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9. Mai 2024

Das ist das ewige Leben,…

Kommentar zum 7. Sonntag der Osterzeit von Sr Danièle Faltz (12.05.2024)

Der Evangelientext vom nächsten Sonntag ist ein Auszug aus der Abschiedsrede Jesu. Jesus hat sicher diese Rede nicht genau nach vorliegendem Wortlaut gehalten. Jahrzehntelang nach den Ereignissen der Passion und der Auferstehung, fasst Johannes in diesem Meditationstext alles zusammen, was er und die junge Gemeinschaft aus dem Leben Jesu nachhaltig bewahren wollten. Deshalb lässt er Jesus nach der Fußwaschung und vor seiner Festnahme, eindringlich in Ich-Form auslegen, was ihm wirklich am Herzen lag.

Der Abschluss dieses Textes nimmt dann eine noch feierlichere Form an: ein Gebet, das Jesus für seine Freunde an den Vater richtet. Ein Text, der für die Christen sehr wichtig ist, weil er das ausdrückt, was Jesus letztlich für uns wünscht und erbittet: er ist gekommen, damit wir Menschen Leben und Erfüllung finden in Gott. „Das ist das ewige Leben, Dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den Du gesandt hast.“ (Joh 17,3)

Aus diesem vielschichtigen Gebet möchte ich nur zwei Gedanken hervorstreichen:
Jesus bittet darum, dass seine Jünger, also auch wir, die wir uns heute Christen nennen, eins seien, und zwar so, wie er und der Vater eins sind. Der Anspruch ist enorm: wie er und der Vater, eins im Wollen und eins in der Liebe! Das ist mehr als Gemeinschaft oder Zusammengehörigkeit. Es ist eine tiefe Verbindung im Heiligen Geist, dem Geist der Liebe.

Wenn wir den Mut aufbringen, etwas genauer in die Geschichte und in die heutige Wirklichkeit der Christenheit hineinzuschauen, dann können wir nur feststellen, dass dieses Gebet unseres Herrn bis heute scheinbar unerhört bleibt. Nach der Auferstehung und bis heute gibt es immer wieder Spannungen und Auseinandersetzungen über theologische Fragen, über die Auslegung der Bibel, über kirchliche Verordnungen, über Liturgie oder über Stellungnahmen der Christen in der Gesellschaft.

Jesus weiß wohl, dass eine solche tiefe Einheit unter den Christen menschlich unmöglich ist. Hat er doch schon in der Jünger-Gemeinschaft das Gerangel um Vorsitz, Macht oder Geld erlebt. Genau darum bittet er ja den Vater, uns diese Einheit zu schenken, untereinander, aber auch mit Gott. Denn die immer lebendigere und stärkere Nähe eines jeden einzelnen Menschen zu Gott fördert die Einheit der gesamten Menschheit.

Ein 2. schwieriges Thema unseres Textes ist die Welt: die Christen sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Damit ist die Spannung, in der wir Christen leben, angesprochen: dass wir in der Welt sind, ist eine Selbstverständlichkeit, wir sind in sie hineingeboren, und dorthin gehören wir, mit der Aufgabe, die Mission Jesu weiterzuleben. Johannes aber meint mit Welt alles, was uns von Gott trennt. In diesem Sinn sollten wir Christen nicht von der Welt sein, nicht vom Bösen, nicht von der Ungerechtigkeit, nicht vom Egoismus. Also wirklich mitten unter den Menschen leben, ohne dem Bösen eine Angriffsfläche zu bieten. Auch dies ist uns Menschen unmöglich; wir sollten uns deshalb vertrauensvoll auf das Gebet unseres Herrn verlassen. All unser Bemühen mündet in der Güte und Barmherzigkeit des Vaters.

Nur wenn wir in der Welt leben und dort mit Mut und Entschlossenheit das Böse, den Egoismus, die Ungerechtigkeiten bekämpfen, sind wir Zeugen Christi und erfüllen den Auftrag, der bei der Himmelfahrt an die Jünger gerichtet wurde: nicht zum Himmel starren, sondern: „Geht hinaus in die Welt und verkündet das Evangelium“, d.h., nehmt alle mit auf den Weg der Freude und des Lebens in Fülle.

Danièle FALTZ r.d.c.
daniele.faltz@cathol.lu
 
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