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Jahr C (2015-2016)  
25. März 2016

Herztöne Gottes

25.03.2016 (Karfreitag)

Joh 18,1-19,42

Die Medizin und vor allem die Chirurgie bestätigen, dass solange das menschliche Herz schlägt, Hoffnung auf Erfolg – bei Operationen – besteht. Auch schwangere Frauen vernehmen und verspüren die Herztöne ihres werdenden Kindes als eine tief beglückende Erfahrung – oder als Erfahrung großer Angst, wenn die Herztöne ausbleiben. Es ja geht um Leben und Tod, ob Herztöne zu spüren sind oder nicht.

Gilt dies nicht für das Leben allgemein? Hier wird nämlich deutlich, dass mit dem Herzen mehr gemeint ist, als ein Muskel, der das Blut im Körper pulsieren lässt und für das Leben verantwortlich ist. Es ist nun mal eine Tatsache, dass es Menschen gibt, in deren Nähe wir uns wohl spüren, und es gibt 
Menschen, bei denen es uns fröstelt. Was die Ursache dafür ist, ist eindeutig das Herz. Bei gewissen Leuten ist nichts davon zu spüren…

Um zu erkennen, was uns der Karfreitag sagen will, wenn wir Gottes Herz suchen und finden und somit auch Hilfe für unser Bestreben erhalten, Menschen mit einem guten Herzen zu werden, lohnt es sich auf Jesus am Kreuz zu schauen, dessen Herz durchbohrt wurde: „Einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite“ (Joh 19,34).

Das geöffnete Herz Jesu, aus dem Blut und Wasser floss, galt seit jeher als Beweis, dass Jesus am Kreuz gestorben ist und sein Leben für uns hingegeben hat. Die kirchliche Tradition sieht darin den Ursprung der Kirche, so wie die Konstitution über die heilige Liturgie „Sacrosanctum Concilium“ des Zweiten Vatikanischen Konzils es hervorhebt: „aus der Seite des am Kreuz entschlafenen Christus ist das wunderbare Geheimnis der ganzen Kirche hervorgegangen“ (Nr. 5).

Menschen sind zum Nachdenken gebracht worden, dadurch, dass hier offenbar, gemäß dem Zeugnis der Heiligen Schrift, eine ununterbrochene „Kommunikation“ mit dem Vater besteht. So steht das ganze Leben Jesu dafür, dass Gottes Liebe für uns offen ist. Die Szene, in der der Soldat mit der Lanze in die Seite Jesu gestoßen hat, lässt tief das Wesen Gottes erfahren. Hier offenbart sich, wie Jesus die Feindesliebe in äußerster Konsequenz praktiziert.

Es handelt sich um die radikalste und authentischste Auslegung der Bergpredigt: „Liebt eure Feinde, betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters werdet“ (Mt 5,44). Jesus hat das Gebot der Liebe in Wort und Tat ernst genommen und gelebt. Wenn wir diese Botschaft aus dem Evangelium ohne Vorbehalte annehmen und glaubwürdig leben wollen, dann bedeutet der Karfreitag und alle Tage darüber hinaus: dankbar wissen, dass dieses verzeihende Herz auch für uns schlägt. Jesus Christus urteilt nicht nach unseren Fehlern. Am Kreuz betete er für diejenigen, die ihn folterten und töteten. Jesus Christus sucht das Gute – er verzeiht, wenn wir unser Herz seinem Verzeihen öffnen.

Die Kreuzigung Jesu auf Golgotha ist zugleich Ausdruck von menschlicher Grausamkeit und Offenbarung der Feindesliebe sowie der Versöhnung Gottes. Viele Menschen bleiben heutzutage bei der menschlichen Grausamkeit stehen. Sie resignieren oder sind verbittert, denn sie glauben nicht mehr an die „Liebe“.

Dies ist verständlich, da es Situationen und Schicksalsschläge gibt, die die Liebe im Menschen verdunkeln und das Herz Gottes als verschlossen erscheinen lassen. Aber will nicht gerade die „Situation“ des gekreuzigten Jesus helfen, trotz allem zu glauben, dass Gottes Liebe für uns da ist?

Quelle: Luxemburger Wort

Théo KLEIN s.c.j.
 
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