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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
18. Februar 2021

Christian Nürnberger: Keine Bibel

Religiöses Buch des Monats Februar 2021

Wer schon einmal versucht hat, die Bibel ganz zu lesen – von „Im Anfang schuf“, den ersten Worten des Buches Genesis, bis zu „Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen“, dem letzten Satz der christlichen Bibel aus der Offenbarung des Johannes, wer also schon einmal versucht hat, die Bibel von vorne bis hinten zu lesen, weiß, wie schwierig das sein kann – und wie spannend gleichzeitig.

Viele ihrer Texte – ein „Durcheinander aus Erzählung, Predigt, Gesetzestext, Dichtung, Stammbäumen“, wie Christian Nürnberger sehr treffend aufzählt, sind ohne eine Art Reiseführer kaum zu verstehen. Wieso gibt es zwei Schöpfungserzählungen? Was soll die Geschichte mit Isaaks Opferung? Und was ist von der Auferstehung Jesu zu halten?
„Keine Bibel“ ist so ein Reiseführer. Der Journalist und Autor Christian Nürnberger erzählt darin wichtige Geschichten der Bibel in verständlicher, lebendiger Sprache nach und ordnet sie ein, sodass sie auch Menschen ohne theologische Bildung zugänglich werden. Und er macht den roten Faden sichtbar, der die Bibel von Anfang bis Ende durchzieht: Wie kann die Welt heil werden, obwohl der Mensch ist, wie er ist? Wie kann es gelingen, die Menschen zu einem solidarischen Leben zu bewegen – sowohl untereinander als auch in der Welt, deren Teil sie doch sind?

Von anderen Einführungen in die Bibel unterscheidet sich dieses Buch, weil es nicht den Anspruch hat, die wissenschaftlichen Diskussionen zu den einzelnen Passagen zu präsentieren. Nürnberger geht es vielmehr darum, die Geschichten selbst wieder bekannt zu machen: Klassiker wie die Schöpfungserzählungen, Adam und Eva oder Mose und der Befreiungskampf der Israeliten, aber auch ein Überblick über die prophetischen Texte des Alten Testaments. Dann natürlich die Evangelien und die Briefe des Paulus und dazu die Offenbarung des Johannes. Unterbrochen wird der Erzählfluss durch „Zwischenrufe“ und „Zwischenfragen“, die Einwände aufgreifen, die sich heutigen Leser/-innen aufdrängen könnten: Wer soll das glauben? Muss man die Bibel wörtlich nehmen?
All das auf nur wenig mehr als 200 Seiten zu präsentieren, ist ein Wagnis. Und es ist gelungen! Nürnberger zeigt, dass die biblischen Geschichten alles andere als out sind. Sie bilden – das ist ihm sehr wichtig – die älteste Wurzel des Humanismus, sind also nicht nur für Christen und Juden von entscheidender Bedeutung, sondern für die ganze europäische Kultur.

Mit großer Sorgfalt bringt Christian Nürnberger neugierigen und zweifelnden Menschen, denen, die religiös musikalisch sind, und gerade denen, die es nicht sind, Jugendlichen und Erwachsenen einige der wichtigsten Texte der Bibel nahe. Er fasst ihren Gehalt in acht Botschaften zusammen, auf die sich „eigentlich alle einigen können müssten, Juden, Christen und Muslime genauso wie Atheisten und Agnostiker.“ Und er zeigt, was Glauben biblisch verstanden heißt. Am besten, Sie fangen gleich an zu lesen.

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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