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Priedegten 2022  
12. Mai 2022

Kirche – um Gottes Willen

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (12. Mee 2022)

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther (1 Kor 12,12-27)

Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn?

Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach. Wären alle zusammen nur ein Glied, wo bliebe dann der Leib? So aber gibt es viele Glieder und doch nur einen Leib.

Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht. Der Kopf wiederum kann nicht zu den Füßen sagen: Ich brauche euch nicht. Im Gegenteil, gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir umso mehr Ehre und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit umso mehr Anstand, während die anständigen das nicht nötig haben.

Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem benachteiligten Glied umso mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. Wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.

Im Namen unseres Erzbischofs und Kardinals Jean-Claude Hollerich, unserem Weihbischof Leo Wagener und unseres Generalvikars Patrick Muller möchte ich ausdrücklich und aus ganzem Herzen ein großes Dankeschön sagen für alle, die sich in der Kirche engagieren. Viele setzen sich ein, dass die Kirche im Dorf bleibt, respektiv, dass wir auch über unseren eigenen Kirchturm schauen. Viele helfen, kümmern sich in der Sakristei, schmücken die Kirche mit aller Liebe. Regelmäßig haben wir einen Tag der offenen Kirchen und viele engagieren sich in der Kirchenführung. Ich denke aber auch an alle die im Pfarreisekretariat engagiert sind, für ihre Geduld, wenn sie sich einsetzen einen Priester zu finden für Begräbnismessen. Wir haben Leute, die sich kompetent, mit viel Fingerspitzengefühl in der Begräbnispastoral engagieren, Menschen in Leid und Trauer beistehen. Ein Diakon sagte mir einmal. „Wenn ich ein Begräbnis habe, dann bekommt der arme Mensch von der Straße, der keinen Menschen hat – und ich stehe allein mit den Totengräbern auf dem Friedhof – genau so eine würdige Abschiedszeremonie wie ein Mann, der von allen gekannt und geschätzt ist.“ Ja, das ist Diakonie! Das ist Kirche! Nicht zu vergessen unsere Messdiener/innen. Weihbischof Leo Wagener sagte zu ihnen: „Ihr seid mit Tarcisius verbunden, denn auch er war eine Ausnahmeerscheinung. – Hut ab vor Eurem Engagement.“

Ja, es ist nicht so einfach und selbstverständlich sich in der Kirche zu engagieren. Bei allem kirchlichen Engagement geht es darum, dem Glauben eine Ausdrucksform zu geben. In unserer Gewissenserforschung ist es heilsam, uns die Frage zu stellen: „Warum engagieren wir uns? Wollen wir uns profilieren? Feiern wir uns selbst?“ Wollen wir mit unserem Engagement sagen: „Gut dass der Heilige Geist mich hat, er wäre so schlecht dran, wenn er mich nicht hätte?“ Oder ist unser Engagement auch Ausdruck, dass wir vor uns selbst, vor unserem Alltag flüchten, und meinen, die Kirche wäre so ein religiöser Naturschutzpark?

Seien wir ehrlich und realistisch mit uns selbst: In unser Herz schleicht sich ganz leicht Ehrgeiz und Stolz. Dann stehen wir der Schönheit des Glaubens selber im Wege. Stellen wir uns die Frage. Warum engagiere ich mich? Oder religiös ausgedrückt: „Herr, was willst Du dass ich tun soll?“.

