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Regard protestant, orthodoxe, israélite  
13. Mai 2017

Freiheit – und was nun?

Regard protestant von Hans-Martin Heins (14.5.17)

Freiheit war der Ruf der sechziger und siebziger Jahre: freie Entfaltung der Persönlichkeit, jeder sollte tun, denken und reden dürfen, was ihm gefällt. Heute haben wir in vielen Bereichen eine andere Situation.

Lassen Sie es mich in einem Vergleich verdeutlichen: Wenn man im Gefängnis ist – und wir fühlten uns damals manchmal im Gefängnis von Ordnungen, Gewohnheiten und Moralvorstellungen –, dann ist der Ruf nach Freiheit wie eine Erlösung, neues Leben, Hoffnung. Und, das muss man sagen, wir haben uns eine große Freiheit erkämpft. Anders ist die Situation, wenn ich mich in einem fremden Land verfahren habe. Ich frage Passanten, damit sie mir wieder den richtigen Weg zeigen. Wenn sie mir dann immer nur „Freiheit, freue Dich über Deine Freiheit“ entgegenrufen, dann denke ich doch: „die spinnen“. Ich will wissen, wo der Weg lang geht, und die reden von Freiheit.

Wir leben heute in einer Zeit, in der wir durch die vielfältigen Medien und internationalen Vernetzungen nicht nur viele Informationen, sondern auch zahlreiche Orientierungsangebote erhalten. Einerseits ist diese Vielfalt der Informationen faszinierend. Welche Möglichkeiten stehen uns da offen! Aber andererseits bewirkt diese Vielfalt oft auch eine Verunsicherung: Wie sollen vor allem Kinder und Jugendliche sich da zurechtfinden. Sie werden zugedeckt mit Informationen und Einflüssen ganz unterschiedlicher Art. Ohne eine feste Orientierungsbasis ist es dadurch oft nicht einfach, einen guten Weg durch das Leben zu finden. Die große Freiheit wird leicht zur Orientierungslosigkeit und Überforderung.

Als Reaktion darauf ziehen viele sich auf sich selbst zurück und nehmen sich selbst als Orientierungspunkt: „Ich mache, was mir nützt.“ Aber wir merken schnell, dass das allein noch keine hilfreiche Orientierung durch das Leben ist. In den schweren Zeiten des Lebens brauchen wir mehr.

Wir brauchen aber auch keine neue Orientierung, die uns wieder in alte oder neue Gefängnisse führt. Davon wird uns heute genug angeboten in religiösem und politischem extremen Gedankengut. Wir brauchen ein gutes und stabiles Fundament für eine gute Orientierung im gesellschaftlichen Bereich und privaten Leben. Die gute Botschaft von Jesus Christus hilft uns da weiter. In ihr finden wir Werte, die für die Entwicklung unseres modernen menschlichen Lebens gut und hilfreich sind, zum Beispiel Respekt und Achtung vor der unverletzbaren von Gott geschützten Würde des anderen Menschen, auch des persönlichen Gegners; nicht zu hoch von sich selbst denken; anderen vergeben und einen Neuanfang ermöglichen; andere nur so behandeln, wie man selber behandelt werden möchte; persönliche Verantwortung für das eigene Leben, das Leben anderer und der Schöpfung; nicht andere Dinge als Gott selbst zum Wichtigsten zu machen und vieles andere mehr. Wenn wir uns nicht wieder darauf besinnen, werden andere die Orientierungshoheit übernehmen.

Die Botschaft von Jesus Christus ist eine große Hilfe, um unsere schöne gewonnene Freiheit in Freiheit sinnvoll und gut zu gestalten. Wir müssen die Botschaft nur befreien von alten verstaubten Formen und modernen, aber überholten Vorurteilen, sie wieder neu kennenlernen und versuchen, danach zu leben.

Der Autor ist Pastor der evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Luxemburg.

 
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