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Persönliche Kommentare  
17. Dezember 2015

Genug getrennt?

Luxemburg geteilt: Weihnachten im Zeichen der Trennungen - Ein persönlicher Kommentar

2015 war, so viel darf jetzt schon gesagt werden, ein Jahr der Trennungen. Und damit ist längst nicht nur die auf Biegen und Brechen herbeigeführte, politisch motivierte Trennung Staat - Kirche(n) gemeint. Nein, wir haben dieses Jahr weit mehr getrennt und uns verabschiedet. Verabschiedet vom Ausländerwahlrecht - und wohl auch von künftigen Referenden (zu gefährlich) -, vom Saubermann-Image des Landes (in der Folge der Ende 2014 publik gewordenen LuxLeaks-Affäre und leidiger Steuerfragen), vom Timing der Verfassungsreform, vom Wort Neutralität, von einer Familienpolitik, die die Familie als ganzes in den Mittelpunkt stellt, von einem Wertefach, das höhren Ansprüchen genügt, von einem ungezwungenen Umgang zwischen Menschen unterschiedlicher (Welt)anschauungen und Meinungen, von der Vorstellung, dass neue Besen gut kehren und hohe Sympathie- und Kompetenzwerte sich halten… (Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit und überlegen Sie, wo Sie sich im Kleinen und wo wir uns im Großen getrennt haben… die Liste ist lang). Ja, wir haben uns so sehr getrennt, dass wir jetzt ein Fach einführen müssen, das das Zusammenleben einübt. Wir schaffen das… vermutlich nicht.

Und wir haben uns nicht nur getrennt, sondern auch gestritten, viel gestritten (von Kultur bis Kultus blieb kaum ein politischer wie gesellschaftlicher Bereich davon unberührt) - und jeder weiß wohl am besten, wann er mit wem gestritten hat… und vielleicht sogar noch worüber. Wollen wir weiter streiten im Lande? Unter dem Weihnachtsbaum? Im neuen Jahr? Geht so „nation building“, „nation branding“? Mich beschleicht das Gefühl (nicht nur im Schneckentempo mit dem Auto unterwegs in der Stadt), wir sind näher an der „nation baustelle“…

Ein Vorschlag: Wir hören auf damit! Trennungen sind vielleicht manchmal nötig, können zuweilen Klarheit und neue Perspektiven schaffen, meistens aber sind sie Mist. Reißen Wunden auf, schaffen neue Probleme und tragen nicht zu dem zum Fremdwort mutierten „Gemeinwohl“ und zum sozialen Frieden bei. Wem ist damit gedient?

Könnten wir nicht Gemeinsamkeiten suchen und Brücken bauen, statt uns zu beharken, die Differenz zum Problem zu erheben und Fronten aufzubauen? Können wir nicht wieder aufeinander zugehen, Luxemburger auf Nicht-Luxemburger, Wohlhabendere auf sozial Schwächere, Regierung auf Opposition, Laizisten auf Kirchenvertreter (oder umgekehrt) und so weiter… und wir alle gemeinsam auf die Menschen auf der Flucht? Sie suchen bei uns Schutz und auch ein Stück neue Heimat… und, wenn sie denn eine Vorstellung von Luxemburg hatten, dann sicher nicht die von einem ziemlich zerstrittenen Haufen Unzufriedener, der nach Identität fragt, dabei seinen immateriellen Reichtum nicht mehr sieht. Wir müssen uns bewegen, alle, aufeinander zu.

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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