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22. September 2022

Gute Nachricht auch für die Reichen: Der tiefe Abgrund ist nicht unüberwindlich!

Kommentar zum 26. Sonntag von P. Jean-Jacques Flammang SCJ (25.9.2022)

Ein biblisches Gleichnis verstehen heißt seine geistige Einstellung und sein Leben ändern.

Meistens zeigt der erste Satz des Gleichnisses, in welche Richtung die Änderung stattfinden kann. So beginnt das Gleichnis vom verlorenen Sohn mit dem Satz: „Irgendjemand hatte zwei Söhne.“ Warum sagt Jesus nicht: „Ein Vater hatte zwei Söhne“? Weil es darum geht, dass die Söhne - wir also - ihren Vater erkennen als den barmherzigen, und ihn nicht als irgendjemand missbrauchen für eigenes Wohlbefinden, sei es in der Fremde oder daheim. Dem jüngeren Sohn gelingt das, als er „in sich ging“. Und dem älteren, der daheim geblieben ist? Das Gleichnis sagt nicht, ob er in den Festsaal eintritt und lässt bei uns - den Hörern des Wortes - die Frage laut werden: Und wir selber? Haben wir Gott schon als den barmherzigen Vater erkannt, oder ist er für uns die namenlose Energie geblieben oder gar ein eingebildetes Nichts?

Im Gleichnis, das am Sonntag vorgelesen wird, ist es ähnlich. Es geht um den reichen Mann und den armen Lazarus.

„Irgendjemand war reich...“ So beginnt Jesus sein Gleichnis. Sowie „war“? Hat er sich geändert? Wieso „irgendjemand“, da doch der Arme mit seinem Namen Lazarus genannt wird? Der Hörer versteht, dass vielleicht er mit diesem gewesenen Reichen gemeint ist. Und „reich“? Erinnert wird hier an Jesu Seligpreisung: „Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Himmelreich.“ (Lk 6,20).

Die Wandlung, sowie das Leben, bringt im Gleichnis die Beschreibung des Todes.

Reich war der namenlose Mensch, weil er, wie alle wirklich Reichen zur Zeit Jesu, mit den Besetzern des Landes handelte und wandelte. Fromme Menschen dagegen, die sich an Gott und seine Gebote hielten, waren arm, so dass für fromm und arm das gleiche Wort „anaw“ verwendet wird.

Lazarus war arm, und obwohl er vor dem herrschaftlichen Portal des Reichen lag (nicht einfach vor der Tür, wie oft übersetzt wird), wurde er nicht beachtet. Er konnte nicht einmal seinen Hunger stillen von dem, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Deutliche Anspielung an den jüngeren Sohn des erstgenannten Gleichnisses in der Fremde bei den Schweinen.

Wenn Reichtum auch einige Mächtige zusammenführt, dann trennt er doch von vielen andern. Hier in dieser Welt, und auch jenseits des Todes, wo zwischen dem Reichen in der Unterwelt und Lazarus im Schosse Abrahams ein „tiefer, unüberwindlicher Abgrund“ besteht.

Unüberwindlich dort, aber hier in unserer heutigen Welt?

Allen Reichen werden das Gesetz und die Propheten gereicht, und sogar auf einen der von den Toten auferstanden ist, Christus, dürfen sie hören.

Damit ist ihnen der Weg freigemacht, jetzt und hier den tiefen Abgrund zwischen Arm und Reich zu überwinden.

Wer das Gleichnis verstanden hat, wird seine Einstellung und sein Leben ändern.
Denn das Gleichnis belehrt nicht so sehr über das, was nach dem Tode kommt, sondern eher über das, was vor dem Tode möglich ist, nämlich den scheinbar unüberwindbaren Abgrund zwischen Reich und Arm im Sinne der Seligpreisungen Jesu schon hier in unserer Welt zu überwinden.

Und das ist gute Nachricht für uns heute, auch für die Reichen.

Jean-Jacques FLAMMANG SCJ
 
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