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10. März 2022

Wo Himmel und Erde sich berühren …

Kommentar zum 2. Fastensonntag von Roger Nilles (13.3.2022)

Wenn Not wirklich beten lehren würde, dann müssten wir in diesen Tagen besonders darin geübt sein, denn es ist nicht nur Fastenzeit, es ist Krieg. Und dieser Krieg macht mich ein Stück weit ohnmächtig. Und diese Ohnmacht trage ich vor Gott, zurzeit fast jeden Abend. Dann, in der Einsamkeit der Finsternis, wenn es keinen Unterschied mehr macht, ob ich die Augen schließe, um nichts zu sehen, oder Richtung Decke blicke, ohne etwas zu sehen, frage ich, was man/ich tun müsste, um diesem Wahnsinn ein rasches Ende zu setzen. Sicher, die Frage ist wohl per se schon falsch formuliert und doch ist sie Ausdruck dessen, was mich in diesem Augenblick umtreibt: Ohnmacht.

Nicht nur die Fastenzeit als solche, sondern auch das Evangelium an diesem 2. Sonntag der österlichen Bußzeit spricht vom Beten, der persönlichen Hinwendung zu Gott in der Sprache des Herzens. Es ist wohl Abend, als Jesus auf den Berg steigt, um wie so oft zu beten. Allein der Mond und drei Fackeln spenden etwas Licht. Auch wenn Petrus, Johannes und Jakobus mit ihm unterwegs sind, so wird es doch sehr bald sehr still um ihn. Petrus und seine Begleiter, so steht es in der Schrift, sind eingeschlafen (!) – mitten im Gebet. Unglaublich! Waren sie erschöpft vom Aufstieg? War es zu vorgerückter Stunde? Hatte Jesus (zu) lange gebetet, wie in Lukas 6, als er die ganze Nacht im Gebet verharrte? Wir wissen es nicht, wir lesen nur, dass der Schlaf alle drei übermannte. Und so sahen sie zunächst nicht, wie das Gesicht Jesu sich veränderte. Erst als sie vom Licht erfasst wurden, wachten sie auf, sahen ihn in strahlendem Gewand und bei ihm die alttestamentlichen Figuren Mose und Elija, die von seinem irdischen Ende kündeten, seinem Exodus. Und erst als sie wirklich wach und erneut aufmerksam waren, hörten sie die Aufforderung, auf ihn, den auserwählten Sohn, zu hören.

Wie ist es bei uns? Sind wir im Gebet wachsam genug, um auf ihn und sein Wort zu hören oder schlummern wir beim Beten ein wie bei einer zähen Bettlektüre? Beten verlangt Wachsamkeit. Beten braucht aber noch mehr: Zeit, Raum, Stille, je nach Situation Einsamkeit oder aber Gemeinschaft… damit auch wir Kraft und Verwandlung erfahren. Und Beten sollte stets mehr als „nur“ ein „Bitten für“ und/oder „Danken für“ sein. Beten kann, wenn es gelingt, ein lebendiger Austausch – und mitunter auch ein Ringen – mit Gott sein, ja der Ort, wo Himmel und Erde sich begegnen, berühren.

Ich lade Sie, liebe Leserinnen und Leser, ein, sich in dieser Woche auf Spurensuche zu begeben und die kurzen Textpassagen zu lesen, in denen Jesus betet, wie (um im Lukas-Evangelium zu bleiben) in 3,21-22, 6,12, … oder in Kapitel 11 – „Herr, lehre uns beten!“ – und zu schauen, wo oder wie Jesus betet und was jeweils während des Gebets oder im Anschluss dessen geschieht. Ihm sollen wir es gleichtun, denn nicht die Not, und sei sie noch so groß, lehrt uns beten, sondern allein Jesus selbst. Und bei ihm findet auch meine Ohnmacht seinen Platz.

Roger Nilles, 
Bistumskanzler

N.B.: Ein kleiner Hinweis für Interessierte zum Schluss: Zehn Tipps für ein gutes Gebet: https://www.katholisch.de/artikel/10898-zehn-tipps-fuer-ein-gutes-gebet

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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