Nach meiner Ausbildung als Krankenpfleger ging ich mit Freunden nach Taizé. Dort begegnete ich Frère Roger Schütz. Dies war eine der Begegnungen, die die Weichen in meinem Leben gestellt haben, weil ich da Klarheit bekam in meinen Ringen und Kämpfen, die Entscheidung zum Priesterberuf zu nehmen. Sätze von Frère Roger Schütz prägen mich noch bis heute. Aus der Regel von Taizé heißt es: „à cause du Christ, à cause de l’évangile – wegen Christus und dem Evangelium“ Oder: „Das wenige, das du vom Evangelium verstanden hast und sei es noch so wenig – lebe das Evangelium“. Darum geht es: Das Evangelium leben. Das Evangelium ist Leben. Jesus Christus ist Leben. Jesus Christus und sein Evangelium müssen im Mittelpunkt stehen. Gottes Wille muss im Mittelpunkt stehen. Kirche – um Gottes Willen. Jesus Christus hat uns verheißen, alle Tage bis zum Ende der Welt bei uns zu sein. Er gibt uns die Kraft, schenkt uns seinen Geist. In allem was wir denken, sagen und tun, wir stehen vor Gott. Dadurch bekommt auch alles in unserem Leben eine einmalige und neue Qualität. Wer glaubt, der hat einen neuen Stand. So heißt es in Jes 7,9: „Glaubt ihr nicht, so könnt ihr nicht fest stehen, so habt ihr keinen Stand.“ Paulus ermahnt die Christen: „Steht fest im Glauben!“ (1 Kor 16,13). Das richtige Stehen entspricht dem Stehen eines Baumes. Ein Baum ist tief verwurzelt. Er ruht in sich. Er kann sich im Wind leicht bewegen, ohne dass er umfällt. Und der Baum steht aufrecht. Auch das ist ein schönes Bild für den gläubigen Menschen: er ist verwurzelt in der Tiefe des Glaubens, steht mit beiden Füßen auf dem Boden und ist offen für den Himmel.

Jeder Mensch hat seine einmalige Biographie. Jeder Mensch hat eine Würde. Jeder hat Respekt verdient. Vergessen wir nicht, dass Gott mit jedem eine Liebesgeschichte eingegangen ist. „Es gibt so viel Wege zu Gott wie es Menschen gibt“ (Joseph Ratzinger). Die Kirche erzählt uns viele Geschichten von Menschen, die sich auf Gott eingelassen haben. Gott wohnt in unzulänglichem Licht – heißt es in der Bibel. Niemand hat Gott gesehen. So wie man in der Physik Licht auch nicht sehen kann. Aber es fällt auf den Pullover, dann leuchtet das Licht blau. Das Licht fällt auf eine Bank, dann leuchtet sie braun, auf der Wand weiß. So ist „jeder Heilige wie eine Lichtbrechung Gottes“ (P. Meinrad Dufner OSB). Zum Beispiel ist Franz von Assisi eine Lichtbrechung für die Schöpfungsliebe Gottes. Mutter Teresa ist Lichtbrechung der Liebe für die Armen. Der heilige Benedikt ist Lichtbrechung der Väterlichkeit und Mütterlichkeit Gottes. Welche Lichtbrechung der Möglichkeiten Gottes bin ich?

Seit jeher hat die Kirche den Menschen dieses Licht vermittelt. Kirche als Tankstelle. Viele Menschen zieht es dorthin. Ich habe noch nie erlebt, dass tagsüber hier in der Kathedrale kein Mensch war. Immer sind Menschen hier, die einkehren um zu beten, nach dem Einkaufen, nach der Arbeit. Menschen spüren, dass die Kirche ein Ort ist, der einem gut tut, um gestärkt in den Alltag zurückzukehren. Jeder bringt seine Sorgen mit. Im Psalmvers 55,23 heißt es: „Wirf deine Sorgen auf den Herren, er hält dich aufrecht!“ Wie viele Sorgen sind hier in der Kathedrale schon vor das Bild der Trösterin der Betrübten getragen worden. Eine gute Mutter tröstet. Maria, Trösterin im Leid, sie weiß was Leid ist. Weil sie selber Leid erfahren hat, fühlen wir uns verstanden.

Das älteste Mariengebet, das im 4. Jahrhundert entstanden ist, beginnt mit den Worten: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir o heilige Gottesgebärerin“. Maria steht vor uns. Sie ist die große Fürbitterin. Schon mit dem Konzil von Nikäa (787) wird Maria offiziell als Fürbitterin verstanden. Und wenn wir nicht mehr richtig beten können, dann gehen wir zu Maria und bitten sie stellvertretend für uns zu beten. Glaube ist schön. So wie in einer harmonischen Familie eine Mutter ihre gute Seele ist, so brauchen wir in dieser turbulenten Zeit in der Kirche nicht zu resignieren. Maria hat schon so manchen Sturm erlebt. Ja, der Glaube ist schön.

 
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