Gottes in uns eindringen lassen, nehmen wir ein Wort auf, das sich nicht wie andere im Wind auflöst. Dieses Wort bedeutet Gegenwart Christ, ein Samenkorn, durch das der Herr in uns eindringt. Wenn dies fortgesetzt geschieht, wächst Christus in uns und erfüllt uns schließlich ganz. So werden wir ihm gleichförmig, ein anderer Christus. In diesem Sinne sind wir Mutter für Christus in uns selbst.“

Jean-Jacques FLAMMANG SCJ
 
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